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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen
Autoren: Melanie Barbera
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wirklich eine Chance, dies musste er nun endlich einsehen.
    „Ich weiß es wirklich nicht, Tony,“ erklärte sie ratlos. „Wir haben uns immer gut verstanden. Ich weiß nicht, warum er dich derart hintergangen hat.“ Sie log.
    Nein, sie log nicht, und nein, Tony war sich nicht sicher, selbst wenn er sie genau studierte, denn leider war es absolut unmöglich, zu beurteilen, wann sie die Wahrheit sagte und wann sie dies nicht tat, wobei ganz besonders Tony kein Talent dafür zu haben schien, wie er schon zuvor bewiesen hatte. Warum sollte sie lügen? Weil sie eiskalt ist und er groß und blond und weil sie natürlich so viel mehr gewesen waren als Gefangene und Wärter, wurde ihm von seiner inneren, bösen Stimme geantwortet. Aber dies hätte sie ihm niemals angetan, wollte er weiterhin glauben und derart schlecht durfte er deshalb nicht von ihr denken.
    „Das ist grauenhaft,“ teilte Tony seiner ehemaligen Verlobten mit einem verzweifelten Kopfschütteln mit. Was war es auch sonst? Was sollte er nun tun?
    Guinievaire ließ einen Arm über die Tischplatte gleiten und griff nach seiner Hand, was ein herrliches Gefühl war und ihn dennoch zugleich furchtbar schmerzte. „Aber es ist auch nicht der Weltuntergang,“ meinte sie sanft.
    Tony sah sie aus leeren Augen an, denn er war in diesen Sekunden vom absoluten Gegenteil überzeugt. „Das hilft mir nicht, Guinievaire.“
    „Aber nichts, was ich sagen oder tun könnte, würde dir helfen,“ erwiderte sie immer noch sehr verständnisvoll. Vielleicht hatte sie sogar Mitleid mit ihm, eine Vorstellung, die Tony nicht gefiel. Plötzlich war wieder alles genau wie zum Anfang ihrer schwierigen Bekanntschaft, als er sie stumm bewundert hatte und niemals hatte glauben können, dass sie sich einmal zu ihm herablassen würde.
    „Lass dich von ihm scheiden,“ schlug er tonlos vor.
    Daraufhin lächelte Guinievaire ein schwaches Lächeln, in dem Tony nun definitiv Mitleid erkannte, aber sie schüttelte auch vehement den Kopf. „Das ist keine Option, fürchte ich.“
    „Ich liebe dich immer noch,“ erklärte er, denn er hatte beschlossen, dass er sich auch endgültig lächerlich machen konnte.
    „Das wird mit der Zeit vergehen,“ antwortete sie ihm, was wiederum ein ausgesprochen verlockender Gedanke für Tony war: einen Tag verbringen zu können ohne an Guinievaire Hastings zu denken, vielleicht eine andere Frau zu lieben, die auch tatsächlich die gleichen Gefühle hegte für ihn und mit ihr glücklich sein. Aber er war in dieser Hinsicht zugleich ganz und gar nicht optimistisch. Damals, als er sich geschworen hatte, sie niemals wieder im Stich zu lassen, nachdem er sie nur durch unfassbaren Zufall wiedergefunden hatte, da hatte er diesen Entschluss für sein ganzes Leben getroffen und diesen Entschluss nun wieder rückgängig zu machen, lag nicht in seiner Hand. Tony hatte es sich fest vorgenommen, egal wie schmerzhaft – er würde Guinievaire Hastings immer lieben.
    „Ich bin heute Abend zum Essen bei Vicky eingeladen. Möchtest du nicht auch kommen?“ schlug sie vor.
    Tony hing jedoch noch seinen schmerzhaften Gedanken nach. Er musste sich zunächst erst auf das Hier und Jetzt konzentrieren, bevor er Guinievaire antworten konnte. „Ich weiß noch nicht,“ murmelte er leise.
    Seufzend ließ sie daraufhin seine zitternde Hand los, lehnte sich zurück und sah sich stumm im Zimmer um. Scheinbar wollte sie gehen, schloss er aus ihrer Unruhe und Tony wollte sogar ebenfalls, dass sie das tat, denn er benötigte unbedingt einige, viele Minuten, um zu verarbeiten, was mit ihm und ihr geschehen war, und um zu begreifen, dass das Mädchen, das er liebte, niemals mehr mit ihm zusammen sein würde. Also sah er sie erwartungsvoll an.
    „Ich hoffe, du kommst,“ sagte Guinievaire mit großen Augen, dabei erhob sie sich, vollkommen zurecht, denn inzwischen gab es nichts mehr zu sagen, die Karten lagen offen auf dem Tisch und Tony hatte das denkbar schlechteste Blatt. Er stand gemeinsam mit ihr auf und wortlos verließen sie das Esszimmer und traten zurück ins Foyer, wobei Tony Guinievaire die Türe aufhielt und ihr Parfum riechen konnte, als sie an ihm vorbeiging, und als sie an der Vordertüre auf ihn wartete, um sich gebührend von ihm zu verabschieden, machte sie immer noch dieses hübsche, entschuldigende Gesicht, das sie aufgesetzt hatte, seitdem sie Tony von ihrem neuen Familienstand unterrichtet hatte. Sie sagte, es täte ihr nicht leid, was sie getan hatte, aber
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