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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel
Autoren: Karen Keskinen
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nicht zuständig, aber wir haben trotzdem ein paar Dinge zu besprechen.«
    »Deirdre ist nicht so schlimm, wie sie sich anhört.« Mike folgte mir nach draußen, als ich verärgert das Fahrrad zur Tür hinausschob. »In deiner Gegenwart ist sie immer besonders übel.«
    »Wie das wohl kommt, Michael .«
    »Hey.« Er trat vor mich und hielt das Fahrrad am Lenker fest. »Ist das so wichtig?«
    Ich blickte auf Michaels breite Hände hinab und dachte daran, was für ein gutes Gefühl sie mir verschafft hatten … »Äh, ich …«
    »Jaymie …« Mit den Fingerspitzen strich er über meine Wange, nur um gleich darauf die Hand zurückzureißen, als hätte er sich verbrannt.
    Ich bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln, winkte unbeholfen zum Abschied und radelte um die Ecke und in die Gasse hinein. Unterwegs schob ich den Gedanken an Mike Dawson dorthin, wo er hingehörte, in ein Kämmerchen ganz hinten in meinem Kopf.
    In der ganzen Rückwand des Lagerhauses gab es nur drei Fenster. Das, was zur Garderobe gehörte, musste das am hinteren Ende sein. Ich strampelte die asphaltierte Gasse hinunter, lehnte das Fahrrad an die Wand und balancierte hoch aufgerichtet auf den Pedalen.
    Jemand hatte auf dem äußeren Sims eindeutig den Schmutz fortgewischt, genau wie auf dem inneren. Nur ein paar Staubkörnchen waren noch da. Und man konnte erkennen, wo ein flaches Werkzeug, möglicherweise ein Schraubendreher, unter den Rahmen gerammt worden war, um das Fenster gewaltsam zu öffnen. Das Werkzeug hatte die Farbe angekratzt, und das blanke Brasilholz hob sich hell von dem umgebenden Lack ab.
    Herr Junikäfer hatte die Garderobe also bei offenem Fenster betreten. So dämlich wie ein Stück Holz hatte er sich auf die Innenseite der Glasscheibe gesetzt und war außerstande gewesen, den Weg zurück nach draußen zu finden. Und der Mörder? Ich wollte glauben, dass auch er so hineingelangt war. Denn wenn der Mörder durch das Fenster gekommen war, dann war Danny aus dem Schneider. Angestrengt überlegend verlagerte ich mein Gewicht auf den Pedalen.
    Es stimmte schon: Ich wollte, dass Danny Armenta unschuldig war. Um seinetwillen, um seiner Familie willen, und vielleicht auch noch aus ganz persönlichen Gründen wünschte ich es mir. Und doch … und doch. Etwas stimmte nicht an meiner Theorie. Finster musterte ich den hellen Kratzer in dem Brasilholz. Das Problem war, dass das alles eine Spur zu offensichtlich war.
    Ich rollte aus der Gasse heraus, umrundete ein paar Ecken und strampelte unter einem hinreißend blauen Himmel und einer heißen, gelben Sonne die Garden Street hinunter. Ein großartiger Tag für den Strand. Ich war in Versuchung, mir freizunehmen.
    Ich dachte an Brodie und daran, wie sehr er das Meer geliebt hatte. Die eingefleischten Surfer hatten mir erzählt, niemand hätte je mehr Zeit auf den Wellen verbracht als mein Bruder. Tagein, tagaus war er der Erste im Wasser und der Letzte, der wieder ging. Als die Welt Brodie den Rücken zugekehrt hatte, hatte er sich der See zugewandt.
    Mike hatte gut daran getan, mich Gabi zu empfehlen. Wie sollte ich mich auch nicht in diesen Fall verwickeln lassen? Meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Ich wusste, was Mike nicht laut aussprach: Die Polizei und nach ihr die Bürger dieser schönen Stadt würden Danny Armenta auch ohne ausreichende Beweise in den Todestrakt schicken, zum Teufel mit einem fairen Gerichtsverfahren.
    Aber es war auch wahr, dass dieses Verbrechen außerhalb meines Kompetenzbereichs lag. Mein Job war es, verlorene Seelen zu lokalisieren und wieder mit ihren Familien zu vereinen, auf Gedeih und Verderb. Was wusste ich schon darüber, wie man einen brutalen Mord im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung aufklärt?
    Danny Armenta brauchte einen erfahrenen Ermittler, jemanden, der wusste, wonach er suchen und welchen Fallstricken er ausweichen musste. Ein Amateur konnte die Dinge für ihn noch schlimmer machen und ihm die wenigen Chancen, die er hatte, versauen.
    Palmwedel schimmerten in der Brise, doch selbst das Läuten der Presidioglocke konnte meine Stimmung nicht heben. Als ich vor der West Mission 101 ausrollte, hatte ich mir erfolgreich eingeredet, dass Danny Armenta ohne mich besser dran wäre.
    Den zweiten Morgen in Folge waren die Stufen vor Suite D besetzt. Dieses Mal trug Gabi Gutierrez eine schwarz-weiße Dienstmädchenuniform. Wie der Trainingsanzug war auch die Uniform eher von der engen Sorte.
    »Hola!« Gabi sprang auf und warf einen
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