Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
Vom Netzwerk:
dem Wagen nach. Da hörte ich Motorengeräusche auf der Auffahrt herannahen. Gott sei Dank bot der Kombi mir Deckung. Ich wich zurück und versteckte mich im Gebüsch.
    Sutton Frayne öffnete die Tür seines eleganten schwarzen Maserati, stieg aus und sah sich auf dem Gelände um. Der kräftige Santa-Ana-Wind zerzauste ihm das rotblonde Haar. Er trug eine beige Hose und ein blaues Chambray-Hemd und sah aus, als wäre er auf dem Weg zu einer Gartenparty. Das einzige Detail, das nicht so ganz zu einem sommerlichen Picknick passen wollte, war die hässliche Schusswaffe in seiner Hand.
    Einen Moment stand er einfach da und musterte das Haus. Dann drehte er sich um und beäugte den Kombi. Plötzlich erstarrte ich: Frayne schien geradewegs durch den Wagen hindurch und in das Gebüsch zu starren und meinem Blick zu begegnen.
    Er legte die Waffe auf das Dach des Maserati, zog ein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer. Ich konnte ihn reden hören, die Worte aber nicht verstehen. Schließlich beendete er das Gespräch, steckte das Telefon wieder in die Tasche und schloss seinen Wagen ab. Ich hörte es zweimal hell klicken.
    Dann ergriff Sutton Frayne die Waffe und marschierte direkt auf mich zu.
    Zumindest kam es mir einen Moment lang so vor. Gott sei Dank lief er tatsächlich nur zu dem Kombi, der allerdings bloß drei, vielleicht dreieinhalb Meter von meinem Versteck entfernt stand. Ich zwang mich, nicht zu husten oder mich gar zu bewegen, wagte kaum zu atmen, und hätte ich meinen Herzschlag anhalten können, dann hätte ich auch das getan.
    Als er am Wagen angelangt war, erhaschte ich einen Hauch von Fraynes Eau de Cologne. Dieser Geruch – den hatte ich schon früher wahrgenommen … in der Garderobe . Wo Lili vergewaltigt und ermordet worden war.
    Aber Frayne dachte in diesem Moment nicht an Lili Molina. Ich hatte wenig Zweifel daran, dass seine Gedanken bei seinem nächsten Projekt waren: bei mir.
    Er öffnete die Fahrertür, bückte sich und entriegelte die Motorhaube. Dann ging er zur Front des Fahrzeugs, öffnete die Haube und beugte sich über den Motor. Einen Moment später trat er mit seiner Beute zurück: einem Schlüssel an einem Ring. Unter der Haube – darauf hätte ich auch kommen können.
    Als Frayne in dem Kombi davonbrauste, konnte ich ihn hervorragend sehen. Der gute alte Sutz lächelte. Er lächelte bei der Vorstellung, mich auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.
    So schnell es mein verletztes Knie erlaubte, lief ich den Hang hinab und hielt mich dabei so gut ich konnte außer Sicht, wühlte mich durchs Gestrüpp und blieb der Straße fern.
    Inzwischen musste Frayne meine Flucht entdeckt haben. Raste er jetzt auf der Jagd nach mir die Straßen von Montecito rauf und runter? Vielleicht, aber ich fürchtete, er würde zuerst nach Stonecroft zurückkehren, und das bereitete mir Sorgen. So tapfer sie auch waren, Janet und Caroline würden einer Befragung durch Frayne nicht standhalten. Und wenn er die Wahrheit aus ihnen herausgeholt hätte, was würde er den beiden guten Seelen dann antun?
    In einem Punkt war ich sicher: Frayne würde abtauchen, wenn er mich nicht eliminieren konnte. Immerhin wusste ich inzwischen alles. Und ein planmäßiger Mörder wie Frayne hatte gewiss auch längst einen Fluchtplan parat.
    Auf keinen Fall konnte ich zulassen, dass er entkam. Vier Schmuckstücke, das bedeutete vier brutal vergewaltigte Frauen. Daran hatte ich nun keinen Zweifel mehr. Lili Molina war tot. Wie mochte es den anderen ergangen sein?
    Und es gab noch etwas, dessen ich sicher war: Wurde Frayne nicht geschnappt, würde es weitere Opfer geben.
    Nach zehn Minuten erreichte ich eine Kreuzung. Ich verzog mich ins Gebüsch und setzte mich auf den Boden, um mein Knie zu massieren.
    Nachdem ich wieder aufgestanden war, trat ich auf die Straße und blickte den Hang hinauf, und mein überhitztes Blut gefror mir in den Adern.
    Über Stonecroft wölbte sich eine Rauchwolke am Berg. Feuer .
    Feuer in dieser trockenen Jahreszeit. Feuer und ein starker Santa-Ana-Wind. Sutton Frayne legte einen Rauchschleier über seine Flucht.
    Ich studierte die wogende Rauchwolke. Schon bald würde das Feuer Stonecroft erreichen, wo zwei ältere Damen feierlich eine Tasse Tee genießen wollten.
    Hektisch sah ich mich um. Jedes gottverdammte Haus in Montecito verschanzte sich hinter hohen, spitzenbestückten Toren. Ein stahlgrauer Jaguar näherte sich, und ich winkte aufgeregt. Die Frau am Steuer musterte mich mit einem Ausdruck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher