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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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steif gestärkte Halsbinde, die er in so komplizierte Knoten zu legen verstand, dass selbst ein erfahrener Seemann beim bloßen Anblick von Verwunderung und Verzweiflung überkommen wurde.
    Das war also jener Mann, der einst Mr. Oldridges Gastfreundschaft in einer der unwirtlichsten Winternächte ausgeschlagen hatte und stattdessen inmitten eines Eisregens zwei Stunden lang nach Matlock Bath zurückgeritten war -und all das nur, weil er keine Kleidung zum Wechseln bei sich hatte.
    Nun jedoch schien Mr. Carsingtons Haar gerade einen heftigen Atlantiksturm überstanden zu haben. Seine Halsbinde saß schief, der Knoten war so simpel gebunden, dass ein siebenjähriger, halb blinder Schiffsjunge ihn einhändig hätte verfertigen können.
    Captain Hughes lächelte. Er wusste keineswegs, was das Problem gewesen war, aber er konnte sich durchaus denken, wie der Bräutigam es gelöst hatte.
    „Worüber schmunzeln Sie denn so süffisant?“, wollte Mrs. Entwhistle im Flüsterton wissen.
    „Ich schmunzele nicht süffisant“, flüsterte er zurück. „Der Anblick des glücklichen Paares entlockte mir lediglich ein wohlwollendes Lächeln.“
    „Sie schmunzeln sehr wohl süffisant. Und ich kann mir auch schon denken, weshalb. Aber es ist sehr verwerflich von Ihnen, es überhaupt zu bemerken.“
    „Sie waren die Gouvernante der glücklichen Braut“, meinte er. „Ich muss mich ja schon fragen, was Sie ihr eigentlich beigebracht haben.“
    Zu seiner großen Freude färbten sich die Wangen der Witwe rosig. „Lionel, Sie sind einfach unverbesserlich“, befand sie.
    Lionel. Oho! Vielleicht würde er doch nicht mehr gar so viele Jahre warten müssen.
    „Liebe Brüder und Schwestern“, begann der Pfarrer, und sie verstummten und wandten ihre Aufmerksamkeit anderem zu.
    Lord Hargate hatte, wie ihm schien, eine ungebührliche Weile warten müssen, bevor die Trauung endlich beginnen konnte. Er hatte von dem plötzlichen Scheuen der Braut gehört, noch bevor der Bräutigam davon erfahren hatte. Dennoch hatte Seine Lordschaft derweil vergnüglich mit seinen Gästen geplaudert und zur angesetzten Zeit den ihm angemessenen Platz im Salon eingenommen. Dort hatte er dann mit stoischem Gleichmut die Stellung gehalten, während die Minuten unendlich langsam verstrichen und sein väterlicher Instinkt ihn mit immer schriller läutenden Alarmglocken dazu drängte, seinem dritten Sohn zu Hilfe zu eilen.
    Folglich stieß er auch einen stillen, aber gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus, als das Brautpaar endlich erschien und den Eindruck machte, als sei es Alistair gelungen, der Krise auf seine Weise Herr zu werden. Lord Hargate hinterfragte die Mittel der Überredungskunst nicht weiter. Schließlich war er Politiker.
    Dennoch konnte er erst wieder tief und erleichtert durchatmen, als die Trauung ohne weitere Zwischenfälle überstanden war.
    Er blickte zu Mr. Oldridge hinüber, der ihn mit einem verschwörerischen Lächeln bedachte. All seiner geistigen Abwesenheit und unablässigen Befasstheit mit botanischen Belangen zum Trotz, hatte er doch erkannt, welche in jeder Hinsicht gute Partie sich da anbahnen ließ.
    Der Earl wandte sich an seine Gemahlin. „Nun, Louisa?“, murmelte er.
    „Gut gemacht, Ned“, erwiderte sie leise. „Das hast du wahrlich sehr gut gemacht, mein Lieber.“
    Ja, das war ihm in der Tat gut gelungen, fand auch Lord Hargate. Einen weiteren Sohn sicher in den Hafen der Ehe gesteuert. Nun waren es nur noch zwei.
    - ENDE -
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