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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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Sie angerufen?«
    »Cynthia? Wohl kaum. Caroline, läute die Glocke. Caroline, ich rede mit dir!«
    Caroline kroch zurück in ihre Haut und schaute sich verwirrt um.
    »Die Glocke, Dummchen.«
    Ein scharfes, helles Läuten zerschnitt die Luft.
    »Nein, Sutton hat mich angerufen. Er war oben in Carmel, als Sarah sich ziemlich verzweifelt an ihn gewandt hat. Anscheinend haben Sie das Mädchen ziemlich verunsichert. Er ist übrigens gerade auf dem Weg hierher.«
    »Danny hat Sie nie interessiert, nicht wahr? Das war nur eine List.«
    »Sie begreifen ja doch!« Celeste klatschte in die Hände. »Guter Gott im Himmel, warum sollte ausgerechnet ich mir Gedanken über einen armen mexikanischen Jungen machen? Alles, was für mich von Bedeutung ist, ist meine Familie, und Sutton ist mein einziger lebender Erbe. Wissen Sie, mein Neffe dachte, Sie wären dumm, niemand, um den man sich Sorgen machen müsste. Aber ich war anderer Ansicht. Sie waren entschlossen, diesen Jungen aus dem Gefängnis zu holen, und mir war klar, dass Sie ihr Ziel auf die eine oder andere Weise erreichen würden. Die Kaution zu hinterlegen war lediglich eine Möglichkeit für mich, Sie im Auge zu behalten, meine Liebe, mich auf dem Laufenden zu halten.«
    »Und mir die Fotos von der Parade im Park zu geben? Damit wollten Sie mich wohl in die Irre führen.«
    »Sagen wir lieber ›auf die falsche Fährte locken‹, das klingt einen Hauch literarischer, finden Sie nicht auch?«
    »Sie wussten, dass Sutton schuldig ist. Sie wussten es von Anfang an.«
    »Nein, da irren Sie sich. Aber ich habe es vermutet. Schließlich weiß ich, wozu er imstande ist.«
    »Celeste«, sagte Caroline mit bebender Stimme. »Wovon spricht sie …«
    »Halt die Klappe«, blaffte Celeste sie an, ehe sie sich wieder mir zuwandte. »Es schadet nichts, wenn ich es Ihnen erzähle. Ja, ich kenne meinen Neffen ziemlich gut. Als Sutton auf dem College war, hat es da einen Zwischenfall mit einer Studentin gegeben.«
    »Er hat ein Mädchen vergewaltigt, nicht wahr? Hat er es auch ermordet?«
    Caroline stieß einen Schrei aus. »Celeste, was …«
    Die Tür wurde geöffnet, und Janet betrat den Raum. »Hat jemand geklingelt?«
    »Sagen Sie Ken und seinem Kampfhund, sie sollen hereinkommen, Janet. Sagen Sie ihnen, das Päckchen ist transportbereit.« Celeste lächelte. »›Das Päckchen‹. So heißt es doch immer in den Filmen, oder nicht?«
    Aber ich hatte keineswegs die Absicht, für irgendjemanden das Päckchen abzugeben.
    Ich sprang auf, rannte zur Tür und stieß Janet zur Seite, so sanft ich eben konnte. Dann rannte ich den Korridor hinunter, wandte mich nach rechts und wieder nach rechts. Bald fand ich mich in einem fensterlosen Hauswirtschaftsraum wieder.
    In diesem Moment hörte ich den Lärm: Ken und sein Kampfhund. Die Jagd war eröffnet, und ich war der Fuchs.
    Ich hastete zurück in den Korridor und lief um eine Ecke. Hier endete der Gang an einer Treppe. Als ich hinunterschaute, erblickte ich eine weitere Tür, die aussah, als könnte sie zum Keller führen. Ich ließ es darauf ankommen und stürzte die Stufen hinab. Wunder über Wunder, die Tür schwang auf. Dahinter lag ein kleiner Treppenabsatz. Ich ging hindurch, zog die Tür hinter mir zu und verriegelte sie.
    Der Keller, eigentlich ein Tiefparterre, war groß und düster. Die Reihe kleiner Fenster direkt oberhalb des Erdbodens ließ nur wenig Licht herein. Bestimmt gab es auch eine elektrische Beleuchtung, aber es war wohl kaum sonderlich schlau, sie einzuschalten. Ein Lichtstreifen unter der Tür hätte nur meine Gegenwart verraten.
    Ich tastete mich die Stufen hinunter und strich mit der Hand über das rohe hölzerne Geländer. Ich war so konzentriert, dass ich gar keinen Schmerz empfand, als sich ein Splitter in meine Handfläche bohrte. Als ich endlich den Kellerboden erreichte, hatten sich meine Augen an die Düsternis gewöhnt.
    Das Untergeschoss war vollgestopft mit abgelegten Werkzeugen, Kisten und massiven alten Möbeln aus mehreren Jahrzehnten. Gute Verstecke – aber was ich brauchte, war ein Weg nach draußen.
    Die Fenster waren feststehend und so oder so zu klein. Selbst wenn ich eines davon aufbrechen konnte, ohne dass mich jemand hörte, war ich nicht imstande, mich hindurchzuquetschen. Schwere Schritte über mir. Ich saß in der Falle. Mein Herz hämmerte in meiner Brust.
    Jetzt donnerten die Schritte direkt über meinem Kopf. Ich bahnte mir einen Weg durch all das Gerümpel zur Rückseite des Raums.
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