Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Sie glaubten, Ihr Buchhalter würde nicht gutheißen, was Sie vorhaben, sobald Sie die Adresse herausfinden, also wollten Sie ihn auch darum nicht bitten?«
    Trotz des Schleiers konnte er den Blick erahnen, den sie ihm zuwarf, wie sie die Augen ein wenig zusammenkniff, die Lippen aufeinander presste. Sie nickte, wieder jene entschlossene Bestätigung: »Genau. Ich kann mir vorstellen, dass gewisse Nachforschungen nötig sein werden, denn es steht zu bezweifeln, dass eine anständige Anwaltskanzlei freiwillig Informationen über einen ihrer Klienten herausgibt.«
    Gabriel war sich da nicht so sicher, doch das würde er wissen, sobald er Thurlow & Brown ausfindig gemacht hatte.
    »Wir müssen in Erfahrung bringen, wer die Geschäftsführer der Gesellschaft sind, und dann weitere Einzelheiten über die Geschäfte des Unternehmens herausfinden.«
    »Künftige Geschäfte.« Er warf ihr einen raschen Blick zu, wünschte sich, durch den Schleier hindurchsehen zu können. »Sind Sie sich bewusst, dass jedwede Nachforschung die Aufmerksamkeit der Geschäftsführer erregen könnte? Wenn die Gesellschaft, wie Sie denken, nur zum Schein besteht, dann wird der geringste Verdacht, dass jemand sich zu sehr für sie interessiert - und erst recht, wenn ich es bin -, dazu führen, dass die Schuldverschreibungen eingefordert werden. So reagieren Betrüger nun einmal - sie raffen alles an sich, dessen sie habhaft werden können, und verschwinden, bevor einer zu viel in Erfahrung bringen kann.«
    Sie standen jetzt schon länger als eine halbe Stunde in dem museumsartigen Vorbau. Die Temperatur sank, je näher die Morgendämmerung rückte, die Nebelschwaden wurden kälter. Gabriel bemerkte es, doch in seinem Mantel fror er nicht. Die Gräfin schien unter ihrem dicken Umhang angespannt, ja, sie zitterte beinah.
    Er presste die Lippen aufeinander, unterdrückte das Verlangen, sie näher an sich zu ziehen, und verkündete schonungslos und unbarmherzig: »Wenn Sie Nachforschungen über das Unternehmen anstellen, riskieren Sie, dass der Wechsel eingefordert wird und Ihre Familie Bankrott geht.« Wenn sie das Feuer schüren wollte, musste sie auch wissen, dass sie sich dabei verbrennen konnte.
    Ihr Kopf fuhr hoch, ihr Rückgrat straffte sich. »Wenn ich keine Nachforschungen über die Gesellschaft anstelle und beweise, dass das Ganze ein Betrug ist, wird meine Familie auf jeden Fall Bankrott gehen!«
    Aufmerksam lauschte er ihren Worten, konnte jedoch keine Spur von Unsicherheit entdecken, nur wissende, aber unerschütterliche Entschlossenheit. Er nickte. »In Ordnung. Wenn Sie entschlossen sind, diese Gesellschaft unter die Lupe zu nehmen, dann … ja, dann helfe ich Ihnen.«
    Wenn er überschwängliche Dankbarkeit erwartet hatte, so wurde er enttäuscht - zum Glück hatte er sich in dieser Hinsicht aber keinerlei Hoffnungen gemacht. Sie stand reglos vor ihm und musterte ihn. »Und schwören Sie …?«
    Mit einem leisen Seufzer hob er die rechte Hand: »Ich schwöre vor Gott …«
    »So wahr Sie ein Cynster sind.«
    Er blinzelte sie an, fuhr dann jedoch fort: »… so wahr ich ein Cynster bin, dass ich nicht versuchen werde, Ihren Namen oder den Ihrer Familie herauszufinden. Genügt Ihnen das?«
    Ihr Seufzer sank wie Seide in die Nacht. »Ja.« Sie entspannte sich, der größte Teil ihrer verkrampften Anspannung fiel sichtlich von ihr ab.
    Seine hingegen wuchs in gleichem Maße. »Eine Vereinbarung unter Gentlemen wird normalerweise mit einem Händedruck besiegelt.«
    Sie zögerte zuerst, dann streckte sie eine Hand aus.
    Er nahm sie, dann änderte er seinen Griff und ließ seine Finger über die ihren gleiten, sodass sein Daumen in ihrer Handfläche zu liegen kam. Schließlich zog er sie an sich.
    »Ich dachte, wir wollten einander die Hände schütteln«, flüsterte sie atemlos.
    »Sie sind kein Gentleman.« Er musterte ihr Gesicht; das Schimmern ihrer Augen war alles, was er durch den dünnen schwarzen Schleier ausmachen konnte, doch jetzt, wo ihr Kopf zu ihm emporgewandt war, vermochte er die Umrisse ihrer Lippen zu erkennen. »Wenn ein Gentleman und eine Lady eine Vereinbarung besiegeln, dann tun sie das so.« Er neigte den Kopf und senkte seine Lippen auf die ihren herab.
    Unter der Seide waren sie weich und voll - die reinste Verführung. Sie bewegten sich kaum unter den seinen, doch das darin liegende Versprechen war leicht zu erspüren und für ihn ebenso leicht zu entschlüsseln. Dieser Kuss hätte als der keuscheste aller Küsse in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher