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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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nichts. Du musstest mir das nicht sagen. Es ist eine Geschichte, die lange her ist und nicht mehr bedeutet als die Episoden meiner Vergangenheit. Nur weil Männern für gewöhnlich mehr Freiheit in diesen Dingen zugestanden wird, macht es das noch lange nicht besser oder gerechter.“
    Mirabel zuckte unwillkürlich ein wenig zurück. Sie war fassungslos. Hatte ihm in London jemand, der sie einst gekannt hatte, boshaften Tratsch zugetragen? William Poynton war sehr beliebt und begehrt gewesen, und folglich waren viele der damals jungen Damen recht eifersüchtig auf Mirabel gewesen. Einige von ihnen mochten ihr die Schuld daran gegeben haben, dass er England verlassen hatte und nie dorthin zurückgekehrt war. Konnte es sein, dass sie nach so langer Zeit noch immer einen Groll gegen sie hegten?
    „Ich weiß nicht, wer dich auf diese Idee gebracht hat“, begann sie.
    „Niemand“, erwiderte er. „Ich habe den Beweis selbst gesehen. Oder vielmehr den Mangel eines Beweises. Nachdem wir uns geliebt hatten, in jenem Gasthaus ... das Laken - nicht ein Tropfen.“
    „Nicht ein Tropfen“, wiederholte sie. Dann endlich verstand sie, wovon er sprach, und trotz ihrer bekümmerten Verfasstheit musste sie lächeln. „Mein Lieber, ich bin einunddreißig“, meinte sie. „Kam dir denn noch nie der Gedanke, dass meine Jungfräulichkeit in all den Jahren längst dahingewelkt ist - und aller Wahrscheinlichkeit nach den Tod der Verzweiflung starb?“
    „Natürlich ist mir dieser Gedanke nie gekommen“, erwiderte er. „In meinen Augen bist du ein junges Mädchen.“ Er nahm seine Hände von ihren Schultern und trat einen Schritt zurück. „Meine Liebe, ich weiß mir nicht mehr zu helfen, denn es ist mir ein Rätsel, was dich bedrückt. Aber du musst es mir auch nicht erzählen, wenn du nicht willst. Wenn du Bedenken hast und die Hochzeit absagen willst, ist das Grund genug. Ich werde nicht versuchen, dich zu drängen ...“
    „Ich kann nicht!“, rief sie. „Ich kann einfach nicht.“ Sie ließ die Schultern betrübt hängen. „Schau mich nur an!“
    „Du siehst wunderschön aus“, fand er. Das Kleid war von einem warmen, schimmernden Perlmuttweiß mit feinem Spitzenbesatz und dem Nachthemd nicht unähnlich, das sie in besagter Nacht im Gasthaus getragen hatte ...
    Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Was hast du nur? Ich meinte nicht mein Kleid. Das ist in der Tat recht hübsch. Nein, mein Haar! Ich mag kaum glauben, dass es dir nicht auffällt. Es sieht furchtbar aus!“
    Alistair blinzelte irritiert. „Dein Haar“, sagte er. „Du willst die Hochzeit absagen, weil dir deine Frisur nicht gefällt?“ „Siehst du es denn nicht? Tante Clothildes Zofe hat es mir frisiert und es viel zu weit aus der Stirn zurückgenommen, und hier an der Seite hängen mir diese furchtbar unordentlich aussehenden Haarbüschel über die Ohren. Sie hat Ewigkeiten dafür gebraucht - auf meinem Kopf stecken bestimmt tausend Haarnadeln und nun bleibt keine Zeit mehr, es noch einmal neu zu frisieren! Ich werde mich nicht auf die Trauung konzentrieren können, weil ich weiß, dass du wegen meiner Frisur wahre Verzweiflungszustände bekommen wirst und ich dich vor deiner Familie und deinen Freunden blamiere.“
    Danach herrschte eine kurze Stille.
    Dann meinte Alistair: „Deine Frisur entspricht der neuesten Mode.“ Seine Mundwinkel zuckten belustigt.
    „Oh“, meinte Mirabel.
    „Es wäre mir auch gleich, wenn sie der Mode des vorigen Jahrhunderts entspräche“, fuhr er fort. „Einzig meine Ungeduld auf unsere Hochzeitsnacht wird mir einen quälenden Zustand der Verzweiflung verursachen. Es ist schon lange her, da ich dich zuletzt in meinen Armen gehalten habe.“
    „Ja, die Tage der Verlobung waren schier endlos und recht verdrießlich“, pflichtete sie ihm bei. „Eine Runde durch den Park im offenen Gespann - wenn einen die halbe Welt beobachtet und die andere Hälfte einen mit ihren Plaudereien stört - ist nicht sehr beglückend.“
    Sie stellte sich abermals dicht vor ihn und neigte den Kopf zurück. „Ich glaube, dass wir uns einen Kuss redlich verdient haben.“
    „Um die Hochzeitsfeierlichkeiten zu überstehen“, stimmte er zu und beugte sich zu ihr herab.
    Von dem Moment an, da seine Lippen die ihren berührten, kam ihre Welt wieder in Ordnung. Mirabel hob die Arme, schlang sie um seinen Hals, und Alistair legte ihr seine Hände um die Taille. Oh, wie sie seine Hände liebte und den reinen, männlichen Duft seiner Haut, mit einem
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