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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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»Mr Frayne …«
    »Halt’s Maul. Hände hoch.« Frayne beugte sich herab, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt war. Ich würgte, als ich sein schweres Eau de Cologne einat mete.
    »Jetzt schon seekrank?« Er hob meine Oberlippe mit der Mündung der Waffe an. »Nein, das muss Angst sein.«
    Zorn brodelte in meinem Inneren. »Nein, das ist Ihr Körpergeruch, Frayne.«
    Mit einer schnellen, schlangengleichen Bewegung zog er mir die Waffe seitlich über den Schädel. Ich sackte auf alle viere.
    »Steh auf. Und dann ab nach unten.«
    In meinem Kopf drehte sich alles, als ich die Stufen zur Kabine hinunterstieg. Frayne war direkt hinter mir und bohrte mir die Waffe ins Kreuz. Ich klammerte mich an einen einzigen Gedanken: Die Icarus durfte den Hafen nicht verlassen.
    »Schon mal Fesselspiele ausprobiert, Süße? Ich würde ja am liebsten gleich damit anfangen, aber dann kommen wir nie aus dem Hafen raus.« Frayne schaltete sein Filmstarlächeln an. »Siehst du den Saarinen-Stuhl? An dem werde ich dich festbinden. Das ist ein Original, also bitte kotz und scheiß nicht drauf, wenn wir nachher unsere Spielchen spielen. Wer weiß, vielleicht genießt du es ja sogar. Ich genieße es ganz bestimmt.«
    »Was für ein Ungeheuer sind Sie eigentlich?« Bedauerlicherweise klang meine Stimme nicht so zuversichtlich, wie ich gehofft hatte.
    »Ungeheuer? Ich erwarte ein bisschen Respekt von meinen Mädchen, falls du das meinst. Und wenn ich den nicht bekomme, dann bekommen stattdessen die Schlampen das, was sie verdient haben. Ist doch ganz vernünftig, meinst du nicht?«
    Mein Kopf war wieder klar genug, dass mir ein entscheidender Punkt bewusst wurde: Ließ ich zu, dass Frayne mich fesselte, war ich so gut wie tot. Aber ich wusste nicht, was ich tun konnte, außer mit ihm zu reden. »Verraten Sie mir was, ja? Warum haben Sie Jared erpresst? Offensichtlich nicht wegen des Geldes.«
    »Offensichtlich nicht. Weil es mir Spaß gemacht hat, denke ich mal. Ich wusste, die kleine Missgeburt würde Wied um das Geld bitten, und ich habe es genossen, die beiden schwitzen zu sehen.«
    »Was haben Sie gegen Bruce? Hat es Ihnen nicht gereicht, seine Frau und seine Tochter zu vögeln? Die ganz nebenbei auch Ihre Schwester und Ihre Nichte sind?«
    Frayne legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Jaymie, du hast eine große Klappe. Und ich muss zugeben, dass du nicht ganz dumm bist. Aber da wir gerade über Crowley sprechen: Das Haar, das an dem Klebeband hing, mit dem ich deinen hässlichen kleinen Köter geknebelt habe, hast du gar nicht gesehen.«
    »Oh, doch, das habe ich gesehen. Ich bin nur nicht darauf hereingefallen. Sie neigen ein wenig zur Übertreibung.«
    Fraynes Lächeln erstarb. »Ach, das würde ich nicht sagen. Immerhin haben alle wunderbar mitgespielt. Dieser Idiot, Crowley, hat mir das Mädchen wie geplant ins Lagerhaus geliefert. Und eigentlich wollte ich die Sache einem Herumtreiber anhängen – ich hatte mir sogar schon einen passenden Kandidaten ausgesucht. Aber der Armenta-Junge hat mir eine Gelegenheit geboten, die zu gut war, um sie mir entgehen zu lassen.«
    »Und warum haben Sie ihn dann umgebracht?« Ich kämpfte um meine Fassung. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschrien und ihm die Augen ausgekratzt.
    »Die Antwort darauf kennst du doch, Jaymie. Armenta hätte geredet.«
    Ich wusste, ich musste Frayne beschäftigen, bis ich mir einen Plan zurechtgelegt hatte. »Ja, ich gebe zu, Sie haben das alles schlau eingefädelt. Beispielsweise in Bezug auf Ihr Alibi.«
    Das schien ihn zu amüsieren. »Und du hast nicht mal herausgefunden, wie ich das angestellt habe.«
    »Doch, das habe ich schon. Das war eine Art altmodisches Hütchenspiel, nicht wahr? Sie haben sich gedacht, wenn Sie ständig die Runde machen zwischen Ihrer Mutter, Sarah und diversen Partygästen, würde jeder glauben, Sie wären gerade bei jemand anderem, in der einen Stunde, in der Sie fort waren.«
    »Ich bin gerührt, Jaymie. Du verstehst mich.«
    »Ich verstehe, dass Sie krank sind, falls Sie das meinen.«
    Nun war ich zu weit gegangen. Fraynes Kiefermuskulatur spannte sich, und er richtete die Waffe auf meine Brust. »Halt’s Maul. Die Fragestunde ist vorbei. Und jetzt pflanz deinen Arsch auf den Stuhl.«
    Als ich mich zu dem Stuhl umdrehte, tat ich einen Schritt auf Frayne zu, beugte mich vor und rammte ihm dann den Schädel unter das Kinn. Er grunzte, und die Pistole flog durch die Luft, als sein Kopf zurückschnellte.
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