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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer
Autoren: PAULA MARSHALL
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ging hinauf, um den Besucher zu melden.
    Allmählich glaubte Neville selbst, dass er sich auf ein hoffnungsloses Unterfangen eingelassen hatte. Ungeduldig zückte er seine Taschenuhr. Schon längst Zeit fürs Dinner, dabei hatte er seit dem frühen Morgen nichts zu sich genommen. Am liebsten würde er einfach nach Hause fahren, wenn er nicht Lem und der Duchess versprochen hätte, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Bald kehrte die Hauswirtin zurück. „Mr. Jackson wird Sie empfangen. Die erste Tür rechts, wenn Sie die Treppe hinaufkommen.“
    Jackson ähnelte weder Sir Stanford noch dem bulligen Wally Smith. Auf den ersten Blick sah er mit seinem roten Haar und seiner drahtigen Figur überhaupt nicht nach einem hartgesottenen Ermittler aus, doch auf seinem Gesicht lag ein energischer Ausdruck. Als Neville sein Zimmer betrat, das teils als Salon, teils als Arbeitszimmer diente, saß er gerade an seinem abgenutzten Schreibtisch. „Womit kann ich Ihnen dienen, Sir Neville?“, fragte er ohne Umschweife und erhob sich.
    Zum dritten Mal an diesem Tag erzählte Neville seine Geschichte. „Ich habe den Fall bereits dem Richter Sir Stanford Markham und den Bow Street Runners vorgetragen“, schloss er, „aber sie wollen mir nicht helfen. Wenigstens hat mir Mr. Smith freundlicherweise Ihre Adresse gegeben, daher wende ich mich nun an Sie. Hoffentlich interessieren Sie sich für das Schicksal der armen Dienstmädchen.“
    „Ja“, versicherte ihm Jackson. „Ich befürchte genau wie Sie, dass die drei in ein Bordell verschleppt worden sind, nur wissen wir natürlich nicht, in welches. Zufällig habe ich schon einmal von einem Mann gehört, angeblich aus besten Kreisen, der verschiedenen Bordellwirtinnen auf diese Weise Mädchen zuführt – natürlich gegen Geld. Ihn zu fassen dürfte allerdings schwierig werden. Wenn Sie mir nun bitte das Ganze noch einmal schildern würden, damit ich Zwischenfragen stellen und mir Notizen machen kann. Vieles, was Ihnen vielleicht unbedeutend erscheint, kann mir wichtige Hinweise liefern. Zum Beispiel: Kannten die Mädchen einander? Glauben Sie, dass Ihr Diener Banks auch wirklich die ganze Wahrheit gesagt hat?“ Er bot seinem Besucher einen Sessel an und setzte sich wieder.
    Dann tunkte er seine Feder in ein Tintenfass. „Bitte sehr, Sir Neville“, forderte er seinen Besucher in geschäftsmäßigem Ton auf. „Und lassen Sie sich Zeit.“
    Insgesamt blieb Neville beinahe zwei Stunden bei Jackson. Nach ungefähr einer Stunde klopfte es an der Tür, und die Hauswirtin brachte ein Tablett mit zwei Tassen Tee und Sandwiches.
    „Mr. Jackson, ich habe mir erlaubt, Ihnen Ihren üblichen Abendimbiss zu bringen, und auch eine Tasse für Ihren Gast.“
    Neville, der mittlerweile mächtig hungrig war, nahm dankbar an. Hin und wieder machte er in seinem Bericht eine Pause, um einen Schluck zu trinken oder einen Bissen zu essen.
    Am Ende warf Jackson ihm einen scharfen Blick zu. „Ich werde Ihren Auftrag annehmen, vorausgesetzt, Sie lassen mir völlig freie Hand. Sobald ich etwas Wichtiges erfahre, werde ich Sie per Boten benachrichtigen. In Zukunft sollten Sie mich möglichst nicht mehr zu Hause aufsuchen. Wir werden uns in einfachen Kaffeehäusern treffen, wo uns niemand kennt.“
    Plötzlich wurde Neville klar, dass Jackson mehr über die ganze Angelegenheit wusste, als er zugab.
    Des Weiteren fragte er sich, ob Sir Stanford und Wally Smith ihn abgewiesen hatten, weil sie aus irgendeinem Grund wollten, dass er die Suche aufgab. Andererseits hatte Smith ihm Jackson empfohlen – doch Jackson gehörte keiner offiziellen Behörde an, daher konnte nichts, was er tat, die Runners oder Sir Stanford belasten.
    Nun nahm er sich erst recht vor, die Wahrheit herauszufinden. Solange sich sein Verdacht nicht bestätigt hatte, wollte er der Duchess nichts davon sagen. Aber er würde diesen Gedanken im Hinterkopf behalten.
    Während der Heimfahrt entschied er sich dagegen, ihr noch einen Besuch abzustatten. Später am Abend würde er sie sicher bei Lady Jerseys Empfang antreffen. Dann konnte er ihr immer noch die unbefriedigenden Ergebnisse seiner Bemühungen schildern. Nicht einmal sich selbst gegenüber wollte er eingestehen, wie sehr er sich auf das Wiedersehen mit ihr freute. Nein, er besuchte den Ball nur aus reinem Pflichtbewusstsein.
    Diana machte sich sorgfältig für den Abend zurecht. Anstelle eines ihrer üblichen weißen Gewänder legte sie ein zartes blassgrünes Ballkleid und dezenten
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