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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her!
Autoren: Paula Marshall
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Vater”, antwortete Russell ernst. “Ich habe mir jedoch diese Aufstellungen angesehen und muss Ihnen nun einige Fragen stellen.”
    “Ja, bitte, Sir?”
    “Ich bin auf etliche Diskrepanzen gestoßen, Mr Graves, über die ich mit Ihnen reden muss.”
    Edwin wusste sehr gut, dass der Earl of Bretford seinen Ältesten nicht sonderlich schätzte. Es fiel ihm stets schwer, Lord Hadleigh gegenüber nicht zu zeigen, dass er mit dessen Vater einer Meinung war.
    “Auch ich habe die Abrechnungen überprüft, Sir”, erwiderte er in leicht spöttischem Ton. “Unstimmigkeiten sind mir indes nicht aufgefallen. Ich befürchte, Sir, Sie haben sich geirrt.”
    “Ich bin gegenteiliger Ansicht”, sagte Russell scharf.
    Diesen Ton hatte Edwin ihn noch nie anschlagen gehört.
    “Sie werden die Freundlichkeit haben …”, fuhr Russell streng fort.
    “Ich bin sehr beschäftigt, Mylord”, fiel Edwin ihm ungehörigerweise ins Wort. Er war nicht willens, sich nochmals mit den Schriftstücken zu befassen. “Ich habe die Rechnungen sehr sorgfältig überprüft und keinen Fehler entdeckt. Verzeihen Sie, aber wenn Sie anderer Meinung sind, dann sollten Sie die Angelegenheit Ihrem Vater vortragen. Ich versichere Ihnen jedoch, dass er volles Vertrauen zu mir hat. Meine Arbeit wird stets von ihm und Mr Shaw kontrolliert, und bis jetzt hat es nie einen Anlass zu Beanstandungen gegeben.”
    Einen Moment lang fühlte Russell sich versucht, den impertinenten Sekretär am Kragen zu packen und zu schütteln. Lediglich der Gedanke, dass der Vater bestimmt für Mr Graves Partei ergreifen werde, hielt ihn davon ab, den Wunsch in die Tat umzusetzen. Er nahm sich jedoch vor, mit dem Vater über die Angelegenheit zu sprechen, wenngleich er ahnte, dass die Unterredung kein zufriedenstellendes Ergebnis zeitigen würde. Auch der Vater würde sich weigern, ihm zuzuhören, und seine Einwände als Hirngespinste abtun.
    Beim Abendessen war der Vater bemerkenswert leutselig gewesen, und zwar in einem Maße, dass Russell glaubte, die seiner Überzeugung nach unstimmigen Abrechnungen zur Sprache bringen zu können.
    Er beugte sich vor und sagte: “Zufälligerweise habe ich heute die Eddington Court betreffenden Kostenaufstellungen gesehen und bin der Meinung, dass sie in einigen Punkten nicht akkurat sind. Mit deiner Erlaubnis würde ich sie gern …”
    Jäh hielt er inne, weil das Gesicht des Earls plötzlich vor Zorn rot anlief. Schon als Kind hatte er sich hilflos gefühlt, wenn der Vater in Rage geraten war, und daran hatte sich bis jetzt nichts geändert.
    “Wieso redest du nicht weiter, Russell?”, fragte Jack ungehalten. “Was gibt es so Wichtiges, dass du glaubst, mich beim Portwein damit belästigen zu müssen? Sprich dich aus!”
    “Ich möchte, dass du mir gestattest, nach Eddington zu fahren und dort nach dem Rechten zu sehen. Meines Wissens bist du nie dort gewesen, und von unserer Familie hat sich auch sonst niemand da aufgehalten. Ich meine, dass es an der Zeit ist, dass jemand von uns das jetzt tut. Da du aufgrund deiner politischen Tätigkeit verhindert bist und Richard sich zurzeit mit der Umstrukturierung seines geerbten Anwesens befasst, schlage ich vor, dass ich nach Eddington reise.”
    “Ich begreife beim besten Willen nicht, Russell, wie du auf den Gedanken kommen kannst, du seist der Richtige, um in Eddington nach dem Rechten zu sehen”, erwiderte Jack frostig.
    “Ich bin dein Erbe, Vater, und glaube, nach der Durchsicht von Mr Shaws Abrechnungen allen Grund zu der Annahme zu haben, es sei wichtig, die Angelegenheit vor Ort zu überprüfen.”
    Angesichts der Miene des Vaters wusste Russell, dass es sinnlos gewesen wäre, weiter auf ihn einwirken zu wollen.
    “Befasse dich mit Dingen, von denen du etwas verstehst”, entgegnete Jack bissig. “Mr Shaw ist, im Gegensatz zu dir, ein fleißiger, ordentlich arbeitender Mann. Er soll sich nicht darüber aufregen müssen, dass du deine Nase in Angelegenheiten steckst, die dich nichts angehen und von denen du keine Ahnung hast. Das ist mein letztes Wort in dieser Sache.”
    Wider besseres Wissen fühlte Russell sich versucht, seine Absicht, nach Eddington fahren zu wollen, durchzusetzen. Leider war er bei der genauen Durchsicht der Abrechnungen von Mr Graves gestört worden, sodass er nicht genügend Beweise hatte, um dem Vater vor Augen zu führen, dass seine Behauptung berechtigt war. Zudem war er sich darüber im Klaren, dass der Vater ihm auch dann die kalte Schulter zeigen
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