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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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verdrängenden Gefühlen, vielleicht erklären mochte, warum es ihn so über die Maßen aufbrachte, wie sie nun, statt die Bänder ihres Hutes zu lösen, diese nur noch weiter verhedderte.
    „Und daher möchte ich Sie bitten, die Abwesenheit meines Vaters als eine Eigenart oder auch eine Schwäche seines Charakters zu entschuldigen“, bat sie ihn, während sie versuchte, die Schnüre zu entwirren, „und nicht als Beleidigung aufzufassen. Verflixt. “ Sie zerrte an den Bändern und zurrte dabei den von ihr geschaffenen gordischen Knoten nur noch fester.
    „Dürfte ich Ihnen behilflich sein, Miss Oldridge?“, fragte Alistair.
    Sie wich einen Schritt zurück. „Danke, aber ich wüsste nicht, warum wir uns beide von einem widerspenstigen Stück Band ärgern lassen sollten.“
    Er ging auf sie zu. „Ich bestehe darauf. Sie machen es nur noch schlimmer.“
    Sie umklammerte das verknotete Band mit einer Hand.
    „Sie können ja nicht einmal sehen, was Sie da tun“, stellte er fest und schob ihre Hand beiseite.
    Sie ließ die Arme seitlich herabhängen und machte sich steif wie ein Brett. Ihre blauen Augen waren starr auf den Knoten seiner Halsbinde gerichtet.
    „Ich müsste Sie bitten, Ihren Kopf ein wenig nach hinten zu neigen“, meinte Alistair.
    Sie tat es und richtete ihre Augen nun auf einen Punkt, der irgendwo rechts über seinem Kopf liegen musste. Ihre Wimpern waren lang und dunkler als ihr Haar. Ein rosiger Hauch glitt über ihre Wangen, verschwand aber schnell wieder.
    Alistair zwang seinen Blick weiter nach unten - über ihren wundervollen Mund hinweg - zu dem Knoten, der sehr klein und sehr fest war. Er musste sich nah heranbeugen, um erkennen zu können, wo er sich wohl öffnen ließ.
    Augenblicklich wurde er eines Geruchs gewahr, der nicht von nasser Wolle herrührte, sondern unverkennbar weiblich war. Sein Herz schlug schwer.
    Fest entschlossen, diesen störenden Ablenkungen keine Beachtung zu schenken, gelang es ihm, mit einem seiner gepflegten Fingernägel eine winzige Öffnung zu finden. Aber die Bänder waren feucht, und der Knoten gab kein bisschen nach - und er konnte ihren Atem auf seinem Gesicht spüren. Sein Puls beschleunigte sich.
    Er richtete sich auf. „Ein hoffnungsloser Fall“, beschied er. „Ich rate zur Operation.“
    Später kam ihm der Gedanke, dass er ihr hätte raten sollen, nach ihrer Zofe zu schicken, aber in besagtem Augenblick war er zu sehr von dem Anblick abgelenkt, wie sie sich gedankenverloren auf die Unterlippe biss.
    „Nun gut“, meinte sie und sah noch immer zu dem Punkt rechts über seinem Kopf hinauf. „Zerreißen Sie es, oder schneiden Sie es auf - was am schnellsten geht. Das Ding macht mehr Ärger, als es wert ist.“
    Alistair holte sein Taschenmesser hervor und durchtrennte das Band säuberlich. Er verspürte das Bedürfnis, ihr den furchtbaren Hut vom Kopf zu reißen, ihn auf den Boden zu werfen, darauf herumzutrampeln und ihn dann ins Feuer zu werfen - und den Hutmacher öffentlich an den Pranger zu stellen, weil er so Schreckliches überhaupt hergestellt hatte. Stattdessen zog er sich in sichere Entfernung zurück, steckte sein Taschenmesser wieder ein und mahnte sich zur Ruhe.
    Miss Oldridge warf den Hut achtlos auf einen in der Nähe stehenden Sessel.
    „Das ist gleich besser“, meinte sie und sah Alistair mit einem strahlenden Lächeln an. „Ich fürchtete schon, ich müsste das Ding nun für den Rest meines Lebens tragen.“
    Die lichte Wolke ihres feuerroten Haars und ihr Lächeln ließen Alistairs Gedanken durcheinanderpurzeln wie umfallende Kegel.
    „Das will ich nicht hoffen“, erwiderte er aufrichtig.
    „Entschuldigen Sie, dass ich Sie damit behellige“, erwiderte sie. „Sie haben meines Erachtens schon genug damit auf sich genommen, die lange Fahrt hierher zu machen - wenngleich ich gar nicht weiß, von wo Sie gekommen sind.“
    „Matlock Bath“, ließ er sie wissen. „Kein langer Weg. Ein paar Meilen.“ Ihm war es wie mindestens zwanzig Meilen erschienen, auf verschlammten Straßen und unter einem Himmel, aus dem sich eisiger Regen ergoss. „Das macht nichts. Ich werde an einem anderen Tag wiederkommen, wenn es besser passt.“ Wenn sie, wie er inständig hoffte, andernorts unabkömmlich sein würde.
    „Es sei denn, Sie kämen als Dreiblättriger Pappau-Baum wieder, wäre es nur ein weiterer unnützer Weg“, stellte sie fest. „Selbst wenn Sie meinen Vater zu Hause antreffen sollten, fänden Sie ihn doch nicht zu Hause vor -
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