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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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Hochzeit sollte um elf Uhr in Hargate House stattfinden.
    Es war nun Viertel nach zehn, und in Sherfield House hatte die Braut eine halbe Stunde zuvor ihre Zofe aus dem Zimmer gescheucht und sich dann eingeschlossen, nachdem sie verkündet hatte, dass die Hochzeit abgesagt werden müsse.
    „Ich habe vergebens versucht, mit ihr zu sprechen“, teilte Mr. Oldridge Alistair bei dessen Eintreffen mit. „Meine Schwester hat ihr gut zugeredet - durch die geschlossene Tür hindurch dass es lediglich eine kleine Nervenschwäche kurz vor dem großen Ereignis sei, wie sie jeden ereilen kann. Aber weder Clothilde noch ich, und selbst Mrs. Entwhistle nicht, erhielten eine Antwort von Mirabel. Lord Sherfield befürchtet nun, dass sie plötzlich erkrankt ist, und will die Tür aufbrechen lassen. Ich muss gestehen, dass ich mir diesbezüglich auch Sorgen mache, wenngleich Mirabel eigentlich nie krank wird. Aber sie verhält sich auch niemals derart unvernünftig.“ Oldridge runzelte die Stirn. „Zumindest hatte ich stets angenommen, dass sie nicht zu solch unbedachtem oder wankelmütigem Verhalten neigt. Aber wie Sie wissen, habe ich ihr lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.“
    „Sie ist auch weder unbedacht noch wankelmütig“, bekräftigte Alistair. „Aller Wahrscheinlichkeit nach sind ihr Bedenken gekommen. Völlig verständlich unter den gegebenen Umständen.“
    Er musste daran denken, was er zu Crewe gesagt hatte -von den beiden Männern, die sich fortan in Mirabels Belange einmischen würden, wo sie es doch gewohnt war, alles allein zu entscheiden. Ihr Leben würde sich grundlegend ändern. Sie brauchte noch mehr Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Alistair hätte sie nicht so rasch zur Heirat drängen sollen. Aber er machte sich Sorgen, dass sie gesegneter Umstände sein könne, und ... ja, er brannte begierig darauf, endlich mit ihr verheiratet und die verflixten Anstandsdamen los zu sein. Eigennütziger Barbar, der er war. Er hätte ihr gestern gut Zureden sollen, anstatt sich selbst in Gesellschaft Gordys Mut zu machen.
    All das ging ihm nun durch den Kopf, während Mr. Oldridge ihn bis zum Fuß der Treppe begleitete, wo Lord Sherfield unruhig auf und ab ging. Lady Sherfield unterhielt sich mit Mrs. Entwhistle und verstummte, als sie Alistair kommen sah.
    „Ich verstehe es nicht“, empfing ihn Lady Sherfield. „Sie war so fröhlich, als ich vorhin bei ihr war. Und Mirabel neigt keineswegs zur Launenhaftigkeit.“
    „Ich glaube, sie hat sich in das Ankleidezimmer zurückgezogen“, teilte Mrs. Entwhistle ihm mit. „Sie werden laut schreien müssen, um sich Gehör zu verschaffen.“
    Alistair setzte den Fuß auf die erste Stufe und zögerte. „Ich werde meine Braut an unserem Hochzeitstag gewiss nicht anschreien“, entgegnete er.
    Er überlegte kurz. Dann kam ihm eine Idee.
    Die Tür des Ankleidezimmers ließ keine der aufgeregten und besorgten Stimmen zu Mirabel dringen. Doch auch eine verschlossene Tür vermochte nicht alles auszuschließen.
    Mirabel saß ein gutes Stück vom Ankleidetisch entfernt auf einem Hocker, den sie in den hintersten Winkel des Zimmers gerückt hatte, wo das durch das Fenster hereinfallende Sonnenlicht sie nicht mehr erreichen konnte. Sie brauchte die aufgebrachten Stimmen gar nicht zu hören, um zu wissen, dass sie sich äußerst ungehörig verhielt. Scheußlich und gemein. Aber sie konnte heute nicht heiraten. Und sie mochte es nicht erklären. Niemand würde sie verstehen. Alle würden ihr sagen, dass sie sich töricht benehme, dass sie sich lediglich kurz vor dem entscheidenden Moment einer Angst ergebe, wie jeder sie in diesem Augenblick empfinde. Sie würden ihr versichern, dass alles in bester Ordnung sei und sie mit ihrem Verhalten nur Alistairs Familie brüskiere und den Gästen Unannehmlichkeiten bereite. Alistair würde blamiert sein. Mirabel schloss schaudernd die Augen. Das konnte sie ihm nicht antun. Sie musste das jetzt durchstehen.
    Sie erhob sich, doch sogleich verließ ihr Mut sie wieder, und sie ließ sich abermals auf den Hocker sinken und stützte den Kopf in die Hände.
    Ein lautes Geräusch, als ob Hagelkörner gegen die Fensterscheibe prasselten, ließ sie jedoch wieder auffahren.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie zum Fenster ging und hinaussah. Der Himmel strahlte noch immer in freundlichem Blau, übersät mit luftigen, weißen Wölkchen.
    Dann blickte sie nach unten.
    Und blinzelte ungläubig.
    Schließlich öffnete sie das
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