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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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    1. RS SIRIUS wird ab sofort dem Chef der Weltsicherheitskommission unterstellt.
    2. Der Leiter der Station ZETA übergibt seine Funktionen an seinen Stellvertreter.
    3. Der Kapitän von RS SIRIUS und der Leiter der Station ZETA begeben sich unverzüglich auf die Erde und melden sich beim Chef der Weltsicherheitskommission.
    „Also – begeben wir uns“, sagte Hellrath seufzend. Dann wallte sein Ärger noch einmal auf: „Was hat denn die Sicherheitskommission mit uns zu tun? Sollen sie sich um den Arbeitsschutz kümmern und die Bakterien dressieren, aber nicht anständige Leute an der Arbeit hindern!“
    „Die Weltsicherheitskommission“, sagte Duncan in bewußt leierndem Ton, „führt die Sicherheitsaufsicht über den gesamten materiellen und geistigen Reproduktionsprozeß der Menschheit. Sie kontrolliert alle globalen und kosmischen Unternehmen und organisiert die Sicherheitsaufsicht auf den unteren Ebenen…“
    „Ist ja gut, ist ja gut“, unterbrach Henner die Lektion.
    „Sicher ist das gut“, fuhr Duncan fort, aber nun in einem Ton, der Henner aufhorchen ließ. „Insbesondere unterliegen alle neu auftretenden Erscheinungen der Prüfung und Beurteilung durch die Kommission.“
    „Sag, was du weißt, und laß die Sprüche“, knurrte Henner. Aber Duncan sprach weiter, mit noch stärkerer Betonung: „Die Kommission hat in solchen Fällen das Recht, Fachleute aus den entsprechenden Gebieten zur Arbeit heranzuziehen. Artikel 13 der Weltverfassung.“ Henner stand auf. „Sag jetzt endlich, was los ist, sonst…“
    „Sonst?“ fragte Duncan zurück.
    Henner setzte sich seufzend.
    Duncan Holiday lächelte. „Also paß auf – offiziell weiß ich gar nichts.“ Er nahm einen Schluck Tee. „Aber da wir ja nun offenbar vor denselben Wagen gespannt werden – ich hab was gehört, und ich will mein Leben lang Algenbrei fressen, wenn das nicht mit unserer Sache zusammenhängt.“ Er goß sich umständlich eine Tasse Tee ein. „Bist du jetzt verhandlungsfähig? Gut. Du kennst doch Loto, das alte Mondkalb. Er hat mich vorgestern angerufen. Sie empfangen gerichtete Funksignale von der Proxima Centauri. Na, wie schmeckt dir das?“
    Duncan stand auf und trat ans Kommandogerät, um dem anderen Zeit zu lassen, die Nachricht zu verdauen. Er ließ die einzelnen Sektionen der Station nacheinander auf dem Bildschirm erscheinen, wie um von ihnen Abschied zu nehmen. Dann rief er den Diensthabenden an und beauftragte ihn, den Abflug zur Erde vorzubereiten. Schließlich wandte er sich wieder an Henner. „Reichen dir fünf Stunden bis zum Abflug?“
    Heinrich Hellrath nickte.
    „Morgen sind wir da“, fuhr Duncan fort und lächelte seltsam. „Hätt ich mir nicht träumen lassen.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Was hättest du dir nicht träumen lassen?“ fragte Henner.
    „Ach, nichts.“
     
    Es wird an dieser Stelle angebracht sein, dem Leser ins Gedächtnis zu rufen, wie im vergangenen Jahrhundert die Verwaltungsstruktur der Erde aussah. Mit dem Sieg der vernünftigen Ordnung der menschlichen Angelegenheiten, des Kommunismus also, war die Notwendigkeit verschwunden, überhaupt Macht auszuüben. Gleichzeitig hatte die umfassende Automation der materiellen Produktion die ökonomischen Unterschiede zwischen den Nationen aufgehoben. Damit verschwanden denn auch die meisten der früheren Funktionen der Staaten, und was übrigblieb, verwandelte sich aus Verwaltungseinrichtungen in gesellschafts- und naturwissenschaftliche Institutionen. So brach das neue Jahr 0 an und brachte die Weltverfassung, in der die frühere, fast ins Unübersehbare gewachsene Kompliziertheit der Verwaltung völlig umgestülpt und auf eine einfache Formel gebracht wurde. Lokal, regional, national und im Weltmaßstab ordneten Räte von Wissenschaftlern die Angelegenheiten der Menschen, Räte, die, da sie keine Macht ausübten, auch nicht gewählt zu werden brauchten. Ihre Mitglieder gehörten den einzelnen wissenschaftlichen Fachrichtungen an und wurden von unten nach oben delegiert.
    Dabei lag die Leitung der verschiedenen Produktionszweige und Lebensgebiete auf allen genannten Ebenen in der Hand von Behörden, die einerseits dem zuständigen Rat, andererseits der nächsthöheren Behörde unterstanden. Einstimmige Beschlüsse einer solchen Körperschaft galten als Gesetz, nichteinstimmige Beschlüsse bedurften bei den Behörden der Zustimmung des jeweiligen Rates, bei den Räten aber eines Volksentscheids im jeweiligen Bereich.
    Tatsächlich
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