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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel
Autoren: Stephanie Laurens
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Normalerweise trug sie ihr Haar zwar auch hochgesteckt, jedoch eher zu einem lockeren Knoten am Oberkopf, wobei stets einige Strähnen herausgezupft wurden, um das Gesicht malerisch zu umrahmen. Die Frisur war zwar etwas altmodisch, doch sie stand ihr gut. Der Chignon hatte sie auch gut gekleidet, ihre Haare jedoch in eine ganz ungewohnte Form gezogen, wovon ihr jetzt die Kopfhaut schmerzte.
    Nellie kam ihr zu Hilfe und suchte mit unverhohlener Missbilligung die Nadeln aus der weichen, seidenen Mähne heraus. »Ich kann nicht glauben, dass er nach all den Jahren, die ihr miteinander über die Felder getollt seid, nicht nur einen einzigen Blick auf Sie werfen musste, Schleier und Mantel hin oder her, um Sie zu erkennen.«
    »Du vergisst, dass Rupert - ungeachtet der Jahre, die wir ›miteinander über die Felder getollt‹ sind - mich fast zehn Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Nur das eine oder andere unglückselige Aufeinandertreffen hier und da.«
    »Hat er denn Ihre Stimme nicht erkannt?«
    »Nein, ich habe meine Stimme verstellt.« Sie hatte zu ihm gesprochen, wie sie sonst mit Augusta redete, mit warmer, tiefer Stimme, anstatt in dem scharfen, gereizten Ton, den sie sonst ihm gegenüber anzuschlagen pflegte. Abgesehen von jenem atemlosen Augenblick … Doch sie glaubte nicht, dass er sie je zuvor atemlos erlebt hatte. Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, jemals so aufgeregt und nervös gewesen zu sein. Mit einem Seufzer ließ sie ihren Kopf in den Nacken sinken, als ihr Haar schließlich frei herabwallte. »Du unterschätzt mich. Ich bin, alles in allem, eine ziemlich gute Schauspielerin.«
    Nellie machte pfff, widersprach aber nicht. Sie begann, Alatheas langes Haar zu bürsten.
    Alathea schloss die Augen und entspannte sich allmählich. Sie war wirklich ziemlich begabt, was die Schauspielerei anging; sie konnte sich sehr gut in eine Rolle hineindenken, solange sie deren Charakter verstand. In diesem Fall war das einfach gewesen. »Ich bin so weit wie möglich bei der Wahrheit geblieben - er glaubt wirklich, ich sei eine Gräfin.«
    Nellie machte wieder pfff. »Ich weiß immer noch nicht, warum Sie ihm nicht einfach einen netten Brief geschrieben und ihn gebeten haben, für Sie einen Blick auf diese Gesellschaft zu werfen.«
    »Weil ich ihn mit ›Alathea Morwellan‹ hätte unterschreiben müssen.«
    »Er hätte es getan, da bin ich mir sicher.«
    »Ach, er hätte sicher nicht direkt abgelehnt, aber er hätte die Angelegenheit seinem Buchhalter, diesem Mr Montague, übertragen. Ohne Rupert mitzuteilen, warum es so unglaublich wichtig ist zu beweisen, dass diese Gesellschaft ein einziger Betrug ist, hätte es nicht wichtig gewirkt - zumindest nicht wichtig genug, um ihn persönlich zum Handeln zu bewegen.«
    »Aber ich verstehe noch immer nicht, warum Sie nicht einfach zu ihm hingehen und sagen konnten …«
    »Nein!« Alathea schlug die Augen auf und richtete sich gerade. Einen Moment lang war die Grenze zwischen Herrin und Zofe klar gezogen - in dem matriarchalischen Aufblitzen in Alatheas Augen, ihrer unnachgiebigen Miene und dem plötzlich schuldbewussten Ausdruck auf Nellies Gesicht.
    Alathea ließ ihre Gesichtszüge wieder weicher werden, sie zögerte, doch Nellie war der einzige Mensch, mit dem sie über ihre Pläne sprechen konnte; die Einzige, die über alles Bescheid wusste; die Einzige, der sie alles anvertraut hatte. Auch wenn sie den Verdacht hegte, dass sie auf diese Weise ihre Pläne der ganzen kleinen Bande im Untergeschoss mitgeteilt hatte, so konnte sie damit leben, da keiner von ihnen es wagen würde, dies auch nur zu erwähnen. Sie musste einfach mit jemandem darüber sprechen. Mit einem tiefen Atemzug lehnte sie sich erneut in ihrem Stuhl zurück. »Ob du es glaubst oder nicht, Nellie, ich habe immer noch meinen Stolz.« Sie schloss die Augen, während Nellie ihr Werk vollendete. »Manchmal denke ich, das ist das Einzige, was mir eigentlich noch geblieben ist. Ich würde meinen Stolz nicht aufs Spiel setzen, sogar ihm gegenüber nicht, indem ich ihm alles erzähle. Niemand weiß, wie dicht wir damals vor dem Ruin standen - und wie tief der Abgrund ist, vor dem wir heute stehen.«
    »Ich würde doch annehmen, dass er Mitleid bekäme. Er würde es nicht herumerzählen.«
    »Darum geht es nicht. Nicht bei ihm. Ich glaube, Nellie, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie reich die Cynsters sind. Sogar ich kann kaum die Summen überblicken, mit denen er normalerweise umgeht.«
    »Keine
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