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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen
Autoren: Melanie Barbera
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legte nur, ohne zu protestieren, die flachen Hände auf die Brust ihres Mannes, streckte den Hals und küsste zurück. War Alexander Lovett nicht der glücklichste Mann der Erde? Von nun an konnte er in jeder Sekunde von jedem Tag genau dies haben, diese perfekte Frau und ihre weichen, kleinen Lippen. Tony stellte sich vor, an seiner Stelle zu sein und quälte sich gerne mit diesem Gedanken. Schließlich, nach einer viel zu langen Zeit, endeten die beiden.
    „Prinzessin, ich sehe meine Frau, wann immer ich will und ich küsse meine Frau, wann immer ich will,“ verkündete Alexander daraufhin mit fester Stimme laut und deutlich, so als ob er gehört werden wollte, selbst wenn er Tony nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte.
    Liebevoll wischte Guinievaire mit dem Daumen etwas Farbe von den Lippen ihres Mannes. „Oh, Liebling,“ hauchte sie dabei etwas müde, dann kehrte sie sich wieder um zu Tony, dem es mittlerweile sehr schwer fiel, ihr ins Gesicht zu sehen und der es zugleich aber wie immer einfach zu gerne tat. Ihre Augen strahlten und sie hatte ihren Ehemann Liebling genannt.
    „Sehe ich dich nun heute Abend, Tony?“ fragte sie noch einmal eindringlich, dabei hatte ihr Mann die Arme weiterhin fest um sie geschlossen.
    Und Tony hatte derweil beschlossen, kein Gentleman zu sein und nicht vernünftig, nur dieses eine Mal. Alexander kannte sie seit vier Jahren, nicht wahr, und sie hatten erst vor Kurzem geheiratet. Er war also geduldig gewesen und war dafür entlohnt worden. Auch Tony würde sie nicht einfach aufgeben, so leicht wollte er es ihr nicht machen. Sie sollte sich an die Zeiten zurück erinnern, in denen sie ihn geliebt hatte, er würde immer um sie herum sein, niemals wieder verschwinden und er würde sie am Ende doch zurückgewinnen. Diese Ehe hatte keine Bedeutung für Tony, sie war nichts anderes als eine weitere, ungeliebte Verzögerung bis er mit Guinievaire glücklich sein würde. Er würde auch dieses Hindernis bewältigen und sie einfach weiter belagern.
    „Das wirst du,“ nickte er also und sie lächelte dankbar, derweil warf ihr Mann ihnen skeptische Blicke zu. Er gewöhnte sich von nun an besser an seine Präsenz, denn nun, wo er und Guinievaire und Tony wieder in der gleichen Stadt lebten, würde sie unvermeidbar für ihn werden. Plötzlich machte eine grimmige Zufriedenheit sich in Tony breit. Er lächelte zurück, während Guinievaire die Hand ihres Mannes nahm und ihn in die Kutsche zog. Mit einem entschlossenen Gesicht sah Tony sie um die Ecke biegen.
     
     
    Wenig später war Tony bereits auf dem Weg zu Vicky und Robert. Er hatte sich besondere Mühe gegeben für heute Abend, denn nun da Guinievaire wieder in seinem Leben war, war es für ihn ohne Ausflüchte ausgesprochen wichtig, immer gut für sie, die etwas oberflächlich war, auszusehen. Also hatte er sein Haar sorgfältig gekämmt und gebändigt, er hatte einen seiner besten Anzüge angezogen – eben jenen nämlich, den er damals auch im Theater aufgetragen hatte – und er hatte sich bemüht, ein zuversichtliches, offenes und lebendiges Gesicht aufzulegen, was ihm eindeutig am Schwersten gefallen war. Wollte er sie jedoch wieder für sich gewinnen, so musste er interessant und lebhaft wirken und sie mit jenen Dingen und Eigenschaften überzeugen, mit denen er schon beim letzten Mal Eindruck auf sie gemacht hatte. Wenn er doch nur ein wenig besser wüsste, wie es ihm damals gelungen war, Guinievaire zu erobern! Es schien ihm entfallen zu sein, nein, tatsächlich war es ihm schon immer ein sehr großes Rätsel gewesen und dennoch, er würde sich jede erdenkliche Mühe geben. Gerade trat er aus dem Haus und sah sich nach einem Taxi um, da bot sich ihm derselbe Anblick, wie schon heute Mittag: die blaue Kutsche war zurückgekehrt und kaum hatte er sie entdeckt, da öffnete sich die Türe von innen heraus und eine unsichtbare Stimme rief: „Steigen Sie ein.“
    Tony runzelte die Stirn über derart klischeehafte Methoden, aber er war viel zu neugierig, um der Aufforderung nicht zu folgen. Mit einem Seufzer strich er sein Jackett glatt und bestieg das königliche Gefährt.
    Im Inneren saß, wie nicht anders erwartet, Lord Alexander Lovett, Angetrauter von Tonys liebstem Menschen auf der Erde. Neugierig betrachtete er ihn aus der Nähe, während er sich setzte, dabei stellte er fest, dass sein Gegenüber sich seit dem heutigen Morgen umgezogen hatte und nun trug er eine schwarze Hose, ein dunkelblaues Jackett, passend zu dem
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