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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen
Autoren: Berte Bratt
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gemacht oder mein Sohn am Ende das ganze Värmland mit Stumpf und Stiel aufgekauft?“
    „Nein, aber da ist ein Brief von Solfoss!“
    „Tatsächlich?!“
    Myrseth richtete sich spontan im Bett auf, so gut das ging mit seinem im Streckverband hängenden Bein, und riß den Umschlag auf.
    „Fräulein Elstö! Wir können einander gratulieren. Die Sache geht in Ordnung!“
    „Das freut mich sehr, Herr Direktor. Herzlichen Glückwunsch.“
    „Wir müssen den Vertrag mit Busch sofort aufsetzen.“
    „Der ist fertig, Herr Direktor. Ich habe ihn bei mir. Es fehlt nur noch die Unterschrift.“
    „Großartig! Sie sind ein tüchtiges Mädchen. Nehmen Sie jetzt einen Brief an Busch auf.“
    „Ja. Aber erst lesen Sie vielleicht, was er schreibt. Er ist jetzt wohl ungehalten?“
    Wieder wurde ein Brief geöffnet.
    „Ach du lieber Himmel…!“
    „Was ist denn? Annulliert er etwa sein Angebot?“
    „Nein, durchaus nicht. Aber – lesen Sie mal: Die Sache muß ausgesetzt werden. Nachdem er so lange gewartet hat, fliegt er nun auf sechs Wochen nach Amerika. Teufel auch…“
    Gerd nahm den Brief, den Myrseth ihr reichte. Ja, da stand es schwarz auf weiß: Busch bedauerte sehr, daß das Geschäft noch nicht zustande gekommen war, denn nun mußte es auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Ich muß leider morgen, Donnerstag, den 9. d. M. nach Amerika fliegen.“
    Myrseth ließ den Brief sinken.
    „Donnerstag, den neunten – heute ist Mittwoch. Selbst wenn wir den Brief mit Luftpost und Eilpost senden… halt!“
    Er sah auf die Uhr.
    „Fräulein Elstö. Von Kristiansand geht um halb sechs ein Flugzeug. Das müssen Sie nehmen. Hoffentlich erreichen Sie den Anschluß in Kopenhagen. Dann können Sie am Abend in Hamburg sein. Wenn nicht, nehmen Sie in Kopenhagen ein Taxiflugzeug. Die Adresse von Busch haben Sie ja.“
    Gerd fühlte ihr Herz bis zum Halse heraufklopfen. Heute noch fliegen? In vier Stunden ins Ausland…? War der Direktor verrückt geworden?
    Nein, er war nicht verrückt. Gerd wußte ja, wieviel für ihn auf dem Spiel stand. Gewaltsam riß sie sich zusammen und erwiderte ruhig: „Gut, Herr Direktor. Es ist aber wirklich sehr bedauerlich, daß der Junior nicht daheim ist, denn besser wäre es doch, wenn er…“
    „Mein Sohn? Unsinn. Hätten Sie die Noten in Deutsch gesehen, die er von der Schule heimbrachte, so käme Ihnen ein solcher Gedanke nie. Schicken Sie also ein Telegramm an Busch, Fräulein Elstö, ein Blitztelegramm. Fragen Sie ihn, ob er Sie heute abend oder zeitig morgen früh empfangen kann. Setzen Sie das Telegramm auf. Ich werde eine Flugkarte bestellen und mich nach der Anschlußroute erkundigen:“
    Myrseth war kein leidender Patient mehr. Er war der tüchtige Geschäftsmann, der mit Leib und Seele in diesem größten Geschäft aufging, das er jemals für seine Firma getätigt hatte.
    „Der Platz ist reserviert“, erklärte er nach einem kurzen Telefongespräch. „Zwischenlandung in Aalborg um 18.20 Uhr, in Kopenhagen 19.50 Uhr, dort drei viertel Stunden Aufenthalt. Dann Weiterflug nach Hamburg und Ankunft um 21.40 Uhr. Telegrafieren Sie an Hotel Reichshof, und bestellen Sie ein Zimmer. Sie haben doch einen Paß?“
    „Ja, Herr Direktor.“
    „Gut. Ich rufe die Bank an und veranlasse, daß Sie sich Reisevaluta abholen können. Ist Bargeld in der Kasse?“
    „Ein paar tausend Kronen.“
    „Schön. Sie bekommen Devisen in Höhe von 1500 Kronen.“
    „So viel brauche ich doch nicht…“
    „Kann man nie wissen. Im Geldschrank liegen übrigens auch noch dänische Kronen, etwa hundert. Die nehmen Sie ebenfalls mit. Das Telegramm an Busch schicken wir gleich ab. Machen Sie das, Sie sprechen besser Deutsch als ich.“
    Der Direktor imponierte Gerd. Er dachte wirklich an alles. Lag hier in seinem Krankenhausbett und organisierte, daß es eine Freude war.
    „Und dann noch ein Telegramm an meinen Sohn. Er soll sofort heimkommen, auch wenn er die Wälder und Mädchen in Värmland noch so verlockend findet.“
    „Jawohl.“ Gerd notierte.
    „Und jetzt auf den Weg mit Ihnen! Zur Bank und heim und die Zahnbürste in den Koffer geworfen. Sie können doch wohl in einer halben Stunde packen?“
    „Doch, ja.“
    „Und dann wieder ins Büro. Wenn innerhalb einer Stunde keine Antwort von Busch vorliegt, melden Sie ein Ferngespräch an ihn an. Klar?“
    „Vollkommen klar.“
    „Schön. Sie brauchen nicht noch einmal herzukommen. Sollten noch Fragen vorliegen, telefonieren Sie. Schlimmstenfalls
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