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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut
Autoren: Julie Garwood
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ihm unterwarf, um sich so einen Platz im Himmel zu sichern. Diese vermeintliche Pflicht erfüllte er mit freudigem Eifer. Er war ein harter, böser Mann, der als Kind von seinen ihn abgöttisch liebenden Eltern verhätschelt und verwöhnt worden war. Ector war der Meinung, dass er alles haben konnte, was er wollte. Er war davon überzeugt, dass er eigentlich ein Leben in Muße führen sollte, und jeder seiner Gedanken wurde von Geiz beherrscht. Drei Monate bevor Gillians Vater umgebracht wurde, hatte man Ector den begehrten Posten als oberster Vogt gegeben, weil er begabt war im Umgang mit Zahlen. Seitdem hatte er Zugang zu den riesigen Summen Geldes, die er als Pacht von den Bauern einzog, und er wusste genau, wie reich der Baron war. Habsucht schlich sich in sein Herz, und mit ihr kam die Bitterkeit, so scharf wie Galle, weil ihm nicht das gegeben worden war, was er als sein Anrecht betrachtete.
    Ector war gleichzeitig ein Feigling. Während des Angriffs hatte Liese beobachtet, wie ihr Mann sich Gerta griff, die Köchin des Haushalts und Lieses beste Freundin, und sie als Schutzschild gegen die Pfeile benutzte, die im Schlosshof auf sie alle einprasselten. Als Gerta tot war, hatte Ector ihren Körper über den seinen gezogen und so getan, als sei er tot.
    Die Schande war unaussprechlich, und Liese konnte ihrem Mann nur noch mit Abscheu begegnen. Sie wusste, dass sie sich in Gefahr befand, ihre eigene Seele zu verlieren, denn eine Kreatur Gottes so sehr zu verachten, wie sie Ector verachtete, war ganz sicher eine Sünde. Sie dankte Gott, dass er ihr eine zweite Chance gab, ihre Schuld abzutragen.
    Sie sorgte sich darum, dass Ector der Gedanke kommen könnte, ihnen zu folgen. An dem Tag, an dem sie und Gillian abreisen sollten, nahm Liese das Kind mit in den Stall, um sich von Ector zu verabschieden. Sie umklammerte die Hand des kleinen Mädchens und marschierte in den Stall, wo ihr Mann sich eine Art Höhle geschaffen hatte. Sie entdeckte seinen mit Dung und Blut befleckten Tornister an einem Haken in der Ecke und rümpfte angeekelt die Nase. Er roch so schauderhaft wie der Mann, der vor ihr auf und ab tigerte.
    Als sie ihn anrief, zuckte er zusammen, dann hechtete er zu seinem Tornister und versteckte ihn hinter seinem Rücken. Seine Augen huschten aufgeregt hin und her, während er sich hinhockte.
    »Du alter Dummkopf«, schalt sie. »Niemand wird dir deinen Tornister stehlen. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich Dunhanshire zusammen mit Lady Gillian verlassen werde und dass ich dich Gott sei Dank niemals wieder sehen werde. Verstehst du, was ich dir sage? Hör auf, vor dich hin zu brabbeln, und sieh mich an. Ich möchte nicht, dass du hinter mir herkommst. Hast du das kapiert?«
    Ector stieß ein leises Kichern aus. Gillian drängte sich näher an Liese und klammerte sich an ihren Rock. Die Frau beruhigte das Kind sofort. »Lass dir von ihm keine Angst machen«, flüsterte sie. »Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit mit Abscheu erneut ihrem Ehemann zu.
    »Ich meine, was ich sage, Ector. Wage es nicht, mir zu folgen. Ich möchte dich niemals wieder sehen. So weit es mich betrifft, bist du tot und begraben.«
    Er schien ihr gar keine Aufmerksamkeit zu schenken. »Ich werde schon sehr bald meinen Lohn bekommen … es wird alles mir gehören … das Lösegeld eines Königs«, prahlte er heiser und schnaufte. »So, wie ich es verdiene … sein Königreich als Lösegeld. Es wird mir gehören … es wird alles mir gehören …«
    Liese drehte Gillians Kopf so, dass diese sie ansehen musste. »Erinnere dich an diesen Moment, Kind. Das ist es, was Feigheit aus einem Mann macht.«
    Liese sah nie mehr zurück.
    Baron Alford weigerte sich, die beiden von seinen Soldaten nach Norden begleiten zu lassen. Es belustigte ihn, dass diese Hexen zu Fuß gehen mussten. Die jungen Brüder Hathaway kümmerten sich jedoch um die beiden. Waldo und Henry, Pächter aus dem Nordwesten, nahmen ihre Pferde, mit deren Hilfe sie normalerweise das Land pflügten, und ihren Wagen, um sie zu begleiten. Beide Männer waren schwer bewaffnet, denn zahllose Räuber warteten nur darauf, ahnungslose Reisende zu überfallen.
    Glücklicherweise verlief ihre Reise ohne Zwischenfälle, und Liese und Gillian wurden beide im Haushalt des Barons Morgan Chapman herzlich willkommen geheißen. Der Baron war Gillians angeheirateter Onkel. Ungeachtet dessen, dass er im Königreich einen guten Ruf besaß,
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