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Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Titel: Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
Autoren: Andrew Grey
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Tür, um seinen Vater nicht zu wecken.
    „Ja. Habt ihr sie erwischt?“ Eine Spur Aufregung schwang in der Stimme des älteren Mannes mit. Zehn Jahre zuvor hatte die Bundesregierung beschlossen, im Yellowstone wieder Wölfe anzusiedeln. Damals hatte Bucky die Proteste dagegen mitorganisiert. Die Tiere gediehen und obwohl sie normalerweise im Park blieben, streunten einige Wölfe gelegentlich auch im umliegenden Weideland herum. Für alle Viehzüchter und Farmen in der Gegend, war das ein heikles Thema.
    „Ich hab vorbeigeschossen. Hab sie trotzdem zu Tode erschreckt.“
    „Gut. Dreckige Biester. Jahrzehnte haben wir gebraucht, um sie auszurotten und die verdammte Regierung bringt sie wieder zurück..“ Offensichtlich war das noch immer ein wunder Punkt. Für Dakota waren sie eine Tatsache, mit der er leben musste. Die Wölfe waren geschützt und wenn er auch schon ein paar davon getötet hatte, gab er sich doch Mühe, sich an die Gesetze zu halten. Egal, wie ungerecht er sie auch fand.
    „Reg dich nicht darüber auf. Fürs Erste sind sie weg.“ Dakota schlug Bucky auf die Schulter. „Ich sehe mal nach Dad.“
    Leise ging Dakota den Flur entlang zum Schlafzimmer und stieß die Tür auf. Zu seiner Überraschung hatte sein Vater die Augen offen; sein Blick wanderte suchend durch das Zimmer. „Du bist ja wach.“ Dakota konnte sehen, wie er versuchte, Lippen und Kehle zu bewegen. Manchmal konnte er ein paar Worte sprechen, das war aber schon eine ganze Zeit her.
    Er machte ein Geräusch, das wie ein leises Pfeifen klang, brach dann ab und versuchte es noch einmal.
    „Wolf?“, fragte Dakota. Sein Vater stoppte und entspannte sich. „Heute Abend waren ein paar draußen. Harry, der Neue, hat auf einen geschossen und ich auch.“ Dakota setzte sich neben ihn auf einen Stuhl. „Er war riesig, Dad, grau und braun und ich denke, ich habe seine Gefährtin auch gesehen.“ So sehr er auch verabscheute, was sie seiner Herde antun konnten, er musste diese Geschöpfe trotzdem bewundern.„Ich konnte ihn erst richtig sehen, als er wegrannte, aber Mann, war der schnell und stark.“ Er erzählte seinem Vater von dem Sonnenuntergang, den er auf der Heimfahrt gesehen hatte; wie das rote und goldene Licht hinter den Gipfeln in der Ferne verschwunden war. „Es war, als würden ihre Schatten immer länger werden und uns wie eine Decke bedecken.“ Dakota sprach weiter, bis sein Vater die Augen wieder schloss.
    Fast jeden Abend saß er bei ihm und erzählte ihm alles, was auf der Ranch passierte. Er wusste zwar nicht, wie viel er davon verstand, doch das schien beide nicht zu stören. Auch wenn die Gespräche nun einseitig waren, in den Jahren zuvor, bevor die Krankheit so weit fortgeschritten war, hatten sie immer so lange miteinander geredet, bis sein Vater nicht mehr sprechen konnte.
    „Weißt du noch, als ich noch klein war und du mir immer alle möglichen Geschichten über Cowboys und Indianer erzählt hast, und wie mein Urgroßvater Präsident Roosevelt getroffen hatte, als er zu Besuch kam und der Yellowstone noch neu war?“ Dakota drehte die Lichter so weit herunter, wie er es wagte. „Du hast mir Geschichte nach Geschichte erzählt, bis ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Jede Nacht hast du bei mir gesessen.“ Er lehnte sich zurück in seinen Stuhl, daneben lag eine zusammengefaltete Decke. „Ich denke, dass es bald schneien wird.“ Der Kopf seines Vaters bewegte sich leicht; Dakota wusste nicht, ob das ein Kopfschütteln oder ein zustimmendes Nicken sein sollte. Er entschied sich für letzteres. „Ich habe den Schnee immer geliebt, weißt du noch? Du hast mir meinen ersten Schlitten gekauft.“ Er erinnerte sich daran, wie sein Vater gerannt und gerutscht war und ihn auf dem Schlitten über den Hof gezogen hatte.
    Er blickte auf. Die Augen seines Vaters waren geschlossen, seine Atmung gleichmäßig. „Gute Nacht, Dad.“ Dakota stand auf, drückte noch einmal dessen Hand, bevor er sie unter die Decke legte und in sein eigenes Schlafzimmer ging. Er machte einen Bogen um seine, immer noch nicht ausgepackten Koffer, und ging sich waschen. .
    Als er gerade unter die Decken schlüpfte, klingelte sein Handy. Die Nummer kannte er nicht. Fast hätte er die Mailbox drangehen lassen, nahm dann aber doch ab.
    „Dakota? Hier ist Phillip ... von der Kreuzfahrt.“ Seine Stimme war tief und voll.
    Verdammt, er hörte sich gut an. Dakotas Glied regte sich. Er konnte sich sehr gut an diese Stimme erinnern. Und er
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