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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord
Autoren: Celeste Bradley
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Cremes und Puder getilgt worden. Jedenfalls sah ihr Teint makellos aus wie feinstes Elfenbein.
    » Darling … « Er trat vor, weil er nicht anders konnte, doch als er ihren Blick auffing, entdeckte er keine warme Regung darin. Sie neigte den Kopf und schaute ihn an, als sei nichts zwischen ihnen vorgefallen. Seine Schritte wurden immer langsamer, und schließlich blieb er stehen.
    Amaryllis durchquerte den Raum, stellte sich neben ihren Vater, und beide musterten ihn so kühl, wie man das mit unwillkommenen Verehrern tat. Oder, schlimmer noch, mit aufdringlichen Geschäftspartnern.
    Übermächtig kehrten die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück, und am liebsten hätte er sie ihr und ihrem Vater ins Gesicht geschrien, doch irgendwie fehlten ihm in diesem Moment die richtigen Worte. Offenbar war seine Eloquenz ebenfalls auf den Schlachtfeldern geblieben.
    Seine Freunde hatten ihn bedrängt, dieser Einladung zu folgen. Sie alle hofften, dass die Begegnung mit dem Mädchen, das er liebte, in ihm wieder den Mann zum Vorschein bringen würde, der er einmal gewesen war. Nur deshalb war er nach Sussex gereist, wo ihre Familie den Sommer verbrachte.
    Dort angekommen, merkte er jedoch erst richtig, wie viel ihn inzwischen vom oberflächlichen Amüsement der anderen Gäste trennte. Mehr und mehr quälte ihn das Gefühl, in einer gläsernen Hülle zu sitzen, die ihn hermetisch von der Umwelt absonderte und jede Kontaktaufnahme von vornherein verhinderte. Außerdem spürte er, dass alle sich in seiner Gegenwart unbehaglich fühlten.
    Auch bei ihr hatte er bei seiner Ankunft eine reservierte Kühle wahrgenommen und sich gefragt, ob sie ihn absichtlich mied oder ob die Gastgeberrolle sie überforderte, die sie anstelle ihrer erkrankten Mutter übernehmen musste. Das Wiedersehen blieb enttäuschend, denn er schaffte es nicht, an das belanglose Geplauder aus der Zeit vor dem Krieg anzuknüpfen. Er fühlte sich in dieser äußerlich vertrauten Welt wie ein Fremder, der sein Zuhause und jede Orientierung verloren hatte.
    Bis zur vergangenen Nacht, als sie zu ihm kam und ihm mit ihrem Körper Trost bot. Für ihn war es der erste Augenblick echter Verbundenheit gewesen, und dankbar ging er auf ihr Angebot ein – schließlich waren sie verlobt, rechtfertigte er sich.
    Offenbar jedoch nicht, wie er erkennen musste.
    Amaryllis wandte den Blick von seinen fragenden Augen ab und hob das Kinn. » Der Earl of Compton ist eine sehr gute Partie « , sagte sie, und ihre Stimme drang zu ihm durch wie aus weiter Ferne. » Ich denke, wir werden sehr gut harmonieren. «
    » Du sagtest doch … Ich bin zurückgekommen, weil … Du hast versprochen … « Verdammt! Sein Gehirn schien außerstande, seine Sprache sinnvoll zu steuern. Seit er aus dem Krieg zurück war, erkannte er sich selbst beim Reden kaum wieder. So unbeholfen klang alles. Er atmete tief durch, doch sie kam ihm zuvor.
    » Es tut mir entsetzlich leid, falls Sie einen falschen Eindruck von meiner Freundschaft gewonnen haben sollten « , sagte sie vorsichtig. » Es lag mir fern, irgendwelche Verwirrung anzustiften. « Die Worte klangen ein wenig eingeübt.
    Und ihm fiel nichts anderes ein, als das auszusprechen, was ein echter Gentleman für sich behalten würde. » Ich habe dich kompromittiert « , sagte er.
    Entsetzt riss sie Augen und Mund auf, doch er sollte nie erfahren, was sie geantwortet hätte. Statt ihrer ergriff ihr Vater das Wort. Er trat zwischen sie und sah in diesem Moment einer zum Sprung bereiten Bulldogge extrem ähnlich. » Mylord, wenn Sie weiter Lügen über meine Tochter verbreiten, muss ich Sie bitten zu gehen. «
    Es ist keine Lüge.
    Flehentlich schaute er sie an, bat sie stumm, die Wahrheit zu sagen. Sie aber schwieg. Jack meinte keine Luft mehr zu bekommen, denn schlagartig begriff er, was hier gespielt wurde. Sie hatten einen lockenderen Preis im Sinn. Einen alten, reichen Titelträger. Er würde ihr Vergleichbares erst nach dem Tod seines Onkels zu bieten haben – offenbar wollte sie nicht darauf warten.
    Unmöglich, das einfach geschehen zu lassen. Nicht nach dieser Nacht, die ihm beinahe den Glauben an den Sinn des Lebens zurückgegeben hatte. » Das können Sie nicht machen « , schrie er unbeherrscht Vater und Tochter an. » Ich werde nicht zurücktreten. « Aufgebracht wandte er sich an Amaryllis, die erschrocken zurückwich. » Wie kannst du nur – nach allem, was wir geteilt haben? «
    Stumm stand das Mädchen da mit hochroten Wangen, die
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