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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer
Autoren: PAULA MARSHALL
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ihm vielleicht gesundheitlich nicht gut?
    In Wirklichkeit fehlte Neville nichts, außer dass er sich innerlich hin und her gerissen fühlte. Einerseits drängte es ihn, sich so bald wie möglich zu verabschieden, andererseits sehnte er sich danach, an ihrer Seite zu bleiben. Schließlich gab er sich einen Ruck und warf einen Blick auf seine Taschenuhr.
    Als er sich schon zu einem geglückten Abgang gratulieren wollte, hätte seine Zunge ihm beinahe einen Streich gespielt. „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Sonst wird Mrs. Marchmont uns …“ Er hielt gerade noch rechtzeitig inne, bevor ihm „in flagranti ertappen“ herausrutschte, eine Redewendung, die üblicherweise im Zusammenhang mit Liebesabenteuern verwendet wurde. „Dabei ertappen, wie wir grundlegende Anstandsregeln missachten“, vollendete er den Satz stattdessen.
    „Ja, diese Regeln gelten in der Öffentlichkeit als unumstößlich“, gab Diana mit einem leicht spöttischen Lächeln zurück. „Im privaten Bereich sieht es anders aus, wie Sie sicherlich wissen.“
    Wollte sie damit andeuten, dass er bleiben sollte, damit sie sich ein kurzes Schäferstündchen gönnen konnten? Nein, unmöglich! Rasch verscheuchte Neville diesen Gedanken, ehe er ihr Lächeln erwiderte. „Um diese Uhrzeit werde ich den Richter wohl nicht mehr in seinem Amtszimmer antreffen, aber ich will ihn gleich morgen früh aufsuchen.
    Danach werde ich Ihnen mitteilen, zu welchen Schritten er uns rät.“
    Indem er an kaltes Wasser und Schneewetter dachte, gelang es ihm, seiner Erregung Herr zu werden. So konnte er ohne peinliche Schwierigkeiten aufstehen und sich verabschieden.
    Auf dem ganzen Heimweg grübelte er darüber nach, was ihm, dem korrekten Sir Neville Fortescue, widerfahren war. Vom Hörensagen wusste er, dass man beim Anblick einer schönen Frau von einem coup de foudre getroffen werden konnte, aber bis zum heutigen Tag hatte er nie an die Lie be auf den ersten Blick geglaubt. Bis er Dianas Salon betrat und mit einem Mal von dem überwältigenden Verlangen gepackt wurde, sie in seinen Armen zu spüren. Weder seine reizende Marie, seine verflossene – und einzige – Geliebte noch irgendeine andere junge Dame hatte je eine derart mächtige Anziehungskraft auf ihn ausgeübt.
    Sobald sie ihr Problem gelöst hatten, musste er ihr tunlichst aus dem Weg gehen, um zu vermeiden, dass er sich in einen Lüstling vom Schlage seines Vaters verwandelte.
    „Du hast Sir Neville Fortescue ganz allein empfangen?“, klagte Isabella Marchmont. „Wie konntest du nur? Damit setzt du deinen guten Ruf aufs Spiel!“
    „Nun, ich werde bestimmt nicht herumerzählen, dass er mich heute Nachmittag besucht hat, und du hoffentlich auch nicht“, antwortete Diana übermütig. „Also wird niemand davon erfahren. Außerdem musste ich ihn unbedingt unter vier Augen sprechen – aus Gründen, die ich dir nicht nennen kann.“
    „Aber die Dienstboten!“, rief Isabella. „Die werden mit Sicherheit tratschen. Ich weiß es ja selbst von deiner Zofe.“
    „Und wenn ich dir versichere, dass Sir Neville kein einziges Mal die Grenzen des Anstands überschritten hat?“
    „Das behauptest du, aber kein Mensch wird dir glauben.“
    „Bedeutet sein Ruf als rechtschaffener, stets korrekter Gentleman denn gar nichts?“
    „Trotz allem ist er ein Mann!“ Isabellas Stimme wurde immer lauter.
    „Und wenn schon! Ob du es glaubst oder nicht, wir haben uns so sittsam betragen wie beim Nachmittagstee in einem Pfarrhaus. Zu sittsam für meinen Geschmack. Seine Zurück haltung hat mich – wie soll ich es ausdrücken? – ein wenig enttäuscht und mir nicht gerade geschmeichelt.“
    „Was sagst du da, Kind! Eines Tages wirst du noch zu weit gehen.“
    „Zweifellos. Aber vorerst nicht. Falls es Gerede gibt, muss man es einfach ignorieren, dann hört es schon von selbst auf. Heute wollte ich bloß ein bestimmtes Problem mit Sir Neville erörtern. Wenn wir es einmal gelöst haben, werde ich darauf achten, so wenig wie möglich mit ihm zu verkehren.“
    „Und in der Zwischenzeit“, warf Isabella in strengem Ton ein, „könntest du ruhig einen deiner vielen Bewunderer zu einem Heiratsantrag ermutigen.“
    „Die bewundern wohl eher mein Vermögen.“
    „Nicht alle. Ich für meinen Teil finde beispielsweise Lord Alford sehr sympathisch. Er sieht gut aus und hat angenehme Umgangsformen, ist charmant, aufmerksam …“
    „Und völlig mittellos“, ergänzte Diana. „Außerdem führt er angeblich ein
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