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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel
Autoren: Stephanie Laurens
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die Annalen seines Lebens eingehen sollen - stattdessen war er der Funken für eine Zündschnur, das Vorspiel zu einer Feuersbrunst. Diese klare, unabänderliche Erkenntnis erschütterte ihn. Er hob den Kopf, blickte auf ihr verschleiertes Gesicht hinab und fragte sich, ob sie es wusste.
    Ihre Finger, noch immer in den seinen gefangen, zitterten. Durch seine Fingerspitzen an ihrem Kinn spürte er die fragile Spannung, die sie ergriffen hatte. Ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden, führte er ihre Hand an seinen Mund und hauchte einen Kuss auf ihre behandschuhten Finger, dann gab er sie, wenngleich widerstrebend, frei. »Ich werde herausfinden, wo Thurlow & Brown ihr Firmenschild aufgehängt haben, und sehen, was ich in Erfahrung bringen kann. Ich gehe davon aus, dass Sie informiert werden möchten. Wie kann ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen?«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Ich werde Sie kontaktieren.«
    Er fühlte, wie ihr Blick über sein Gesicht glitt, dann gewann sie, noch etwas zittrig, ihre Fassung zurück und neigte den Kopf: »Ich danke Ihnen. Gute Nacht.«
    Die Nebelschwaden teilten sich und flossen hinter ihr wieder zusammen, als sie die Stufen des Portikus hinunterschritt. Und dann war sie fort, ließ ihn allein in den Schatten zurück.
    Gabriel holte tief Atem. Der Nebel trug die letzten Geräusche ihres Weggehens zu ihm herüber. Ihre Absätze klapperten auf dem Pflaster, dann klirrten die Beschläge eines Pferdegeschirrs. Schwerere Füße sprangen auf den Boden, und ein Türriegel klickte, dann, nach einer kleinen Pause, klickte er erneut. Sekunden später folgte das Klatschen von Zügeln auf einem Pferderücken, das Rattern von Rädern einer Kutsche, bis sich das Geräusch dann allmählich in der Nacht verlor.
    Es war halb vier Uhr morgens, und er war hellwach.
    Mit einem verächtlichen Lächeln über sich selbst auf den Lippen verließ Gabriel den Portikus. Dann zog er seinen Mantel enger um sich und machte sich auf den kurzen Weg zu seinem Haus.
    Er fühlte sich jetzt energiegeladen, bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Noch am Morgen, bevor der Brief der Gräfin eingetroffen war, hatte er verdrießlich über seinem Kaffee gesessen und darüber nachgegrübelt, wie er sich aus diesem Sumpf gleichgültiger Langeweile herausziehen könnte, in dem er nach und nach versunken war. Er hatte jede nur denkbare Unternehmung, jedes mögliche Wagnis, jede Form der Unterhaltung in Erwägung gezogen - nichts davon hatte auch nur sein geringstes Interesse wecken können.
    Das Billett der Gräfin hingegen hatte nicht nur sein Interesse geweckt, sondern seine Neugier erregt und Erwartungen geschürt. Seine Neugier war weitgehend befriedigt worden, seine Erwartungen, nun ja …
    Hier war eine mutige, fordernde Witwe, fest entschlossen ihre Familie - ihre Stieffamilie - vor der bittersten Armut zu verteidigen, vor dem sicheren Verlust jeglichen gesellschaftlichen Ansehens, wenn nicht gar der völligen gesellschaftlichen Ächtung. Ihre Feinde waren irgendwelche nebulösen Hintermänner eines vermutlich betrügerischen Unternehmens. Diese Situation verlangte nach entschiedenem, jedoch umsichtigem Handeln, wobei die Ermittlungen und Erkundigungen mit größtmöglicher Diskretion im Verborgenen eingeholt werden mussten. So viel hatte sie ihm mitgeteilt. Also, was wusste er?
    Sie war Engländerin, ohne Zweifel aus gutem Hause - ihr Akzent, ihr Verhalten und ihre ruhige Erklärung, dass sie in denselben Kreisen verkehrten, sprachen eindeutig dafür. Und sie kannte die Cynsters sehr gut. Das bewiesen nicht allein ihre Worte, sondern vor allem die Art und Weise, wie raffiniert sie ihre gesamte Darstellung darauf ausgerichtet hatte, an seine Cynster-Instinkte zu appellieren.
    Gabriel bog in die Brook Street ein. Eines hatte die Gräfin allerdings nicht gewusst, dass er nämlich mittlerweile nur noch selten impulsiv handelte. Er hatte gelernt, seine Instinkte zu beherrschen, denn seine Geschäfte verlangten das. Und außerdem hegte er eine entschiedene Abneigung gegen jegliche Art der Manipulation, egal in welchem Bereich. Doch wie dem auch sein mochte, in diesem Fall hatte er sich entschieden, das Spiel mitzuspielen.
    Alles in allem stellte die Gräfin selbst eine faszinierende Herausforderung dar. Die gesamten eins achtzig. Und eine ganze Menge dieser einhundertachtzig Zentimeter bestand aus Beinen, eine Beobachtung, die zwangsläufig an seine eher unzüchtigen Instinkte appellieren musste. Und was ihre Lippen
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