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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord
Autoren: Celeste Bradley
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Kann ich sie mal sehen? «
    » Gewiss. «
    Sonst noch etwas? Soll ich einen Drachen für dich töten? Die Monster unter deinem Bett vertreiben? Deine Verehrer anstarren, bis sie in ihren Stiefeln erzittern?
    Er stand auf und streckte ihr die Hand hin. » Ich zeige dir unser Flaggschiff, die Honor’s Thunder. «
    » Einverstanden. « Sie nahm seine Hand und ging mit ihm zur Tür. Dort drehte sie sich um und winkte den versammelten Zuschauern zu. » Ich geh jetzt und seh mir Papas Schiff an. Bye-bye. «
    Wilberforce, der sich keinen Deut verändert zu haben schien, half ihr in ihren Mantel, öffnete die Tür für sie und verneigte sich stumm, während sie ins Freie traten. Jack schaute nach oben. Wann war der Himmel je so strahlend blau gewesen?
    Seit der kleine Pirat an seiner Seite war. Mit Augen so blau wie der Sommerhimmel .
    Seine Tochter. Machtvoll brachte sie die Erinnerung an jene Nacht zurück, die er im Leben nicht vergessen würde – egal, wie weit er fortsegelte oder wie lange er der Heimat fernblieb. Eine überwältigende, eine perfekte Nacht, doch beim Licht des Tages hatte sie ihn von sich gewiesen, um einen reicheren Mann zu heiraten …
    Amaryllis Clarke, jetzt Lady Compton oder Countess of Compton, war ihm eine Erklärung schuldig – und dieses Mal würde sie die Wahrheit sagen müssen.
    » Papa! Ich kann das Haus sehen! Ist das riesig! «
    Konnte jemand auf der Welt so aufgeregt sein wie die dreijährige Melody, die auf dem gepolsterten Sitz der Kutsche auf und ab hüpfte, sich neugierig aus dem Fenster beugte und sogar ihre schmuddelige Lumpenpuppe für zwei Minuten vergaß.
    » Ja, Melody. Der Earl of Compton hat ein ziemlich großes Haus. « Jack hob die Puppe seiner Tochter mit spitzen Fingern vom Boden der Kutsche auf und legte sie zurück auf Melodys Platz. Gordy Anne sah aus wie ein zerschlissenes Halstuch, das mehrfach verknotet und von einem Maultiergespann für ungefähr ein Jahr durch die Gegend gezogen worden war.
    Dennoch kannte Melodys Liebe für sie keine Grenzen. Sich darüber zu beklagen, kam Jack nicht in den Sinn, denn von ihrer hingebungsvollen Anhänglichkeit profitierte er schließlich selbst. Fragte sich nur, wo er rangierte. Vor oder hinter Gordy Anne. Kurz dahinter, vermutete er, aber mit etwas Glück vor ihrem Lieblingsdessert Beeren-Trifle. Oder gleichauf damit, was für ihn ebenfalls akzeptabel war. Immerhin hatte er selbst einiges für diese Köstlichkeit übrig. Zumindest war das früher so gewesen, als die Welt noch aus anderen Farben als Grau bestand und nicht alles nach Sand schmeckte.
    Neben ihm turnte Melody auf dem Sitz herum und warf ihm einen fröhlichen Blick über die Schulter zu. » Papa, ich kann die Tür sehen. « Ihre blauen Augen funkelten.
    Die Dinge wurden deutlich besser. In seine graue Welt hatte die Farbe Blau Einzug gehalten. Es waren die Augen ihrer Mutter. Sie sahen aus wie der Sommerhimmel, wie blauer Topas, wie das Ei eines Rotkehlchens. Amaryllis’ Augen konnten strahlen und funkeln und verzaubern – und leichtgläubige Männer zu hirnlosem Wachs in ihren Händen verwandeln. Aber er hatte diese Augen auch kalt und eisig erlebt wie jene Gletscher, die es in den nördlichen Meeren gab. Und wie der in seinem Innern, der sein Herz hatte erfrieren lassen.
    Die lange Auffahrt schien kein Ende zu nehmen, und Melody kletterte hinüber auf den anderen Sitz, um sich Gordy Anne zu holen und mit ihr auf Jacks Schoß zu krabbeln. Vertrauensvoll schmiegte sie sich an seine Brust, während ihr Vater auf sie hinabschaute.
    Noch konnte er dieses Wunder nicht fassen. Seine Tochter, die mit ihren unermüdlichen Liebesbeweisen den Eispanzer, der sein Herz umschloss, langsam zum Tauen brachte. Beschützend legte er den Arm um sie – für den Fall, dass die Kutsche durch ein Schlagloch ratterte, und auch aus einem fürsorglichen Instinkt heraus.
    Es hatte ihn ein wenig überrascht, dass sie sich nicht vor ihm fürchtete. Die meisten Kinder taten das, wenn er darüber nachdachte. Melody jedoch nahm ihn einfach als Teil der merkwürdigen und ungewöhnlichen Familie im Brown’s Gentlemen Club und akzeptierte ihn sofort als ihren Vater. Genauso, wie er auf der Stelle wusste, dass dieses Kind seine Tochter war. Sein Kind, für das er die Verantwortung trug, doch inzwischen bedeutete sie viel, viel mehr für ihn. Seit sehr langer Zeit war sie die erste Person, die an sein Herz rührte und Empfindungen in ihm weckte.
    Gleichzeitig wuchs sein Zorn auf Amaryllis, die
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