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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her!
Autoren: Paula Marshall
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würde, wenn er ihm stichhaltige Beweise geliefert hätte. Er befürchtete, dass er, wenn er sich weiterhin bei diesem Thema aufhielt, etwas Unverzeihliches äußern würde.
    Zum Glück würde er bald eine Weile nicht mehr im Haus sein, obwohl er nicht aus eigenem Antrieb nach Markham Hall fuhr. Solange er jedoch dort war, konnte er eine Zeit lang vergessen, dass der Vater ihn nicht nur nicht schätzte, sondern sogar verachtete.
    Mary schaute auf, als jemand an die Tür klopfte. “Herein!”, rief sie und fragte sich verstimmt, ob sie nie einen Nachmittag ungestört verbringen könne.
    Mit ernster Miene betrat Marcus den Raum und verkündete: “Lady Leominster möchte Ihnen die Aufwartung machen, Madam.”
    Innerlich stöhnte Mary auf. Ausgerechnet die Patentante, mit der jetzt zu reden sie gewiss nicht die Absicht hatte, war zu Besuch gekommen.
    Sie erhob sich, wartete, bis der Butler die Baronin in den Salon gebeten hatte, und sagte dann aufgesetzt fröhlich: “Guten Tag, Tante Viola. Bitte, nimm Platz.”
    Viola setzte sich und erwiderte: “Ich bin überrascht, mein Kind, dass du an einem so schönen Tag daheim bist. Gleichviel, ich will umgehend zur Sache kommen. Da ich meine, dass du dich viel zu selten in der Öffentlichkeit sehen lässt, habe ich meinen Vetter Godfrey, der in der nächsten Woche eine große Gesellschaft gibt, gebeten, dich dazu einzuladen. Nein, nein! Widersprich mir nicht! Ich finde, es ist höchste Zeit, dass du einen attraktiven Mann kennenlernst und wieder heiratest! Du bist noch keine dreißig Jahre alt, sehr hübsch und obendrein vermögend. Es gibt genügend Herren, die froh wären, dich zur Gattin zu haben.”
    “Gott bewahre!”, erwiderte Mary erschüttert. “Ich habe nicht die Absicht, mich ein zweites Mal zu vermählen.”
    Die Ehe mit Henry Wardour war, obwohl der Vater ihn für sie ausgesucht und sie vor ein Fait accompli gestellt hatte, trotz des beträchtlichen Altersunterschiedes glücklich gewesen.
    “Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir freiwillig jemanden wie Henry Wardour, einen Dekan, zum Mann ausgesucht hättest”, fuhr Viola kopfschüttelnd fort. “Und noch weniger verstehe ich, warum du dich damit beschäftigst, seine Arbeit fortzusetzen”, fügte sie hinzu und wies dabei auf die sich auf dem Sekretär häufenden Papiere. “Es ist gut und schön, wenn ein alter Eigenbrötler sich mit einer so trockenen Materie wie der Mathematik befasst, aber ein attraktiver junger Mann hat bestimmt anderes im Sinn und würde auch dich gewiss schnell auf andere Gedanken bringen. Und dieser Punkt ist meiner Meinung nach ein Grund mehr, der Einladung meines Cousins Folge zu leisten.”
    Der einzige Grund, dessentwegen Mary bereit gewesen wäre, sich nach Markham Hall zu begeben, war ihr Wunsch, die ihr lästige Patentante nach der Zusage loszuwerden. Sie wollte sich so schnell wie möglich wieder der unterbrochenen Arbeit widmen.
    “Also gut, ich bin einverstanden”, sagte sie widerstrebend. “Ich habe jedoch nicht vor, allzu lange in Markham Hall zu bleiben.”
    “Ich bin entzückt, dass du eingewilligt hast”, äußerte Viola zufrieden. “Ich werde Godfrey mitteilen, dass du kommst und deine alte Bekanntschaft mit ihm und seiner Familie erneuerst. Du erinnerst dich doch an seine Gattin und seine Tochter, nicht wahr?”
    “Ja, natürlich”, antwortete Mary. Sie entsann sich sehr gut des Balls, der aus Anlass des gesellschaftlichen Debüts von General Markhams Tochter veranstaltet worden war. Sie hatte an dem Fest nur teilgenommen, weil sie von der Tante dazu gedrängt worden war. Miss Angelica hatte einen sehr schlechten Eindruck auf sie gemacht, weil sie die meiste Zeit mürrisch und verdrossen gewesen war. Im Stillen bedauerte sie den armen Mann, den Miss Angelica eines Tages heiraten würde.
    “Ich will dich nicht länger aufhalten”, sagte Viola und erhob sich. “Außerdem möchte ich noch zu meiner Nichte Phoebe, um sie zu bewegen, ebenfalls Gast bei Godfrey zu sein. Auch sie weiß nämlich nicht, was gut für sie ist”, setzte sie dramatisch seufzend hinzu.
    Mary stand auf, läutete dem Butler und verabschiedete sich dann höflich von der Patentante. Erleichtert sah sie die Tür sich hinter der Baronin schließen, sank seufzend in den Sessel zurück und dachte daran, dass ihr nun ein anstrengender, kostbare Zeit raubender Aufenthalt in Markham Hall bevorstand.

2. KAPITEL
    Markham Hall war ein eindrucksvolles, aus der Tudor-Zeit stammendes Anwesen, von
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