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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel
Autoren: Stephanie Laurens
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aufführen, würde sie zweimal darüber nachdenken, bevor sie sich als Witwe ausgab, noch dazu als eine, die ihre Trauerzeit hinter sich hatte, aber jetzt war es zu spät - die Maskerade hatte längst begonnen. Und mochte sie auch nicht in der Lage sein, alles im Einzelnen vor Nellie zu rechtfertigen, so war die Verkleidung für sie doch lebensnotwendig.
    Rupert Melrose Cynster, der Spielgefährte ihrer Kindheit, war der einzige perfekt ausgestattete Ritter, den sie für sich gewinnen musste. Sie wusste, wie er dachte - wenn er sich einmal in eine Aufgabe verbissen hatte, konnte er alles erreichen, was er sich vorgenommen hatte. Mit ihm als ihrem Champion hatten sie eine reale Chance über die Central East Africa Gold Company zu triumphieren. Ohne seine Unterstützung erschien ihr diese Heldentat so ziemlich unmöglich.
    Sie kannte ihn schon so lange, so gut, so vollständig, dass ihr von Anfang an klar gewesen war, dass sie einen Weg finden musste, um seine oftmals flatterhafte Aufmerksamkeit zu fesseln. Sie musste ihn dazu bewegen, sich voll und ganz auf ihre Angelegenheit zu konzentrieren, damit er seine beachtlichen Fähigkeiten zu ihren Gunsten einsetzte. Deshalb hatte sie die Gräfin erfunden und war in betörend geheimnisvoller Verhüllung ausgezogen, um ihn, seinen Körper und seine Seele, für ihre Sache zu gewinnen.
    Die erste Schlacht hatte sie gewonnen - er war bereit, an ihrer Seite zu kämpfen. Zum ersten Mal seit Mrs Figgs jene unglückselige Schuldverschreibung vor ihr auf den Tisch gelegt hatte, gestattete sie sich die Hoffnung, am Ende als Siegerin aus dieser Geschichte hervorzugehen.
    Für den ton waren die Morwellans wie erwartet in die Stadt gekommen, um es den jüngeren Töchtern zu ermöglichen, der höheren Gesellschaft ihre Aufwartungen zu machen, und um Charlie einzuführen. Sie, die älteste Tochter, die Anführerin, würde die Schatten fern halten; sie wollte ihre Schwestern bei ihren Debüts unterstützen und in ihren wenigen freien Augenblicken Schleier und Umhang anlegen, um als Gräfin verkleidet das Damokles-Schwert beiseite zu schieben, das über der Zukunft ihrer Familie schwebte.
    Sie lächelte angesichts dieser dramatischen Gedanken. Aber sie brauchte sich keine Sorgen zu machen, denn sie wusste genau, was sie tat. Und sie wusste ebenso gut, warum Rupert ihr niemals so beistehen würde wie der Gräfin, auch wenn das etwas war, das sie nur ungern jemandem erklären würde, nicht einmal Nellie.
    Sie ertrugen es nicht, zusammen in einem Raum zu sein, sofern nicht mindestens drei Meter Abstand zwischen ihnen lagen. Jede größere Nähe fühlte sich an wie ein kratziges Unterhemd. Dieses seltsame Gefühl war zum ersten Mal zwischen ihnen entstanden, als sie elf oder zwölf Jahre alt waren, und es hatte sie seitdem ständig begleitet.
    Welche Ursachen es haben mochte, war ihnen stets ein Rätsel geblieben. Als sie noch jünger waren, hatten sie versucht, dieses Gefühl zu übergehen, doch die Erleichterung, die sie beide empfanden, als ihre unmittelbar bevorstehende Einführung in die Gesellschaft ihrem täglichen Zusammensein ein Ende bereitete, war zu tief gewesen, um sie einfach ignorieren zu können.
    Selbstverständlich hatten sie niemals darüber gesprochen, doch seine Reaktion auf sie war nicht zu übersehen. Sie trat in der Schärfe seiner haselnussbraunen Blicke zutage, in der unvermittelten Anspannung seiner Muskeln, in der Tatsache, dass er es kaum ertrug, länger als ein paar Minuten in ihrer Nähe zu verbringen. Unangenehm war nicht die richtige Bezeichnung für dieses Gefühl - die Heimsuchung reichte viel tiefer als das.
    Es war ihr nie gelungen herauszufinden, ob sie auch von allein so auf ihn reagiert hätte oder ob sich ihr Unwohlsein proportional zu seiner negativen Reaktion auf sie steigerte. Wo auch immer die Wahrheit liegen mochte, ihre gegenseitige Abneigung war etwas, womit sie zu leben, die zu verbergen und der letztendlich aus dem Wege zu gehen sie gelernt hatten. Keiner von ihnen würde ohne Not ein längeres Zusammensein heraufbeschwören.
    Und das war auch der Grund, weshalb sie, obwohl sie gemeinsam aufgewachsen waren und obwohl ihre Familien unmittelbare Nachbarn waren, niemals miteinander Walzer getanzt hatten. Ach ja, sie hatten einmal, ein einziges Mal miteinander getanzt - einen Cotillon. Sogar der hatte ihr den Atem geraubt, sie gereizt und wütend gemacht. Wie er, so neigte auch sie eigentlich nicht zu Temperamentsausbrüchen. Der Einzige, der es
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