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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut
Autoren: Sabine Fink
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Prolog
     
    Erlangen, Eröffnung der
Bergkirchweih,
    Donnerstag, 28. Mai 2009
     
    Ich
streich durch die Stadt, es ist halb drei,
    heut
geb ich mir mal Hitzefrei.
    Die
Sonne treibt ihr heißes Spiel
    und
Leute schlecken Eis am Stiel.
    Die
Frauen sind der pure Traum,
    mit
kurzem Kleid und so schön braun.
    Ein
Tag, den einfach jeder mag,
    bei
über 30 Grad!
    Summerfeeling,
ich hab Summerfeeling, jieäah,
    Summerfeeling, o oh Summerfeeling, jieäah …
     
    Die in Franken beliebte
A-cappella-Band ›Viva voce‹ hatte gerade das letzte Lied zur Eröffnung der
Bergkirchweih beendet und die Bühne verlassen. Eine Reihe Fans skandierte
lauthals »Zugabe«, daher kamen die fünf Musiker unter lautem Gejohle der Menge
noch einmal zurück und setzten zu dem Song an, den ein paar Zuschauer in der
ersten Reihe mit lauten Rufen einforderten.
     
    Summerfeeling, ich hab Summerfeeling, jieäah ,
    Summerfeeling, o oh Summerfeeling, jieäah …
     
    Der typische Duft, der allen
Volksfesten gleichermaßen inne war, waberte zwischen den Buden und Karussells
am Fuße des Burgbergs umher. Nürnberger Bratwürste brutzelten auf den Grills,
ebenso wie Fisch, Fleisch und Gemüse. Das Aroma der riesigen, frisch gebackenen
Bergbrezn vermischte sich mit dem Geruch nach gebrannten Mandeln und Nüssen.
Vor dem Lángos-Stand nahm die Schlange kein Ende. Unter den Schatten spendenden
Bäumen tummelten sich Besucher jeden Alters. Ein kleiner Junge bettelte um
Zuckerwatte. Ein Mädchen zupfte aufgeregt am Ärmel ihrer Mutter und deutete auf
das Karussell. Zwei Teenager liefen um die Wette zum Autoscooter.
    Der
Lärm ringsum war ein buntes Durcheinander von Popmusik und Kinderliedern, von
den Rufen der Losverkäufer und des Blumen-Auktionators und natürlich von den
lautmalerisch unübertroffenen Äußerungen der Mikrofonhüter an den
Fahrgeschäften.
    Drei
Polizeibeamte in Uniform gingen ohne besondere Eile den Hauptweg entlang. Für
Schlägereien Betrunkener war es noch zu früh, daher behielten sie mit ihrer
üblichen Routine die Festbesucher im Auge, die sich nach dem Anstich am
Entlas-Keller allmählich zerstreuten. Einer der Uniformierten blieb plötzlich
stehen. Er sah zu einer rothaarigen Frau, die mit einem jungen Paar sprach, das
einen Kinderwagen mit einem sehr kleinen Baby bei sich hatte. Die Rothaarige
runzelte die Stirn, während sie auf den Weg in Richtung Parkplatz wies. Ein
kleiner Mann mit Glatze kam auf die Rothaarige zu und legte in vertrauter Geste
eine Hand auf ihre Hüfte. Lauschend neigte sie ihren Kopf zu ihm herunter. Als
er geendet hatte, nickte sie, hakte sich bei ihm unter und schlenderte mit ihm
zusammen in Richtung der Karussells. Hin und wieder sahen sie sich um, als
würden sie Ausschau halten. Ihre Mienen waren ernst.
    Der
Polizist schloss zu seinen Kollegen auf, die einige Meter entfernt auf ihn
warteten.
    …»Du,
ich kann das auch in Moll!«
    Summertime, and the livin’ is easy.
    Fish are jumpin’, and the cotton is high …
     
    Die langen Tische der Keller
waren voll. Menschenmassen drängten sich überall. Heute wurden am Berg die
ersten 50.000 Besucher erwartet. Rund eine Millionen ausgelassene und fröhliche
Festbesucher sollten in den nächsten zwölf Tagen folgen.
     
    Ich
lauf entspannt am Beckenrand
    und
fühl mich hier fast wie am Strand.
    Auch
wenn die mein Lied nicht wirklich mag,
    isses
immer noch ein geiler Tag!
    Summerfeeling, ich hab Summerfeeling, jieäah,
    Summerfeeling, o oh Summerfeeling, jieäah …

Samstag, 18. April 2009
     
    Aus: Fränkischer Morgen,
›Unbekannte Tote in der Regnitz‹
     
    Kanufahrer haben gestern in der
Regnitz nahe Baiersdorf die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Der Körper
hatte sich im Ufergestrüpp verfangen. Die Tote ist 165 cm groß, schlank, hat
kurze, braune Haare und ist etwa 30 bis 40 Jahre alt. Die Kriminalpolizei
bittet um Hinweise.
     
     
    Hochstahl, Fränkische
Schweiz
     
    Nina Langenbach lehnte an dem
dunkelroten Campingbus und betrachtete die Menschen auf dem Wohnmobilstellplatz
hinter der Brauerei. Da waren die Rentner, die sich vermutlich jedes Wochenende
hier oder anderswo trafen, um von alten Zeiten zu reden und neue Wehwehchen zu
diskutieren oder die Familien mit großen und kleinen Kindern, die lärmend auf
dem Spielplatz tobten. Zahlreiche Hunde lungerten entweder träge im Schatten
herum oder sprangen wild kläffend umher. Der Wind trug Kaffeeduft herüber.
Neben der Brauerei wurden Bierfässer in einen LKW verladen.
    »Jens,
wo
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