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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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Janet, immer noch völlig außer Atem. Sie zog eine Nähschere aus ihrer Schürzentasche, schob die Klinge unter meinen Knebel und schnitt. Derweil tätschelte Caroline schweigend meine Schulter. Endlich fiel der schmutzige Lappen herab.
    »Gott sei Dank«, ächzte ich. »Woher wussten Sie, wo Sie mich finden können?«
    »Wir haben diese schrecklichen Männer reden hören. Aber wir haben nicht viel Zeit«, warnte Janet. »Sutton wird bald hier sein.« Sie wühlte in ihrer magischen Tasche, und dieses Mal förderte sie ein Schweizer Armeemesser zutage. »Jetzt die Plastikdinger an Ihren Handgelenken.«
    »Janet hat Sie in null Komma nichts befreit«, beruhigte mich Caroline. »Sie hat sehr starke Hände, weil sie schon ihr ganzes Leben lang so hart arbeitet.«
    Ich gab ein gepeinigtes Grunzen von mir, als das Blut in meine Hände zurückrauschte. »Geben Sie mir das Messer, Janet, dann mache ich den Rest.« Binnen Sekunden lag die Wäscheleine auf einem Häuflein zu meinen Füßen.
    »Jetzt müssen Sie mit uns kommen«, drängte Caroline. »Der Weg ist ziemlich kurz im Vergleich zur Straße. Und es geht die ganze Zeit bergab!«
    »Jaymie muss vorauslaufen, Caroline. Sie ist viel schneller als wir.«
    »Ich stehe in Ihrer Schuld«, sagte ich zu den beiden Frauen. Dann wandte ich mich an Caroline. »Das muss sehr schwer für Sie sein – Sutton ist Ihr Sohn.«
    Ihre Miene zerfiel regelrecht. Ich hatte die falschen Worte gewählt.
    »Caroline ist von Sutton schlimm verletzt worden. Auf eine Art, für die es keine Worte gibt. Darum bin ich die ganze Zeit bei ihr geblieben. Um sie zu beschützen.« Janet tätschelte meinen Arm. »Wir hätten es nicht ertragen können zuzusehen, wie er auch Ihnen wehtut.«
    Caroline nahm meine Hand. »Laufen Sie, Jaymie. So schnell Sie nur können.«
    »Haben Sie einen Wagen, den ich mir leihen kann?«
    »Wir haben nur den Kombi«, antwortete Janet. »Die Männer werden ihn vermutlich beim Haus lassen, wenn sie mit Celeste in der Limousine wegfahren. Aber ich fahre nicht mehr, und Caroline ist noch nie gefahren – ich fürchte, die haben den einzigen Schlüssel.«
    »Wenn ich Glück habe, lassen sie ihn im Zündschloss stecken. Kommen Sie beide zurecht?«
    »Oh ja. Ich habe Celeste erzählt, Caroline ginge es nicht gut und ich müsste sie nach oben bringen, damit sie sich hinlegen kann. Celeste kann die Stufen nicht erklimmen.« Sie lächelte strahlend. »Wenn Caroline und ich zurück sind, werden wir bei Tee und Keksen feiern. Niemand wird je auf die Idee kommen, dass wir … nun ja, dass wir Sie gerettet haben!«
    Eine rotglühende Nadel bohrte sich in mein Knie, als ich den Pfad hinablief. Verdammt – es hatte Schaden genommen, vermutlich, als Ken mich auf den Boden gestoßen hatte. Aber ich verdrängte den Schmerz und trieb mich hartnäckig an. Ich hatte keine Zeit zu verlieren.
    Binnen Minuten erreichte ich Stonecroft. Am Rand der ausgedehnten Rasenfläche hielt ich inne.
    Eine spinnengleiche Celeste Delaney schob sich, schwer auf den Stock gestützt, aus dem Haus. Utman wartete neben der Limousine und hielt die Tür auf. Hurley stand etwas abseits und rauchte.
    »Kommt schon, kommt schon. Beeilt euch und verschwindet«, murmelte ich tonlos.
    Ich umrundete den Rasen, hielt mich ganz am Rand im Gebüsch und suchte nach dem Kombi. Endlich entdeckte ich ihn in der Nähe der Garage.
    Die Zeit war knapp. Frayne würde bald auftauchen. Und wenn er erst oben auf dem Hügel war und meine Flucht entdeckte, hatte er nur noch zwei Möglichkeiten: Er konnte versuchen, mich zu finden und zu töten, oder fliehen.
    Keine dieser Möglichkeiten war akzeptabel. Jedenfalls nicht für mich.
    Celeste ließ sich eine Menge Zeit, um zur Limousine zu gelangen. Kaum war sie eingestiegen, schloss Utman die Tür und eilte zur Fahrerseite. Ich war nicht die Einzige, die Frayne aus dem Weg gehen wollte.
    Utman bellte Hurley etwas zu, worauf dieser seine Kippe wegwarf und zur Beifahrertür latschte. Die Limousine setzte sich bereits in Bewegung, ehe Hurley seine Tür zugezogen hatte.
    Der Staub über der Auffahrt hatte sich noch nicht gelegt, als ich schon über den Rasen humpelte. Der Kombi war nicht verschlossen, aber vom Schlüssel keine Spur. Ich sah überall nach: im Handschuhfach, unter den Sitzen und den Bodenmatten. Nichts. Hatte Utman das verdammte Ding in die Tasche gesteckt? Frustriert knallte ich die Tür zu.
    Nicht imstande, eine Niederlage zu akzeptieren, sank ich auf alle viere und sah unter
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