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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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ich.«
    Leblanc hob brutal ihr Kinn. »Du und schwören, Füchschen? Seit deiner Kindheit habe ich dich wieder und wieder lügen sehen, du mit deinem Engelsgesicht. Versuch das bloß nicht bei mir.«
    »Wie könnte ich es wagen? Ich habe Euch gut gedient. Haltet Ihr mich für so dumm, Euch nicht mehr zu fürchten?« Sie ließ Tränen aufsteigen. Eine sehr nützliche Fertigkeit, von der sie eifrig Gebrauch machte.
    »Beinahe möchte man dir glauben.«
    Er spielt mit mir . Sie kniff die Lider zusammen, damit ihr ein paar Krokodilstränen über die Wangen kullerten.
    »Beinahe.« Er zerkratzte ihr die Wange, als er mit dem Daumennagel die Spur einer Träne nachfuhr. »Doch leider nicht ganz. Bestimmt wirst du noch vor Morgengrauen mit der Wahrheit herausrücken.«
    »Aber ich sage die Wahrheit.«
    »Mag sein. Sobald meine Gäste abgereist sind, unterhalten wir uns ausführlicher. Hast du schon gehört? Fouché wird heute Abend bei meiner kleinen Soiree anwesend sein. Welch eine Ehre. Er kommt geradewegs von Beratungen bei Bonaparte zu mir, um zu berichten, was der Erste Konsul gesagt hat. Schon bald werde ich der wichtigste Mann von Paris sein.«
    Was würde ich antworten, wenn ich unschuldig wäre? »Bringt mich zu Fouché. Er wird mir glauben.«
    »Du wirst Fouché treffen, sobald ich davon überzeugt bin, dass dein hübscher kleiner Mund die Wahrheit spricht. Bis dahin … « Er griff in ihren Nacken und löste das oberste Band ihres Kleides. »… könntest du dich ein wenig gefällig zeigen. Ich habe gehört, du kannst sehr unterhaltsam sein.«
    »Ich werde … versuchen, Euch zu gefallen.« Ich werde das hier überstehen. Ich kann alles überstehen, ganz gleich, was er mir antut .
    »Oh ja, streng dich schön an, ehe ich mit dir fertig bin.«
    »Bitte.« Er wollte Angst sehen. Also war es am geschicktesten, auf der Stelle um Gnade zu winseln. »Bitte. Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, aber nicht hier. Nicht in dieser dreckigen Zelle und im Beisein anderer Männer. Ich kann sie atmen hören. Zwingt mich nicht vor ihnen dazu.«
    »Das sind nur englische Hunde, Spione, die ich so lange beherberge, bis es mir reicht.« Er krallte sich in den groben Stoff ihres Mieders und zog es herunter. »Vielleicht gefällt es mir ja, wenn sie zusehen.«
    Sein verbrauchter Atem schlug ihr entgegen. Er war heiß und feucht und roch nach Wintergrün. Seine Hand kroch in ihr Mieder und umfasste ihre Brust. Seine Finger waren so glatt und trocken wie tote Zweige, und er tat ihr immer wieder weh.
    Sie durfte sich nicht auf Leblancs Abendgarderobe übergeben. Kein guter Zeitpunkt, um den ehrlichen Gefühlen ihres Magens freien Lauf zu geben.
    Also drückte sie sich mit dem Rücken eng an die Wand und versuchte, ein Nichts zu werden. Einfach nur Dunkelheit, Leere, als ob sie gar nicht da wäre. Es klappte natürlich nicht, aber zumindest lenkte es sie ab.
    Endlich hörte er auf. »Ich freue mich schon darauf, dich zu nehmen.«
    Sie versuchte gar nicht erst zu sprechen. Wozu auch?
    Er tat ihr ein letztes Mal weh, als er ihre trockenen Lippen zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und quetschte, bis die Haut aufsprang und sie Blut schmeckte.
    »Bisher warst du nicht sonderlich unterhaltsam.« Unvermittelt ließ er von ihr ab. Sie hörte ein Schaben und Klappern, als er die Laterne vom Tisch nahm. »Aber das wird sich noch ändern.«
    Die Tür schlug krachend hinter ihm zu. Der Klang seiner Schritte hallte durch den Gang und war noch zu hören, bis er oben an der Treppe angekommen war.
    »Schwein!«, zischte sie die jetzt geschlossene Tür an, obwohl das eigentlich eine Beleidigung dieser freundlichen Tiere war.
    Vom anderen Ende der Zelle drangen leise Geräusche ihrer Mitgefangenen, der englischen Spione, zu ihr. Da es aber dunkel war, konnten sie sie nicht mehr sehen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und schluckte die Galle herunter, die ihr in der Kehle hing. Wie ekelhaft Leblancs Berührungen waren. Als wäre eine Horde Schnecken über sie hergefallen. Kaum vorstellbar, dass sie sich in den kommenden Tagen auch nur annähernd daran gewöhnte.
    Dann rückte sie ihr Kleid wieder züchtig zurecht und ließ sich auf den Boden sinken. Sie fühlte sich erbärmlich. Das dürfte es wohl gewesen sein. Die Entscheidung, mit der sie sich so lange gequält hatte – wie es mit den ihr anvertrauten Albion-Plänen weiterginge –, war gefallen. All ihr Abwägen, ihre Gewissensbisse … alles umsonst. Leblanc hatte gesiegt. Ein,
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