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Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Titel: Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Autoren: Ajahn Chah
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sehen. Es muß mehr geben, als nur Worten zu lauschen.
    Halte dir selbst deine Vorträge, beobachte deinen eigenen Geist. Wenn du diesen verbalen, denkenden Verstand abschneidest, wirst du einen wahren Maßstab zum Urteilen haben. Anderenfalls wird dein Verständnis nicht tief eindringen. Übe auf diese Weise, und der Rest wird folgen.
Buddhistische Psychologie
    Eines Tages kam eine berühmte Dozentin buddhistischer Philosophie, um Ajahn Chah zu besuchen. Diese Frau lehrte regelmäßig in Bangkok das Abhidharma und komplizierte buddhistische Psychologie. Im Gespräch mit Ajahn Chah stellte sie eingehend dar, wie wichtig es sei, buddhistische Psychologie zu verstehen, und wieviel Nutzen ihre Studenten aus den Studien mit ihr ziehen würden. Sie fragte ihn, ob er ihr zustimme, daß ein solches Verstehen äußerst wichtig sei.
    »Ja, sehr wichtig«, stimmte er zu.
    Hocherfreut befragte sie ihn weiter, ob er seine eigenen Schüler auch das Abhidharma studieren ließ.
    »Oh ja, natürlich.«
    Und wo, fragte sie, empfehle er ihnen zu beginnen, welche Bücher und Studien seien am besten?
    »Nur hier«, sagte er, auf sein Herz weisend, »nur hier.«
Studium und Erfahrung
    Laß uns über den Unterschied zwischen dem Studium von Dharmaideen und deren Anwendung in der Praxis sprechen. Wahres Dharmastudium hat für uns nur einen Zweck: einen Weg aus der Unzulänglichkeit unseres Lebens zu finden und Glück und Frieden für uns und alle Wesen zu erlangen. Unser Leiden hat Ursachen für sein Entstehen und einen Platz zum Verweilen. Laß uns diesen Vorgang verstehen. Wenn das Herz ruhig ist, befindet es sich in seinem normalen Zustand; wenn der Geist sich bewegt, werden Gedanken gebildet. Glück und Leid sind Teil dieser Bewegung des Geistes, dieser Gedankenbildung, genauso wie die Ruhelosigkeit, das Verlangen, hierhin und dorthin zu gehen. Wenn du diese Bewegung nicht verstehst, wirst du den Gedankengebilden nachjagen und ihnen ausgeliefert sein.
    Deshalb lehrte uns der Buddha, die Bewegungen des Geistes zu betrachten. Indem wir beobachten, wie der Geist sich bewegt, können wir seine grundlegenden Merkmale erkennen: beständiger Wechsel, Unzulänglichkeit und Leerheit. Du solltest dir dieser geistigen Phänomene bewußt sein und sie betrachten. Auf diese Weise kannst du etwas über den Vorgang des bedingten Entstehens lernen. Der Buddha lehrte, daß Unwissenheit die Ursache für das Entstehen aller weltlichen Phänomene und für unsere Willensimpulse ist. Willensimpulse rufen Bewußtsein hervor, und Bewußtsein wiederum führt zur Entstehung von Geist und Körper. Dies ist der Prozeß des bedingten Entstehens.
    Wenn wir mit dem Studium des Buddhismus beginnen, scheinen uns diese Lehren einzuleuchten. Doch wenn der Prozeß tatsächlich in uns stattfindet, können diejenigen, die nur darüber gelesen haben, nicht schnell genug folgen. Wie eine Frucht, die vom Baum fällt, so fällt jedes Glied der Kette so schnell, daß solche Menschen nicht unterscheiden können, welche Zweige es passiert hat. Wenn zum Beispiel ein angenehmer Sinneskontakt stattfindet, werden sie durch die Empfindung fortgerissen und sind nicht fähig, den Prozeß des Geschehens zu verstehen.
    Natürlich ist in den Texten die systematische Gliederung des Vorgangs genau dargestellt, aber die Erfahrung geht über das Textstudium hinaus. Das Studium teilt dir nicht mit, daß dies die Erfahrung aufsteigender Unwissenheit ist, daß sich das Wollen so anfühlt, daß dies eine gewisse Art von Bewußtsein ist, dies das Gefühl verschiedener Elemente in Körper und Geist. Wenn du den Ast eines Baumes losläßt und zu Boden fällst, gehst du nicht ins Detail, wie viele Meter oder Zentimeter du fielst; du triffst einfach auf dem Boden auf und empfindest Schmerz. Kein Buch kann das beschreiben.
    Formales Dharmastudium ist systematisch und es bildet uns, aber die Realität verläuft nicht eingleisig. Deshalb müssen wir selbst Zeuge dessen sein, was aus dem Wissenden, aus unserer tiefsten Weisheit, emporkommt. Wenn unsere angeborene Weisheit – der Wissende – die Wahrheit des Herz-Geistes erfährt, wird klarwerden, daß der Geist nicht unser Selbst ist. Er gehört uns nicht, ist nicht ich, nicht mein, all dies muß fallengelassen werden. Was das Lernen der Namen all der Elemente des Geistes und des Bewußtseins angeht, so wollte der Buddha nicht, daß wir an den Worten anhaften. Er wollte lediglich, daß wir all dies als unbeständig, unbefriedigend und leer von einem
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