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Ein Sohn für den Scheich

Ein Sohn für den Scheich

Titel: Ein Sohn für den Scheich
Autoren: Michelle Reid
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hast?”
    Wortlos nahm Leona ihm den kühlen Wein ab und trank einen Schluck, um der Versuchung zu widerstehen, Hassan eine passende Antwort zu geben.
    Die unerschütterliche Selbstsicherheit, von der außer seiner haltlosen Unterstellung auch der erwartungsvolle Blick zeugte, mit dem er sie ansah, ließ sie jedoch unschwer erahnen, was Hassan mit der Entführung wirklich bezweckte.
    Der plötzliche Stimmungswechsel seiner Frau rührte Hassan so sehr, dass er versucht war, sie augenblicklich in die Arme zu nehmen und an sich zu ziehen.
    Doch um den besorgten Ehemann zu spielen, war dies wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt. Leona würde sich die körperliche Nähe ebenso bestimmt verbitten wie in den Wochen vor jenem unglückseligen Tag, an dem sie ihn verlassen hatte.
    Ein ganzes Jahr lag das nun zurück, doch schmerzlicher als die Erinnerung daran war die Gewissheit, dass sie, ohne es zu wissen, nicht vor ihrem Ehemann, sondern vor sich selbst davongelaufen war.
    “Könnte es sein, dass du die Party nur erfunden hast, um mich in den Hafen zu locken?”, fragte Leona unvermittelt.
    Hassan musste unwillkürlich lächeln, denn auch wenn er Leona besser als jeder andere kannte, überraschte ihn ihr Scharfsinn jedes Mal aufs Neue.
    “Die Party findet in diesem Moment tatsächlich statt”, erwiderte er und fügte einschränkend hinzu: “Daran, dass dein Vater kurzfristig verhindert war, bin ich allerdings nicht ganz unschuldig.”
    Seine Ehrlichkeit wurde damit belohnt, dass Leona ihn zum ersten Mal, seit sie sich die Kapuze vom Kopf gerissen hatte, direkt ansah – mit einem Blick jedoch, der ihr Befremden deutlich verriet. “Ich denke, du hast das ganze Theater nur veranstaltet, weil er heute Nacht nicht als Aufpasser zur Verfügung ge…”
    “Das stimmt auch”, fiel Hassan ihr ins Wort, um nicht zugeben zu müssen, dass er seinen Schwiegervater als Helfershelfer eingespannt hatte. “Für unser unverhofftes Wiedersehen gibt es allerdings noch weitere Gründe, Liebling”, fügte er besänftigend hinzu, “aber ich möchte nicht die Zeit damit vergeuden, darüber ausgerechnet jetzt …”
    “Ich muss leider darauf bestehen”, unterbrach Leona ihn. Dass er es wagte, sie “Liebling” zu nennen, wog schwer genug. Schlimmer jedoch war, dass sich offensichtlich auch ihr eigener Vater gegen sie verschworen und mit seinem Schwiegersohn verbündet hatte.
    “Ein andermal”, wies Hassan ihr Ansinnen zurück. “Erst möchte ich genießen, dass du endlich wieder dort bist, wo du hingehörst – in meiner Nähe.”
    “Hast du schon vergessen, dass ich nicht freiwillig hier bin?”, hielt Leona ihm wütend entgegen.
    “Ehrlich gesagt, interessiert mich das nur am Rande”, gestand er mit einem Lächeln, das Leona ins Herz schnitt. “Du weißt doch, dass wir Araber romantisch veranlagt sind. Und was könnte romantischer sein als eine dramatische Liebesgeschichte, in der die beiden Hauptfiguren erst durch die Hölle gehen müssen, um am Ende wieder zueinanderzufinden?”
    Als Hassan sah, dass Leona Tränen in die Augen traten, wurde ihm schlagartig bewusst, dass er zu weit gegangen war. Immerhin gelang es ihm, ihr das Glas aus der Hand zu nehmen, ehe sie es zu Boden fallen lassen konnte.
    “Unsere Ehe erinnert mich eher an eine Tragödie als an eine Romanze”, sagte sie schließlich niedergeschlagen.
    “Eine Tragödie ist unsere Ehe nur, weil du geradezu versessen darauf bist, eine daraus zu machen”, widersprach Hassan und stellte das Glas ab. Doch seinem Versuch, sie in die Arme zu nehmen, kam Leona zuvor, indem sie einige Schritte zurückwich.
    “Und warum hasse ich dann alles, was mit dir zusammenhängt?”, fragte sie verbittert.
    “Die Antwort musst du dir schon selbst geben”, erwiderte er mit unerschütterlicher Selbstsicherheit. “Ich weiß nur, dass du mich
nicht
hasst. Ganz im Gegenteil”, fügte er bedeutungsschwer hinzu.
    Der Blick, mit dem ihr Ehemann sie ansah, hatte etwas ungeheuer Bedrohliches, doch Leona konnte nicht länger ausschließen, dass nicht Hassan ihr Angst machte, sondern die Befürchtung, er könnte die Wahrheit gesagt haben.
    “Dann hätte ich dich wohl kaum verlassen”, wandte sie ein, um ihn und sich selbst an den Tag ihrer Trennung zu erinnern.
    “Die vielen Briefe, die du mir seitdem geschrieben hast, beweisen, wie sehr du diesen Schritt bereust”, erwiderte er.
    “Wenn du schon beim ersten Brief in die Scheidung eingewilligt hättest, hätte ich dir nicht so oft
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