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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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öffneten.
    Sie hatten ohne echte Anteilnahme der gesellschaftlichen Pflicht Genüge getan, um ihren Onkel zu trauern, und waren nach einem halben Jahr nach London gekommen, um die große Welt im Sturm zu erobern.
    Harrys Aussehen und Charme, die zu seinem Titel und Vermögen hinzukamen, öffneten ihm jede Tür, während Canédas Erfolg auf ganz anderen Dingen beruhte, aber nicht weniger erfreulich war.
    So sehr Harry seinen englischen Vorfahren ähnelte, so sehr ähnelte Canéda ihrer Mutter. Sie war klein, ihr schwarzes Haar hatte einen geheimnisvollen bläulichen Schimmer, und ihr ovales Gesicht wurde von zwei großen Augen beherrscht, die von langen schwarzen Wimpern umrahmt waren.
    Aber hier endete die französische Ähnlichkeit, denn Canédas Augen waren so blau wie die ihres Bruders und machten ihr ohnehin schönes Gesicht noch faszinierender, weil die Kombination so ungewöhnlich war.
    Sie war so schön, daß jeder Mann, der sie ansah, den Wunsch verspürte, noch einmal hinzuschauen, und waren seine Augen erst einmal von ihren blauen gefesselt, war er ihr Gefangener, und es gab kein Entrinnen.
    »Es kann nicht wahr sein, Harry!« stöhnte Canéda nach ein paar Wochen Londonaufenthalt. »Ich habe heute abend nicht weniger als drei Heiratsanträge bekommen!«
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Harry.
    Es war seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, daß seine Schwester auf dem Ball, den sie beide besucht hatten, wie ein Stern unter den anderen Mädchen desselben Alters, die vor Schüchternheit den Mund nicht aufbrachten, geglänzt hatte.
    Sogar verglichen mit den blendend schönen, weltklugen, etwas älteren Frauen, schien sie Vorzüge zu haben, die diesen fehlten.
    Vielleicht war es ihre Lebhaftigkeit, die Art, wie ihre Augen leuchteten und ihre Lippen lächelten, die sie lebendiger erscheinen ließen als jede andere Frau.
    Weil Bruder und Schwester einander so nahestanden, fühlte sich Harry als Beschützer Canédas und wollte niemand erlauben, sie zu einer vorschnellen Heirat zu drängen.
    Einige ältliche Tanten, die sich zu Canédas Anstandsdamen ernannt hatten, lagen ihm ständig in den Ohren, sie zu bewegen, einen der höchst vorteilhaften Anträge, die sie erhalten hatte, anzunehmen. »Lord Warrington ist ausnehmend reich«, sagten sie, »und sein Haus in Huntingdonshire ist fast so schön wie Langstone Park.«
    Harry war nicht darauf eingegangen, und sie hatten fast ärgerlich fortgefahren: »Man sagt uns, daß Canéda die Hand des Grafen von Headingly ausgeschlagen hat, ohne auch nur darauf zu hören, was er zu sagen hatte! Wie kann sie nur so töricht sein?«
    Harry, der seine eigene Meinung über den Grafen von Headingly hatte, war nicht sehr beeindruckt gewesen. »Canéda kann heiraten, wen und wann sie will«, sagte er, »und je länger sie es sich überlegt, desto erfreulicher für mich, da ich sie gern um mich habe.«
    »Du hast kein Recht, ihrem Glück im Weg zu stehen«, protestierten seine Tanten, aber Harry hatte nur gelacht.
    Er wußte, wie seine Schwester über eine Heirat dachte, und konnte verstehen, daß die Männer, die sie verehrten, enttäuscht über ihre Weigerung waren, sie ernst zu nehmen. Er wußte auch, daß insbesondere Lord Warrington immer verzweifelter wurde.
    Aber bevor er weitersprechen konnte, kam der Butler herein und brachte auf einem Silbertablett die Morgenpost. Es handelte sich um drei Briefe, die er Harry mit den Worten überreichte: »Mr. Barnet läßt grüßen, Mylord. Da er der Ansicht ist, die Briefe seien für Sie persönlich, hat er sie nicht geöffnet.«
    »Vielen Dank, Dawson.« Harry nahm die Briefe und öffnete den ersten. Dabei entging es seiner Aufmerksamkeit nicht, daß die beiden anderen von zwei attraktiven Damen stammten, denen er den Hof machte.
    Erst als er den Brief aus dem Umschlag zog, den er gerade geöffnet hatte, merkte er, daß er aus Frankreich kam.
    Dann sah er zu seinem Erstaunen, daß die Adresse unter einem eindrucksvollen Wappen, auf dem ein Krönchen saß, lautete: Schloß Bantôme.
    Als er ihn zu Ende gelesen hatte, warf er den Brief Canéda zu und sagte: »Wenn dich das nicht zum Lachen bringt, bringt dich nichts zum Lachen.«
    »Von wem ist er?« fragte Canéda.
    »Du wirst es nicht glauben«, antwortete Harry, »aber er ist von Mamas Verwandtschaft. Wie können sie es wagen, mir nach all diesen Jahren zu schreiben, nur weil ich einen Titel geerbt habe? Am liebsten würde ich ausspucken!«
    Seine Verachtung äußerte sich so
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