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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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hinausgingen.
    Die Porträts an den Wänden stellten nicht die recht gestrengen Verwandten ihres Vaters dar, sondern deren Kinder.
    Es gab Kinder, die ziemlich starr und mit aufgerissenen Augen für den Künstler posierten, Kinder, die mit ihren Puppen spielten, und ein Kind, das zwei kleine Kätzchen im Arm hielt, sah Canéda ihrer Meinung nach nicht unähnlich. Auf alle Fälle hatte es blaue Augen wie alle Langs, und Canéda hatte früher oft gedacht, daß sie viele Kinder haben wollte, die das dunkle Haar ihrer Mutter und die blauen Augen ihres Vaters hatten, die ihr eigenes Gesicht so ungewöhnlich machten.
    Sie sagte sich, daß es jetzt unwahrscheinlich war, daß sie je Kinder haben würde, und wenn doch, dann würden sie nicht Kinder einer solchen Liebe sein, wie sie ihr Vater und ihre Mutter füreinander empfunden hatten.
    Was hat es für einen Sinn, so etwas Dummes zu denken? fragte sie sich wieder wütend. Sie ging quer durch das Zimmer, um in den Garten hinauszusehen, und zwang sich zu denken, wie schön er war mit dem Flieder, der gerade zu blühen begann, und dem Pfeifenstrauch, der die Luft mit seinem Duft erfüllte.
    Sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr öffnete, und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin zurück, gesund und munter, wie du siehst, Harry – «, begann sie und drehte sich um. Die Worte erstarben ihr auf den Lippen.
    Es war nicht Harry, der in das Zimmer gekommen war, sondern der Herzog.
    Er sah in seinen Reithosen, den Stiefeln und der grauen Cordjacke dem Mann, den sie gesehen hatte, als sie auf die Reitbahn gesprungen war, so ähnlich, daß sie einen Augenblick dachte, es müsse sich um einen Geist handeln und sie bilde ihn sich nur ein.
    Als er auf sie zuging, starrte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an und sagte schnell: »Warum … warum sind Sie … hier?«
    »Ich wollte deinem Bruder einen Besuch abstatten.«
    Canéda hatte das Gefühl, daß ihr der Atem stockte. Dann fragte sie in höchster Aufregung: »Warum? Was wollten Sie ihm sagen? Sie haben ihm doch nicht etwa gesagt –?«
    Ihre Stimme erstarb.
    »Ich habe deinem Bruder natürlich erzählt, daß wir uns kennengelernt haben«, sagte der Herzog ganz ruhig.
    »Warum haben Sie das für nötig befunden?«
    »Ich habe meine Gründe dafür.«
    »Harry wird sehr wütend auf mich sein, wenn Sie ihm erzählt haben – « Blitzartig durchfuhr Canéda der Gedanke, wie wütend Harry wäre, wenn ihm der Herzog erzählt hatte, daß sie so getan hatte, als gehöre sie zu einem Zirkus. Und noch schlimmer war, daß sie mit ihm allein zu Abend gegessen und versprochen hatte, über Nacht zu bleiben!
    Als ob der Herzog ihren Gedanken gefolgt wäre, sagte er ruhig: »Ich habe deinem Bruder nichts von dem erzählt, was du befürchtest.«
    Canéda bekam vor Erleichterung beinahe weiche Knie. Dann fragte sie: »Warum haben Sie Harry aufgesucht, und warum sind Sie in England?«
    »Die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe.«
    Als ob sie sich auf einmal erinnerte, wie sehr er sie in Bantôme verletzt hatte, wandte sie sich von ihm ab und sah in den Garten hinaus. »Ich verstehe nicht, warum Sie hierher gekommen sind«, sagte sie mit einer Stimme, die sie kalt und fremd klingen lassen wollte, »wo Sie doch so unhöflich zu mir waren, als wir uns das letzte Mal begegnet sind.«
    »Ich habe dich damit bestrafen wollen«, sagte der Herzog, »so wie du versucht hast, mich zu bestrafen.«
    Canéda war überrascht, aber sie sagte nichts, und er fuhr fort: »›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ War das nicht der Grund für deinen Besuch in Saumac?«
    »Wie haben Sie herausgefunden, wo ich danach hingefahren bin?«
    »Das war nicht sehr schwer«, sagte er. »Der Gastwirt, bei dem ihr wart, war sehr beeindruckt, nicht nur von den beiden eleganten Damen, die in seinem Gasthaus wohnten, sondern auch von ihren prächtigen Pferden.«
    »Er hat Ihnen erzählt, daß wir nach Angers gereist sind?«
    »Und in Angers sagte man mir, daß ihr nach Nantes, und dort, daß ihr nach St.-Nazaire gefahren seid.«
    »Dann wußten Sie, wer ich bin?«
    »Natürlich«, sagte der Herzog. »Ungewöhnlich große Jachten, die englischen Adeligen gehören, tauchen in St.-Nazaire nicht so oft auf, als daß die Bewohner nicht neugierig wären. Um es genau zu sagen, es war der Hafenmeister, der mir mitteilte, daß ihr nach Bordeaux aufgebrochen seid.«
    »Dann haben Sie sich denken können, wohin ich fuhr.«
    »Das, was deine Mutter meinem Vater angetan hat, war natürlich
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