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Ein Vampir fuer alle Sinne

Ein Vampir fuer alle Sinne

Titel: Ein Vampir fuer alle Sinne
Autoren: Lynsay Sands
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Gedächtnis kam, was der Mann eben gesagt hatte. »Bis vor einem Monat? Arbeiten Sie jetzt nicht mehr für Argeneau Enterprises?«
    »Doch, doch«, versicherte er hastig. »Ich habe mich nur für ein paar Monate beurlauben lassen.«
    Jeanne Louise verarbeitete diese neue Information und kam zu dem Schluss, dass vielleicht doch niemand im Unternehmen nachlässig gewesen war. Wenn sich der Mann seinen Plan erst innerhalb der letzten Wochen ausgedacht hatte, konnte niemand aus dem Team, das die Sterblichen überwachte, irgendetwas in den Gedanken dieses Mitarbeiters entdeckt haben.
    »Mehr?«, fragte er leise und hielt ihr die Gabel wieder hin.
    Erst nach kurzem Zögern nahm sie den nächsten Happen Omelett mit Würstchen in den Mund und begann zu kauen. Nachdem sie geschluckt hatte, führte er erneut die Gabel mit dem nächsten Bissen zu ihrem Mund.
    »Das ginge alles etwas einfacher, wenn ich die Gabel selbst halten würde«, beklagte sie sich.
    »Ja, das ist wahr«, stimmte er ihr zu, und als sie gerade den Mund aufmachte, um ihn ungeduldig aufzufordern, sie dann doch auch gefälligst selbst essen zu lassen, nutzte er die Gelegenheit und schob ihr die Gabel in den Mund, bevor ihr auch nur ein Wort über die Lippen kommen konnte. Während sie kaute, redete er weiter: »Aber ich weiß auch, dass Ihre Art sehr stark ist, und ich möchte nicht riskieren, dass Sie einen Fluchtversuch unternehmen. Ich bin mir sicher, wenn ich Ihnen erst einmal die Situation dargelegt habe, werden solche Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr nötig sein. Aber bis dahin … ist es besser, wenn wir es so lassen, wie es ist.«
    »Meine Art«, wiederholte Jeanne Louise missbilligend, kaum dass sie geschluckt hatte. »Dass
wir
auch Menschen sind, wissen Sie ja wohl, oder?«
    »Aber Sie sind keine Sterblichen«, hielt er dagegen.
    »Schön wär’s. Wir können genauso sterben wie jeder von Ihnen. Wir sind nur nicht so leicht totzukriegen, und wir leben länger«, ergänzte sie widerstrebend.
    »Und Sie bleiben immer jung, Sie sind immun gegen Krankheiten, und Sie verfügen über Selbstheilungskräfte«, fügte er verhalten hinzu und fütterte sie mit dem nächsten Happen.
    Jeanne Louise beobachtete ihn aufmerksam, während sie kaute. »Lassen Sie mich raten. Das hätten Sie auch gern. Sie wollen jung sein, Sie wollen lange leben, stärker sein als …«
    Er schüttelte den Kopf und brachte sie mit dem nächsten Bissen vorübergehend zum Schweigen. »Nein, das will ich nicht.«
    »Und was wollen Sie dann?«, fragte sie frustriert, als sie wieder reden konnte. »Was für einen Vorschlag wollen Sie mir machen?«
    Für einen Moment zögerte er, und sie konnte ihm ansehen, dass er das Für und Wider abwägte, bis er schließlich erneut den Kopf schüttelte. »Noch nicht.«
    Als er diesmal die nächste Gabel folgen ließ, drehte sie kurzerhand den Kopf zur Seite. »Ich habe keinen Hunger mehr«, erklärte sie, da sie jetzt zu wütend war, um noch etwas essen zu wollen. Außerdem war der schlimmste Hunger erst einmal gestillt.
    Eine Zeit lang saß er schweigend da, dann legte er seufzend die Gabel zurück auf den noch halb vollen Teller. »Sie können sich jetzt erst mal eine Weile ausruhen«, erklärte er, als er aufstand. »Wenn Sie wieder wach sind, sollte die Wirkung des Medikaments vollständig nachgelassen haben. Dann können wir uns unterhalten.«
    Sie zeigte nicht die geringste Reaktion auf seine Worte, sondern starrte mit grimmiger Miene die Wand an, bis er irgendeinen Schalter betätigte und das Kopfende des Bettes in die ursprüngliche waagerechte Position zurückkehrte. Erst als sie hörte, wie er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss, entspannte sie sich ein wenig und ließ es zu, dass ihr die Augen zufielen.
    Sie wollte von hier verschwinden und in ihr eigenes Leben zurückkehren. Aber sie war immer noch müde, und solange das Medikament wirkte, konnte sie wenig ausrichten. Sobald dann aber die Wirkung nachließ, würde sie die Kontrolle über die Situation an sich reißen, damit der Mann sie freiließ. Damit würde er nicht rechnen, sagte sich Jeanne Louise. Es gab zwar einige Sterbliche, die wussten, was es mit den Unsterblichen auf sich hatte und über welche Fähigkeiten sie verfügten. Doch dass Unsterbliche die Gedanken eines anderen lesen und dessen Verstand kontrollieren konnten, das vertrauten sie Außenstehenden normalerweise nicht an. Sterbliche reagierten meist entrüstet, wenn sie davon erfuhren, dass jemand mithören
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