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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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Und da sah ich es: eine zarte, helle Linie umrahmte eine Winkeltür mit zwei Flügeln, eine alte hölzerne Kellerluke, die in die Wand eingebaut worden war. Aber als ich mir einen Weg zu der Luke bahnte, klapperte der Türknauf am Kopf der Treppe. Meine Zeit war abgelaufen.
    Ich entdeckte ein altes, viktorianisches Sofa, kippte es um und kroch in das umgekehrte V zwischen Sitz und Rückenlehne. Staub füllte meine Nasenlöcher, und ich hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Ich hustete einige Male und schlug die Hand vor den Mund, als ein schwerer Körper gegen die Tür prallte. Ich wusste, das alte Holz würde der Gewalt nicht lange standhalten können.
    Beim dritten Versuch splitterte das Holz, und die Tür fiel auseinander. Sofort huschte ein heller Lichtkegel durch den Raum und schien für einen Moment auch in meine beengte Höhle. Dann wurde der ganze Raum von hartem Licht durchflutet. »Zarlin!«, bellte Ken. »Wenn Sie sich die Sache etwas leichter machen wollen, dann schieben Sie Ihren Arsch hierher!«
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Hurley, du fängst auf der Seite an«, befahl Ken dann. »Ich sage dir, die Schlampe ist irgendwo hier unten.«
    Ich hörte zu, wie Fleischberg leise grunzend über die Möbelstücke stolperte. »Scheiße!«. Dann krachte etwas.
    »Was zum Teufel ist los?«, knurrte Ken.
    »Bin auf einen verdammten Rechen getreten.«
    Ken lachte. »Vielleicht kann der dir ja ein bisschen Verstand einbläuen.«
    Mein Herz klopfte laut genug, dass ich befürchtete, sie könnten es hören. Aber Ken und sein Kampfhund machten selbst genug Lärm, schoben Kisten und andere Gegenstände zur Seite, drehten kleinere Möbelstücke um, und während sie wie zwei Bulldozer durch den Raum walzten, schien ihre Frustration immer weiter zuzunehmen.
    »Wirf eine Rauchbombe«, schlug Hurley vor. »Räuchern wir sie einfach aus.«
    »Frayne will mit ihr reden, hast du das nicht mitgekriegt?«, blaffte Ken. »Er will sie nicht halb tot in die Hände bekommen.«
    Ken stand inzwischen ganz in meiner Nähe. Der Lichtstrahl seiner Taschenlampe kroch über das Sofa. Würde er daran denken, auch darunter zu leuchten? Ich schloss die Augen, damit sie das Licht nicht reflektieren konnten.
    Als der Lichtkegel über mein Gesicht huschte, konnte ich das Licht durch die geschlossenen Lider wahrnehmen. Wie ein bis zur Erschöpfung gehetztes Tier bebte ich vor Furcht.
    Aber irgendwie übersah er mich. Sie suchten noch weitere fünf Minuten, bis Ken die Sache abbrach. »Mist. Sie muss ins Obergeschoss gelaufen sein.«
    »Verdammt, das hab ich doch von Anfang an gesagt«, grollte Hurley. »Aber du hast gesagt …«
    »Halt dein verdammtes Maul, ja?«
    Lärmend stapften sie auf dem Weg nach draußen durch die kaputte Tür.
    Ich blieb noch weitere fünf Minuten in meiner Polsterhöhle, vielleicht auch länger, und dachte an die alten Häuser, die ich in meiner Kindheit besucht hatte – Häuser mit Kellern. Diese Keller hatten alle eine Luke, die sich zu einem Hof oder einem Garten öffnete, der im strahlenden Sonnenschein lag, und ich betete inbrünstig, dass diese Luke mich retten würde.
    Als ich unter dem Sofa hervorkroch, herrschte Stille im Haus. Ken und Hurley mussten die beiden Obergeschosse durchsuchen. In dem Durcheinander, das dank meiner Jäger inzwischen noch chaotischer war, bewegte ich mich nur mit größter Vorsicht, aber schließlich erreichte ich die Luke.
    Das goldene Licht am Rand der Doppeltür war sanft und hell wie eine Mönchslaterne.
    Ich schnappte mir eine Kiste und stellte sie unter die Luke. Dann stieg ich hinauf und drückte mit beiden Händen gegen eine der beiden Klappen. Sie gab ein wenig nach, aber irgendetwas hielt sie von außen geschlossen.
    Natürlich hielt etwas sie geschlossen – aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sturmhaken, eine Haspe oder ein Türriegel. Wenn ich Glück hatte, war das Ding nicht mit einem Vorhängeschloss gesichert. Ich hüpfte von der Kiste und fing an, in dem Chaos zu stöbern: Da musste es einfach etwas geben, das ich als Werkzeug benutzen konnte.
    Ich brauchte weitere drei oder vier Minuten, um genau das Passende zu finden: eine schwere Feile, die vermutlich einmal dazu benutzt worden war, Gartenwerkzeuge zu schleifen.
    Erst musste ich die Lücke mit der Feile etwas weiten, und das ging nicht geräuschlos vonstatten. Aber bald glitt die Feile ganz hindurch, und ich arbeitete mich in der Lücke empor.
    Genau in der Mitte lag eine Art schmaler Riegel über der
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