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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman
Autoren: Loretta Chase
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die meine.“ Doch Alistair wusste, dass ihm selbst damit nicht gedient war, solange er seiner Braut nichts bieten konnte. Es war schon schwer genug, auf das Geld seines Vaters angewiesen zu sein - sich jedoch von einer Gemahlin abhängig zu machen und sich von ihrer Familie ausgehalten zu fühlen ... Die Vorstellung ließ ihn erschaudern. Ihm war natürlich bekannt, dass viele jüngere Söhne auf eine gute Partie setzten, und niemand dachte deshalb schlecht von ihnen. Es war völlig legitim. Aber sein Stolz wollte ihm nicht erlauben, diese Ansicht zu teilen. „Ich wünschte, er hätte mir erlaubt, in der Armee zu bleiben“, brummte er.
    Für einen kurzen Moment blickte Gordmor von seiner Halsbinde auf und sah Alistair an. „Vielleicht teilt er meine Ansicht, dass du dein Glück auf dem Schlachtfeld ausgereizt hast. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass er dir die Rückkehr dorthin verwehrt hat.“
    Es ließ sich nicht leugnen, dass Waterloo sich alle erdenkliche Mühe gegeben hatte, Alistair dem Leben zu entreißen. Wie ihm später erzählt worden war, hatte der Feind drei Pferde unter ihm weggeschossen, ihn mit Säbeln attackiert und mit Lanzen drangsaliert. Ein ganzes Regiment der eigenen Kavallerie war über ihn hinweggeritten, und einige Soldaten hatten auf ihm ihr Leben gelassen. Längst war er aufgegeben und für tot erklärt worden. Stunden hatte er unter einem Haufen Leichen gelegen. Als Gordmor ihn fand, war er fast selber eine gewesen.
    Alistair erinnerte sich keineswegs daran, auch wenn er es vorgab. Aus den Erzählungen anderer hatte er sich ein Bild der Ereignisse zusammengesetzt, von dem er nicht einmal wusste, ob es der Wahrheit entsprach. Vielleicht war es heillos übertrieben. Sicher war er sich indes, dass auch Gordy den Verdacht hegte oder gar davon überzeugt war, seitdem sei etwas in Alistairs Oberstübchen durcheinandergeraten. Doch darüber sprachen sie nie.
    „Hätte mein Vater mir erlaubt, in der Armee zu bleiben, müsste er nun nicht beklagen, dass ich mein Leben in Untätigkeit vertrödele“, fand Alistair.
    „Aber ein Gentleman hat untätig zu sein.“
    „Dieser wohl nicht“, stellte Alistair fest. „Zumindest nicht mehr. Bis zum ersten Mai muss ich eine Möglichkeit finden, selbst für meinen Unterhalt aufzukommen.“
    „Noch sechs Monate“, murmelte Gordmor. „Das sollte Zeit genug sein.“
    „Das will ich hoffen. Wenn ich bis dahin keine einträgliche Beschäftigung gefunden habe, werde ich eine Erbin umwerben und für mich gewinnen müssen. Wenn mir beides nicht gelingen sollte - bestraft er meine jüngeren Brüder!“
    Das war Lord Hargates letzter Trumpf gewesen.
    Der Titel des Earls, alle Ehren und Privilegien sowie der Familiensitz und ein Großteil des Vermögens würden nach dem Tode ihres Vaters an Alistairs ältesten Bruder Benedict übergehen. Es war üblich, große Besitzungen auf diese Weise zu vererben, damit sie über die Generationen erhalten blieben. Aber damit übertrug sich zugleich die Unterhaltsverpflichtung für die jüngeren Söhne vom Vater auf den ältesten Sohn. Um diese Bürde von Benedict zu nehmen, hatte Seine Lordschaft beizeiten verschiedene Besitzungen erworben, die er seinen Jungen als Hochzeitsgeschenke zugedacht hatte.
    Heute Morgen nun hatte er damit gedroht, eines oder gar beide der für seine jüngsten Söhne gedachten Anwesen zu veräußern, um aus dem Gewinn die jährlichen Unterhaltszahlungen für Alistair zu finanzieren, falls es dem nicht gelang, in besagtem Zeitraum eine gewinnbringende Beschäftigung zu finden - oder aber eine vermögende Braut.
    „Nur dein unergründlicher Vater kann sich einen solchen Plan ausdenken“, stellte Gordmor fest. „Ich finde seine Denkweise fast orientalisch.“
    „Du meinst sicher machiavellistisch“, wandte Alistair ein. „Es scheint mir dem Wohlbefinden sehr abträglich, einen so bestimmenden Vater zu haben“, bemerkte Gordmor. „Aber ich komme nicht umhin, ihn zu bewundern. Er ist ein ausgezeichneter Politiker, wie alle im Parlament wissen - und deswegen vor ihm zittern. Du musst ihm zugestehen, dass sein Vorgehen strategisch brillant ist. Er hat dich an deinem wunden Punkt getroffen: deinen kleinen Brüdern, diesen unglaublichen Lümmeln.“
    „Das ist kein wunder Punkt“, berichtigte Alistair. „Meine Brüder gehen mir gehörig auf die Nerven. Aber ich kann nicht zulassen, dass er ihnen ihren Anteil nimmt, um meinen Unterhalt zu finanzieren.“
    „Gib wenigstens zu, dass dein Vater dich
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