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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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doch das schien sie so wenig zu kümmern wie einen Hund.
    Sie lächelte.
    Ihr Mund war sehr voll, und so kam es Alistair vor, als würde ihr Lächeln kein Ende nehmen und ihn völlig umfangen. Ihre Augen waren blau - blau wie das Licht der Dämmerung -, und für einen Augenblick schien sie ihm der Anfang und das Ende von allem zu sein, vom morgensonnigen Strahlenkranz ihres Haars bis zum dämmrigen Blau ihrer Augen.
    In diesem einen Augenblick konnte Alistair an nichts anderes mehr denken, nicht einmal an seinen eigenen Namen, bis sie ihn aussprach.
    „Mr. Carsington“, sagte sie, und ihre Stimme war kühl und klar mit einem samtweichen dunklen Unterton.
    Haare wie der Sonnenaufgang, Augen wie die Dämmerung. Und eine Stimme wie die Nacht.
    „Ich bin Mirabel Oldridge“, fuhr sie fort.
    Mirabel. Das bedeutete wunderbar. Und sie war wirklich ...
    Im Nu hatte Alistair sich wieder gefangen, bevor sein Verstand sich ganz verlor. Keine Poesie, ermahnte er sich. Keine Luftschlösser.
    Er war geschäftlich hier, und das durfte er nicht vergessen.
    Er konnte sich nicht erlauben, seine Gedanken abschweifen zu lassen, auch nicht für einen Moment, um bei dieser Frau zu verweilen ... ganz gleich, wie zart ihre Haut war oder wie herzerwärmend ihr Lächeln ... Wie die ersten lauen Frühlingslüfte nach einem langen, dunklen Winter ...
    Keine Poesie. Er sollte sie lieber betrachten wie ein ... Möbelstück. Das sollte er.
    Wenn er sich ein weiteres Mal ins Unglück stürzte - und ein solches war unvermeidlich, sobald er dem anderen Geschlecht zu viel Aufmerksamkeit widmete -, so würde er diesmal nicht nur wie üblich Enttäuschung, Herzschmerz und Kummer zu erleiden haben.
    Diesmal würde seine Unbesonnenheit auch anderen schaden. Seine Brüder würden ihre Besitzungen verlieren, und Gordmor wäre, wenn auch nicht völlig ruiniert, so doch zumindest in entwürdigender Bedrängnis. Das war keine Art, es dem Mann zu entgelten, dem er nicht nur sein Leben, sondern auch sein Bein verdankte. Alistair wollte sich als des Vertrauens würdig erweisen, das sein Freund in ihn gesetzt hatte.
    Er wollte zudem Lord Hargate beweisen, dass sein dritter Sohn keineswegs ein untätiger Schmarotzer und nutzloser Geck war.
    In der Hoffnung, dass seine Miene ihn nicht verriet, trat Alistair einen Schritt zurück, verbeugte sich und murmelte die üblichen Worte der Höflichkeit.
    „Ich weiß, dass Sie meinen Vater sprechen wollten“, sagte die junge Frau. „Er hatte für heute einen Termin mit Ihnen vereinbart.“
    „Daraus schließe ich, dass er derzeit andernorts unabkömmlich ist.“
    „So ist es“, erwiderte sie. „Ich habe schon erwogen, ihm dies auf seinen Grabstein schreiben zu lassen: ,Sylvester Oldridge, geliebter Vater, andernorts unabkömmlich'. Wenn er einmal einen Grabstein braucht, wäre es ja sogar zutreffend, nicht wahr?“
    Die leicht rosige Färbung ihrer Wangen strafte den kühlen Klang ihrer Stimme Lügen. Alistair gab dem Impuls nach, sich ein wenig zu ihr zu neigen, um zu sehen, ob sie noch rosiger erröten würde.
    Ziemlich hastig trat sie beiseite und begann, die Bänder ihres Hutes aufzuschnüren.
    Alistair kam rasch wieder zu Verstand, straffte die Schultern und sagte sehr gefasst: „Ihren Worten entnehme ich, dass er somit nur auf die übliche Weise unabkömmlich ist und keineswegs im endgültigen Sinne.“
    „Allzu üblich“, seufzte sie. „Wenn Sie ein Stück Moos oder eine Flechte wären oder über Stempel und Staubgefäße oder sonst eine pflanzliche Eigenschaft verfügten, würde er sich bis in das letzte Detail an Sie erinnern. Aber selbst wenn Sie der Erzbischof von Canterbury wären und das Seelenheil meines Vaters davon abhinge, Sie zu einer bestimmten Zeit zu treffen, würde es Ihnen genauso ergehen wie jetzt.“
    Alistair war viel zu sehr damit beschäftigt, ungelegene Gefühle zu unterdrücken, als dass er auch nur eines ihrer Worte verstanden hätte. Glücklicherweise zog ihre Garderobe schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich und trieb ihm jegliche poetische Anwandlung aus.
    Das Reitkleid war aus teurem Stoff und gut geschnitten, doch bar aller Eleganz und von einem Grün, das ihr sehr unvorteilhaft zu Gesicht stand. Auch der Hut war von guter Machart, aber fürchterlich altmodisch. Alistair war sprachlos. Wie konnte es sein, dass einer Frau, die offenbar Wert auf Qualität legte, jedes Gespür für Mode abging?
    Dieser Widerspruch bereitete ihm Verdruss, der, gepaart mit seinen zu
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