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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben
Autoren: Granger Ann
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beide vielleicht sechzehn Jahre alt, womit sie ein oder zwei Jahre mehr zählten als das übrige Publikum. Einer der beiden, ein ernster, gelehrt dreinblickender Junge mit einer Stahlrandbrille, machte sich daran, gewissenhaft die Projektionsleinwand einzurollen. Als er Merediths Blick bemerkte, lächelte er schüchtern zurück und sprudelte hervor:
    »Der Vortrag hat ihnen sehr gefallen!«

    »Dessen bin ich mir gar nicht so sicher«, entgegnete Meredith, schob sich das dichte braune Haar aus der Stirn und fügte, weil sie wusste, wie leicht Jugendliche sich verunsichern ließen und sie nicht unhöflich erscheinen wollte, hinzu:
    »Ich danke euch beiden für eure Hilfe. Ohne euch hätte ich es bestimmt nicht geschafft.«
    Sein Gesicht lief zu einem unvorteilhaften Rot an, das seine Ohren leuchten ließ, und das Mädchen neben ihm plapperte los:
    »O ja! Es war ein großartiger Vortrag, Meredith! Ich möchte auch einmal einen so aufregenden Beruf haben wie Sie!«
    Meredith hatte in der Dunkelheit des Kirchensaals alle Hände voll zu tun gehabt, um sich die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu erhalten, und keine Zeit gefunden, ihre beiden Helfer zu betrachten, so dankbar sie auch für ihren Eifer war. Als sie jetzt das Mädchen ansah, das vielleicht gerade sechzehn Jahre alt war, stellte sie voll Überraschung fest, dass es eines jener Wesen war, bei dessen Geburt die Götter zweifellos gelächelt hatten. Es war mehr als gewöhnliche jugendliche Anmut, die das Versprechen einer zukünftigen wirklichen Schönheit in sich trug, es war eine Art Leuchten, das sie umgab, eine fast greifbare Frische und Spontaneität.
    Meredith hörte sich sagen:
    »Das Foreign Office ist genau genommen eine sehr große Behörde, und nur hin und wieder kommt man an interessante Orte. Meistens ist die Arbeit schrecklich langweilig. Ich komme heutzutage nicht mehr so häufig ins Ausland. Ich arbeite in London, an einem Schreibtisch, und alles ist Routine.«
    Das Mädchen beugte sich vertraulich vor.
    »Aber als Sie im Ausland waren, dann wenigstens, weil Sie es gewollt haben und weil ein Sinn dahinter gesteckt hat! Nicht wie bei meiner Mutter, die mich unbedingt zu ihrer Freundin schicken will …«
    Der Junge mischte sich ein.
    »Sie kann dich nicht zwingen zu gehen!«
    »Doch, das kann sie! Du verstehst das nicht, Josh. Es ist nicht ihre Schuld.« Meredith vermutete irgendeinen komplizierten zugrunde liegenden Disput zwischen den beiden und wollte sich nicht in den Streit hineinziehen lassen. Sie deutete auf das restliche Publikum, das wie Quecksilber aus dem Kirchensaal in die kühle Novembernacht strömte. Draußen ging das Geschreie noch eine Weile weiter, bevor es in der Ferne verklang.
    »Vielleicht haben sie sich alle zu Tode gelangweilt«, sagte sie zu den beiden und bemühte sich, einigermaßen unbeschwert zu klingen.
    »Sie rennen davon, so schnell sie können.« Der Vikar trat hinzu und wischte sich über die Stirn.
    »Es ist gar nicht so einfach, ihr Interesse wachzuhalten. Sie haben sich prachtvoll geschlagen, Meredith! Die Jugendlichen kommen nur ungern in den Club, wissen Sie, und in spätestens ein oder zwei Jahren haben wir sie an die Pubs verloren, wenn sie andere Gesellschaft suchen. Das Problem ist, dass es in einer kleinen Stadt wie Bamford herzlich wenig gibt, was sie sonst noch unternehmen könnten.«
    »Aber die Jugendlichen, die heute Abend hier waren, sind doch wohl noch eine ganze Weile zu jung, um in Pubs zu dürfen?« Vater Hollands Barthaare richteten sich auf.
    »Ich räume ein, dass die meisten Pubs in der Stadt recht genau sind, was das Alter ihrer Kundschaft anbelangt. Die einheimische Polizei tut ihr Übriges, um die Wirte bei der Stange zu halten. Aber spät am Tag, wenn das Personal schon gestresst ist, hat es häufig einfach nicht die Zeit, um sich die Kundschaft genauer anzusehen, die ihre Bestellungen aufgibt. Und die Jugendlichen machen sich einen Sport daraus, die Kellner zu überlisten. Sie halten es für schlau und erwachsen.« Er seufzte schwer.
    »Außerdem gibt es eine Reihe von Wirten, denen Geld wichtiger ist als die Einhaltung von Gesetzen zum Schutz unserer Jugend.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Mädchen.
    »Alles in Ordnung, Katie? Wie kommst du nach Hause?«
    »Mein Vater holt mich ab.«
    »Gut. Und du, Josh? Wenn du noch einen Augenblick warten möchtest, nehme ich dich auf dem Rücksitz mit.«
    »Ich hätte auch noch Platz in meinem Wagen«, erbot sich Meredith. Josh schob
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