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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut
Autoren: Julie Garwood
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kam, um dem Verbrecher gegenüberzutreten, der den Vater des Kindes ermordet hatte. Alford, der kaum alt genug war, um als Mann zu gelten, war ein böser, machthungriger Dämon, und Liese war kein Dummkopf. Sie wusste, dass er mit einem Fingerschnippen ihrer beider Tod befehlen konnte.
    Gillian riss sich von Lieses Hand los, als sie den Saal betreten hatten, und lief alleine weiter. Sie blieb stehen, als sie den großen Tisch erreichte, an dem Alford und seine Begleiter dinierten. Ohne die geringste Regung in ihrem Gesicht, mit den Händen zu beiden Seiten des Körpers, stand sie bewegungslos da und starrte den Baron mit leerem Blick an.
    Er hatte das Bein eines Fasans in einer Hand und ein Stück Schwarzbrot in der anderen. Kleine Fleischstücke und Fett baumelten in den zotteligen, schütteren Barthaaren an seinem Kinn. Er ignorierte das Kind einige Minuten lang, während er sich seinem restlichen Essen widmete. Nachdem er die Knochen über die Schultern geworfen hatte, wandte er sich Gillian endlich zu.
    »Wie alt bist du, Gillian?« Alford wartete ungeduldig, ehe er es noch einmal versuchte. »Ich habe dir eine Frage gestellt«, knurrte er und versuchte, seinen rasch wachsenden Zorn unter Kontrolle zu halten.
    »Sie kann nicht älter sein als vier«, bot einer seiner Freunde an. »Ich würde wetten, sie ist schon über fünf«, schlug sein Begleiter vor. »Sie ist klein, aber sie könnte auch schon sechs Jahre alt sein.«
    Alford hob die Hand und gebot ihnen zu schweigen, während er das kleine Mädchen eindringlich ansah. »Es ist eine einfache Frage. Antworte mir, und wenn du schon einmal dabei bist, kannst du mir auch gleich sagen, was ich mit dir anfangen soll. Der Beichtvater meines Vaters glaubt, dass du nicht sprechen kannst, weil der Teufel deine Seele in Besitz genommen hat. Er bittet um das Recht, den Dämon aus deinem Körper zu zwingen, und dabei würde er recht unangenehme Methoden anwenden. Möchtest du, dass ich dir genau erkläre, was er mit dir anfangen würde?«, fragte er. »Ich habe die Macht, ihm zu befehlen, das zu tun. Und jetzt beantworte meine Fragen und beeil dich damit. Sag mir, wie alt du bist«, befahl er ihr mit schneidender Stimme.
    Schweigen war ihre Antwort. Eisiges Schweigen. Alford sah, dass seine Drohungen sie nicht beeindruckten. Er dachte, dass sie vielleicht zu dumm war, um ihn zu verstehen. Immerhin war sie die Tochter ihres Vaters, und was war der für ein naiver Einfaltspinsel gewesen, zu glauben, dass Alford sein Freund war!
    »Vielleicht antwortet sie dir nicht, weil sie nicht weiß, wie alt sie ist«, überlegte sein Freund. »Fang lieber mit den wichtigen Fragen an«, drängte er ihn. »Frag sie nach der Schatulle.«
    Alford nickte zustimmend. »Also, Gillian«, begann er, und sein Ton war so sauer wie Essig. »Dein Vater hat Prinz John eine sehr wertvolle Schatulle gestohlen, und ich habe die Absicht, sie ihm wieder zurückzugeben. Es sind hübsche Juwelen auf der Oberfläche und den Seiten der Schatulle. Wenn du sie gesehen hättest, würdest du dich sicher daran erinnern«, fügte er hinzu. »Hast du oder hat deine Schwester diesen Schatz gesehen? Antworte mir«, befahl er, und seine Stimme wurde vor Zorn schrill. »Hast du gesehen, wo dein Vater diese Schatulle versteckt hat? Hast du das gesehen?«
    Sie zeigte kein Anzeichen dafür, dass sie überhaupt ein Wort von dem, was er gesagt hatte, gehört hatte. Sie sah ihn lediglich unverwandt an. Der Baron stieß einen verärgerten Seufzer aus. Dann entschied er sich, so lange zurückzustarren, bis sie eingeschüchtert war.
    In nur einem Atemzug änderte sich der Gesichtsausdruck des Kindes von Gleichgültigkeit zu Verachtung. Hell loderte der Hass in ihren Augen. Das machte ihn nervös, die Haare in seinem Nacken sträubten sich, und eine Gänsehaut überzog seine Arme. Es war unchristlich für ein Kind in einem so zarten Alter, eine solche Eindringlichkeit zu zeigen.
    Sie ängstigte ihn. Wütend über seine eigenartige Reaktion auf das Mädchen, das wenig mehr als ein Baby war, besann sich Alford wieder seiner bewährten Grausamkeit. »Du bist ein kränklich aussehendes Kind mit dieser blassen Haut und dem tristen braunen Haar. Deine Schwester war die Hübschere von euch beiden, nicht wahr? Sag mir, Gillian, warst du eifersüchtig auf sie? Hast du sie deshalb die Treppe hinuntergestoßen? Die Frau, die dein Kinn genäht hat, hat mir gesagt, dass du und Christen die Treppe hinuntergefallen seid. Und einer der
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