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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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gewesen war, hatte sie gemerkt, wie tröstlich es war, Mitglied einer großen Familie zu sein, ganz abgesehen davon, daß es Spaß machte.
    Madame de Goucourt hatte sich in aller Frühe von Canéda verabschiedet und sich zum Bahnhof von Folkestone aufgemacht. Bevor sie ging, sagte sie noch: »Du hast dich mir nicht anvertraut, Canéda, aber ich ahne, daß dir das Herz weh tut. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber denke daran, die Zeit heilt alle Wunden.«
    Canéda erwiderte nichts, aber sie wußte, daß die Zeit, soweit es sie anging, weder den Schmerz in ihrem Herzen heilen noch etwas an ihrer Überzeugung ändern würde, daß sie den einen Mann, der in ihrem Leben von Bedeutung war, gefunden und verloren hatte.
    Als sie die Auffahrt entlang auf Langstone Park zufuhr, merkte sie, daß nicht einmal mehr die imposante Schönheit des Hauses Eindruck auf sie machte. Statt sie zu bewundern, sah sie nichts anderes vor Augen als die vier Türme von Saumac, die sich als Silhouetten vor dem Himmel abzeichneten.
    Die Kutsche hielt vor dem Eingangsportal an, und ein Lakai eilte die Stufen herab, um den Wagenschlag zu öffnen.
    Canéda stieg aus und blieb noch einen Augenblick stehen, um sich beim Kutscher dafür zu bedanken, daß er sie nach Hause gebracht hatte, und Ben zuzulächeln, der immer noch auf Ariel saß und darauf wartete, ihn in den Stall reiten zu können. Dann schritt sie langsam, als bedauerte sie es, daß die Reise zu Ende und sie wieder zu Hause war, die Stufen hinauf.
    »Willkommen zu Hause, Mylady!« sagte der Butler respektvoll.
    »Wie geht es allen, Dawson?« fragte Canéda. »Ist Seine Lordschaft hier oder in London?«
    »Seine Lordschaft ist im Stall, Mylady. Ich werde jemanden zu ihm schicken, der ihm sagt, daß Sie nach Hause gekommen sind.«
    »Ja, tun Sie das bitte«, erwiderte Canéda und ging die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
    Ben hatte einen der Vorreiter am frühen Morgen vorausgeschickt, um ihre Ankunft anzukündigen, und ihre Zofe wartete bereits in ihrem Schlafzimmer auf sie.
    »Es ist schön, daß Sie wieder zu Hause sind, Mylady«, sagte sie. »Ich bin sicher, daß Sie froh sind, wieder da zu sein.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Canéda.
    »Ich hoffe, Ellen hat sich gut um Sie gekümmert.«
    »Sie hat sich nach Kräften bemüht«, erwiderte Canéda. Sie zog ihr Reisekostüm aus und ein Kleid an, das sie nicht dabei gehabt hatte. Es war sehr hübsch, aber sie warf kaum einen Blick in den Spiegel.
    Was spielte es schon für eine Rolle, wie sie aussah, wenn der einzige Mann, von dem sie sich wünschte, daß er sie bewunderte, nicht nur Hunderte von Meilen entfernt war, sondern sich auch weigern würde, sie anzusehen, selbst wenn er hier wäre?
    Dann tadelte sie sich streng, daß es lächerlich sei, so zu denken: Sie mußte ihr Leben in England wieder aufnehmen, wo sie es unterbrochen hatte, und sich wie vorher daran freuen. In London würden Dutzende von Männern darauf warten, sie zu bewundern, und sie war nicht überrascht, als sie sah, daß auf ihrem Schreibtisch ein ganzer Stoß Briefe lag.
    Ihre Zofe merkte, daß sie einen Blick darauf warf, und sagte: »Ich bin davon überzeugt, daß man Sie in London vermißt hat, Mylady. Die meisten Briefe hat Seine Lordschaft mitgebracht, als er vor zwei Tagen heimkam, und er hat Mr. Barnett erzählt, daß in London Dutzende von Blumensträußen abgegeben worden sind, aber da Mylady nicht da waren, sind sie einfach verwelkt.«
    Canéda stöhnte. »Wir werden, sobald Seine Lordschaft es wünscht, nach London zurückgehen«, sagte sie.
    Sie wußte, daß das eine kluge Entscheidung war. Nichts war törichter, als in Langstone Park herumzusitzen, und schlimmer als alles andere war es, mit ihren Gedanken allein zu sein.
    Was hatte es für einen Sinn, sich an ihre Gefühle zu erinnern, als der Herzog sie geküßt hatte?
    Dann sah sie sein Gesicht, streng und ohne Lächeln, als ihre Großmutter ihn ihr vorgestellt hatte, und danach hatte er sie nie wieder angesehen.
    Sie hätte am liebsten laut aufgeschrien. Dann fragte sie sich noch einmal: Was hatte es für einen Sinn?
    Als sie in der Hoffnung nach unten ging, daß Harry inzwischen von den Ställen zurückgekehrt war, merkte sie, daß sie dieselben Worte immer wieder in Gedanken wiederholte. Was hatte es für einen Sinn?
    Sie ging in das Zimmer, in dem Harry und sie zu sitzen pflegten, wenn sie allein waren. Es war ein heiteres Wohnzimmer, dessen hohe Terrassentüren auf den Garten
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