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Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy

Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy

Titel: Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
Autoren: Gemma Townley
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gekommen wäre. »Äh, kommen Sie herauf.«
    Als er durch die Tür trat, lief gerade der Abspann von Deal or No Deal . Helen verließ das Wohnzimmer und meinte, sie koche Chili zum Abendessen. Mit einem dankbaren Lächeln winkte ich Mr Taylor herein.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich eilig, »bitte, setzen Sie sich doch.«
    Mr Taylor sah mich traurig an. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Mrs Hampton … verstorben ist.«
    Ich brauchte fast eine Minute, um die Nachricht zu verdauen. »Verstorben«, stieß ich schließlich mit weit aufgerissenen Augen hervor.
    »Heute am frühen Morgen. Im Schlaf. Es tut mir sehr leid.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an, doch dann wurde ich stocksteif. »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor«, sagte ich schnell. »Grace geht es gut. Ich habe sie doch erst letzte Woche besucht.«
    Er sah mich mitfühlend an. »Tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    »Leid?« Meine Kehle wurde eng. »Das sollte es auch. Weil das hier nicht passiert.« Ich wandte mich ab wie ein trotziger Teenager. Ständig starben Menschen um mich herum – meine Mutter, meine Großmutter, mein Großvater (obwohl ich ihn nicht gekannt hatte, war ich doch auf seinem Begräbnis gewesen, deshalb zählte ich ihn mit), und ich würde nicht zulassen, dass auch Grace mich jetzt verließ. Ausgeschlossen.
    Er nickte traurig. »Ich fürchte, doch. Soweit ich weiß, ging es mit ihrer Gesundheit sehr schnell und drastisch bergab.«
    »Drastisch bergab?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie ist tot, und Sie reden von drastisch bergab?« Ich bereute das Wort tot , sowie es über meine Lippen kam, als würde es erst dadurch real. Ich spürte, wie Tränen in meinen Augen brannten. Tränen der Empörung, der Wut, der Trauer. Und Tränen des schlechten Gewissens. Weil ich bei Omas Tod nicht dasselbe empfunden hatte. Damals hatte ich die Nachricht ihres Todes mit einem Gefühl der Resignation aufgenommen, hatte mit leiser, getragener Stimme gesprochen, weil man das in solchen Situationen eben so macht. Aber ich hatte nicht das Gefühl gehabt, als breche meine Welt zusammen, hatte nicht die Zeit zurückdrehen wollen, um alles ungeschehen zu machen.
    »Soll ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser holen?«, erkundigte sich Mr Taylor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will kein Wasser. Ich will Grace.« Ich lief ans Telefon und rief in Sunnymead an. »Ja. Grace Hampton, bitte. Ich möchte Grace Hampton sprechen.«
    »Grace Hampton?« Die Stimme am Telefon klang leicht unsicher, als wappnete sich die Frau, mir die schlimme Nachricht zu überbringen.
    »Ja, Grace Hampton«, wiederholte ich ungeduldig. »Ich möchte sie bitte sprechen.«
    Es entstand eine Pause. »Ich … ich fürchte, ich muss Ihnen sagen, dass Grace …«
    Ich legte auf, bevor die Frau zu Ende sprechen, wiederholen konnte, was Mr Taylor bereits gesagt hatte.
    Grace war tot.
    Ich würde sie nie wieder sehen.
    Nie wieder.
    Ich schlurfte zu meinem Sessel zurück, setzte mich und zog die Beine an.
    »Soweit ich weiß, standen Sie beide sich sehr nahe. Ich bedaure außerordentlich, der Überbringer so schlechter Nachrichten zu sein«, sagte Mr Taylor.
    »Ja, wir standen uns sehr nahe«, bestätigte ich. Mit einem Mal war ich wütend. Wütend auf diesen Mann, der an einem Sonntagabend einfach in meine Wohnung platzte, um mir zu sagen, dass es keine weiteren Plauderstündchen bei Tee und Keksen mit Grace, keine Besuche in Sunnymead mehr geben würde. Und keine Fantasieliebesgeschichte. Von jetzt an war ich ganz allein.
    »Sehr nahe.« Wieder spürte ich Tränen in mir aufsteigen und wischte sie abwesend ab. »Ich hätte da sein sollen«, hörte ich mich sagen, während meine Wut einem Gefühl tiefer Traurigkeit und unendlicher Leere wich. »Ich hätte es wissen müssen.«
    »Es tut mir sehr leid.« Der Anwalt schien nicht zu wissen, was er sonst sagen sollte. Erst jetzt fiel mir auf, wie schlecht ich mich eigentlich benahm. Er konnte doch nichts dafür. Nichts von all dem war seine Schuld.
    »Nein, mir tut es leid«, brachte ich mühsam hervor. »Es ist nur … na ja, ein ziemlicher Schock.«
    »Allerdings.« Mr Taylor nickte wissend.
    Ein Bild schob sich vor mein geistiges Auge: Grace, wie sie im Bett lag, so wie Oma, als sie gestorben war, die Haut hell und durchscheinend, während ihre Seele sich verflüchtigte. Ich sah vor mir, wie sie hinausgebracht und wie ihre Sachen gepackt wurden, wie jemand anderes ihren Platz einnahm, als hätte sie nie existiert.
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