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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her!
Autoren: Paula Marshall
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die Defensive gedrängt. Der Tag hatte schlecht begonnen, und es sah ganz danach aus, dass noch mehr Ärger bevorstand. Caroline würde sich gewiss nicht dadurch beschwichtigen lassen, dass er ihr eine beträchtliche Abfindung zu zahlen gedachte.
    “Nein”, antwortete er knapp. “Aber ich weiß, dass ich dich vernachlässigt habe.” Er war froh, dass er zusammenhängend gesprochen hatte, denn wenn er aufgeregt war, stotterte er manchmal wie in der Kindheit.
    “Wie wahr!”, erwiderte Caroline mit kaltem Lächeln. “Nun, ich enthebe dich der Notwendigkeit, dich je wieder bei mir einfinden zu sollen. Ich bin deine Unbeständigkeit leid und habe daher beschlossen, dich zu verlassen. An sich wollte ich dir das brieflich mitteilen, doch zum Glück ist das jetzt nicht mehr erforderlich.”
    “Du willst mich verlassen?”, murmelte Russell betroffen.
    “Ja!”, bestätigte Caroline kühl. “Mir ist seit einiger Zeit aufgefallen, dass du meiner überdrüssig geworden bist, aber nicht wusstest, wie du mir das zu verstehen geben sollst. Ich habe mich auf die Beziehung zu dir eingelassen, weil ich dich liebe. Natürlich war mir klar, dass du mich nicht heiraten wirst, aber du hattest mir versichert, ledig bleiben zu wollen. Ich war so einfältig, dir zu glauben, und habe mir eingeredet, wir könnten wie Mann und Frau zusammenleben, bis wir alt und grau sind. An meinen Gefühlen für dich hat sich nichts geändert, doch ich mag keine Belastung für dich sein. Vor einiger Zeit habe ich einen wohlhabenden Kaufmann kennengelernt, der willens ist, eine ehrbare Frau aus mir zu machen. Wir werden in der nächsten Woche heiraten. Und komm nicht auf den Gedanken, mich durch Geschenke zurückhalten zu wollen. Zum Abschied möchte ich dir nur noch sagen, dass ich hoffe, du wirst nie so unter einer aussichtslosen Liebe leiden müssen, wie ich das getan habe. Wir haben schöne Zeiten miteinander verbracht, aber nun muss ich fort. Die Kutsche ist abfahrbereit. Lebe wohl, Russell. Ich wünsche dir viel Glück.”
    “Nein, auf diese Weise sollten wir uns nicht trennen!”
    “Hattest du vor, mich zu verstoßen, statt von mir verlassen zu werden?”
    “Nein”, behauptete er wider besseres Wissen.
    Caroline strich ihm leicht über die Wange und sagte weich: “Denk manchmal an mich.”
    Rasch wandte sie sich ab und verließ das Haus.
    Er sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt, fühlte sich jedoch nicht wohl. Jetzt war er zum zweiten Mal von einer Frau verlassen worden. Verärgert dachte er daran, dass der Vater und Caroline ihm, jeder auf seine Weise, deutlich vor Augen gehalten hatten, welche Schwächen er hatte. Nun blieb ihm, damit er sich die Gunst des Vaters nicht restlos verscherzte, nichts anderes übrig, als nach Markham Hall zu reisen und dort einer – wie er gehört hatte, achtzehnjährigen – jungen Dame, die er nicht zur Gattin haben wollte, den Hof zu machen.
    Bei der Heimkehr stellte Russell fest, dass der Vater das Haus verlassen hatte. Daher konnte er ihn nicht davon in Kenntnis setzen, dass die Liaison mit Miss Fawcett beendet war. Nicht wissend, was er mit sich anfangen sollte, begab er sich zum Arbeitszimmer, um den Sekretär zu fragen, wann sein Vater zurückkehren würde. Mr Graves war jedoch auch nicht anwesend. Schon im Begriff, die Tür zu schließen, bewog ihn die Neugier, den Raum zu betreten, zu Mr Graves’ vor einem Fenster stehenden Schreibtisch zu gehen und sich die darauf liegenden Schriftstücke anzusehen.
    Er fand einen kleinen Stapel von Rechnungen und sonstigen, die Geschäftsführung betreffenden Unterlagen vor. In Oxford hatte er gemerkt, dass er mathematisch begabt war. Seine Altersgenossen hatten Mathematik langweilig gefunden und sich lieber amüsiert, statt zu lernen. Er hingegen war von Zahlen stets fasziniert gewesen und entsann sich noch gut, dass Dr. Beauregard … Nein, es war besser, nicht an ihn zu denken, und erst recht nicht an Mary, dessen Tochter.
    Wissbegierig nahm er die Rechnungen zur Hand, rechnete im Kopf die Aufstellungen nach und stellte verblüfft fest, dass er zu anderen Ergebnissen als den unter dem Strich genannten kam. Erneut machte er die Probe aufs Exempel, doch in allen Fällen blieb das von ihm errechnete Ergebnis das gleiche. Verwundert starrte er die Unterlagen an, hörte plötzlich die Tür aufgehen und drehte sich um.
    “Oh, Pardon, Mylord”, sagte Edwin Graves überrascht. “Wollten Sie zu Ihrem Vater oder zu mir?”
    “An sich suche ich meinen
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