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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen
Autoren: Berte Bratt
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über dem Flugplatz.
    Gerd stand vor ihrem netten Reisegefährten bei der Paßkontrolle und hörte seine Stimme dicht an ihrem Ohr.
    „Aha! Jetzt weiß ich also, wie Sie heißen. Sie waren nämlich so liebenswürdig, mir Ihren Paß direkt vor die Nase zu halten. Aber bitte, ich werde mich revanchieren.“
    „Helge Jerven. Geboren 29. Juni 1942. Schiffsoffizier.“
    Sie saßen nebeneinander und warteten in der kleinen Halle, während Passagiere von Aalborg zur Fahrkartenkontrolle schritten. Sie hatten 20 Minuten Aufenthalt.
    „Wie lange das dauert“, sagte Gerd. „Wir sollten doch schon vor fünf Minuten abgeflogen sein.“
    Als Antwort dröhnte eine Stimme aus dem Lautsprecher: „Flugzeug nach Kopenhagen, planmäßiger Abflug 18.40, startet erst um 19 Uhr. Grund der Verspätung: schlechte Wetterverhältnisse in Kopenhagen.“
    „Ach, zum Kuckuck!“ sagte Gerd und holte den Flugplan aus ihrer Aktenmappe.
    „Darf ich auch mal hineinschauen?“
    Helge Jerven beugte sich über ihre Schulter.
    „Nun, wir schaffen es trotzdem ganz gut. Das heißt…“
    „Ja, aber ich muß unbedingt das Hamburgflugzeug erreichen!“
    „Ich auch. Aber das geht ja erst um 20.35 Uhr. Wir brauchen nur knapp eine Stunde nach Kopenhagen. Aber das geplante Essen im Flughafenrestaurant müssen wir schon aufgeben. Sollen wir hineingehen und sehen, was Aalborg zu bieten hat außer Aquavit?“
    „Den trinke ich nicht.“
    „Ich auch nicht. Offen gestanden weiß ich nicht viel mehr von Aalborg, als daß hier die Aquavitquelle sprudelt.“
    Im Restaurant bekamen sie eine Schinkenomelette und Obst. Gerd beruhigte sich nun, da sie wußte, die Zeit würde ausreichen. Es summte im Lautsprecher.
    Sie hörten auf zu essen und lauschten.
    „Wir bedauern, den Start nach Kopenhagen um eine weitere halbe Stunde verschieben zu müssen. Es ist Nebel in Kopenhagen, die Wettervorhersage ist aber gut, und wir erwarten, daß der Nebel sich bald hebt.“
    „Mein Gott“, flüsterte Gerd verstört.
    „Immer mit der Ruhe!“ beruhigte Helge Jerven. „Ich werde mich gleich mal erkundigen.“
    Nach einigen Minuten kam er lächelnd zurück.
    „Keinerlei Gefahr. Das Hamburgflugzeug steht in Stockholm und wartet auf Aufklärung über Kopenhagen. Es wird also nicht vor uns dort sein. Allerdings kann es spät werden.“
    „Macht nichts. Wenn ich nur das Flugzeug erwische und morgen früh zeitig in Hamburg bin.“
    „Da haben Sie ja genügend Spielraum. Was sollen wir jetzt tun? Noch etwas essen? Kaffee trinken?“
    Sie tranken Kaffee und plauderten.
    Jerven sollte drei Tage in Hamburg bleiben, dann nach Kiel weiterfahren und dort an Bord eines neuen Schiffes gehen, eines Zweitausendtonnenfrachters.
    Und Gerd erzählte, daß sie zu einer geschäftlichen Besprechung nach Hamburg reise, aber mehr sagte sie nicht. Es ging weder Helge Jerven noch sonst jemand etwas an, daß es sich um ein Geschäft von mehreren hunderttausend Kronen drehte.
    Der kurze Name unter dem Vertrag sollte eine neue Ära für Myrseth und Sohn einleiten und damit auch für Gerd.
    Das Gespräch mit Helge Jerven wurde etwas sprunghaft, weil sie beide ihr Augenmerk auf die Uhr richteten. Auch um sie herum herrschte Unruhe. Die Leute waren sichtlich nervös. Ein Passagier wollte ein Ferngespräch haben, ein anderer ein Telegramm senden, ein dritter studierte in einem Fahrplan, ob vielleicht der Nachtzug -. Ein Mann aus Aalborg sammelte resolut seine Gepäckstücke zusammen und nahm sich ein Taxi, um das Nachtschiff nach Kopenhagen zu erreichen.
    „Da weiß ich wenigstens, daß ich ankomme“, sagte er.
    Jedesmal, wenn sich ein Flugplatzangestellter zeigte, prasselten von allen Seiten Fragen. Sie wurden mit gleichbleibender Freundlichkeit und mit Optimismus beantwortet. Alle waren höflich, hilfsbereit, liebenswürdig, aber eins konnten sie nicht ändern, weder mit Liebenswürdigkeit noch mit Radar, weder mit gutem Willen noch mit Pferdestärken: das Wetter.
    Der Chefpilot hatte sich nur kurz im Restaurant blicken lassen. Gerd hörte Bruchstücke eines Gespräches, das er mit einer Stewardeß führte: „Ich werde noch mal anrufen, aber ich glaube nicht daran. Um 21 Uhr wollen wir Kaffee servieren.“
    Dann nichts mehr. Gerd wartete auf neuen Bescheid aus dem Lautsprecher. Helge Jerven saß zurückgelehnt und rauchte eine Zigarette.
    Endlich kam wieder eine Ansage: „Wir bedauern, mitteilen zu müssen, daß der Start infolge des anhaltenden Nebels um eine weitere Stunde verschoben werden
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