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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder
Autoren: Carter Brown
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Meter weiter unten. Eine Straßenlampe ganz
in seiner Nähe strahlte genügend Licht aus, um den Totenschädel im Fond des
Wagens erkennen zu lassen. Das Fenster öffnete sich, als ich an die Wagentür
trat.
    Ein leises Flüstern drang von
jemandem, der hinten neben Meyer saß, zu mir heraus. Ich sah eine trübweiße
Motte umherflattern und kam zu dem Schluß, es müßte sich um Charlie Sagar
handeln, der mit dem Betupfen seines Haupts beschäftigt war. Bevor ich noch
Gelegenheit hatte, etwas zu sagen, beugte er sich zu mir heraus. Die Gläser
seiner Brille verliehen ihm ein seltsam wehrloses Aussehen.
    »Wo ist Larry ?« Seine Falsettstimme schwankte, er schien die unvermeidliche Antwort im voraus zu ahnen.
    »Larry ist tot, Charlie«, sagte
Meyer sanft. »Wie könnte Holman sonst hier sein ?«
    Der schwammige Buchhalter sank
auf seinen Sitz zurück, und sein Gesicht versank in der Dunkelheit. Er sog ein
paarmal die Luft durch die Nase, und damit hatte es sich — es schien auch
durchaus das passende Requiem für Larry Muller zu sein.
    »Gene«, sagte ich ruhig,
»Stanton ist tot — der Junge hat ihm das Gesicht zerschossen .«
    »Dann hat er seine Absicht
ausgeführt«, sagte Meyer. »Aber er war leicht erregbar, und das ist schlecht.
Finden Sie nicht auch, daß das schlecht ist ?«
    »Ja«, sagte ich mechanisch, »es
ist schlecht. Gene — das Kopek -Mädchen - sie bedeutet
nun doch nichts mehr, oder ?«
    »Was für ein Kopek -Mädchen ?« sagte er verdutzt.
»Ich kenne kein Frauenzimmer mit solch einem läppischen Namen .«
    »Danke«, sagte ich und begann
mich vom Fenster zurückzuziehen.
    »Rick!« Es war kaum mehr als
ein Seufzer, aber es klang wie ein Peitschenhieb. »Vor ein paar Stunden«, fuhr
er fort, »habe ich adieu zu Ihnen gesagt, Rick. Erinnern Sie sich ?«
    »Natürlich erinnere ich mich«,
sagte ich gelassen. »Erinnert sich der Verurteilte nicht immer an den Mann, der
ihn verurteilt hat ?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen
wegen der Zukunft ?«
    »Alles, was Sie zu tun
brauchen, ist, mit Ihrem Zeigefinger zu winken, und Sie können mich in jedem
der fünfzig Staaten erledigen lassen, Gene«, sagte ich. »Das wissen Sie so gut
wie ich. Aber ich mache mir wegen meiner Zukunft keine Sorgen mehr. Wie ich
schon Stanton zu erklären versuchte — Sie arbeiten auf der Basis des
berechneten Risikos. Eines haben Sie soeben auf sich genommen, indem Sie den
Jungen hinauf schickten, um sich Stantons und meiner Person anzunehmen. Nun ist
der Junge tot und Stanton auch, und so gibt es eine ganze Menge neuer Faktoren
in Betracht zu ziehen. Ich glaube nur nicht, daß ich noch einer dieser Faktoren
bin. Oder täusche ich mich, Gene ?«
    »Nein, Sie haben recht«,
flüsterte er. »Diesmal wenigstens. Wenn Sie an die Küste zurückkommen, grüßen
Sie bitte — nein, besser nicht. Weshalb sollte ich einem alten Freund
Scherereien machen ?«
    Ich zog mich vom Fenster
zurück, und gleich darauf schnellte Charlie Sagars Kopf heraus. »Mr. Holman!«
    »Ja, Charlie?«
    »Stanton hatte Sie doch
beauftragt, nicht wahr ?«
    »Natürlich«, bestätigte ich.
    »Wer bezahlt Sie denn dann
jetzt ?« Er gab ein plötzliches schrilles Gegacker des
Entzückens von sich, bevor er durch den anfahrenden Wagen auf seinen Sitz
zurückgeschleudert wurde.
     
    Es bedurfte vieler Fragen, einiger
Aussagen und eines ständigen höflichen Lächelns meinerseits, während ein
Lieutenant, der sehr erfahren in der Kunst war, Leute auf die Palme zu bringen,
sich bemühte, mich ebendorthin zu bringen. Aber
schließlich war dem Recht Genüge getan, oder zumindest war der Papierkrieg zu
Ende. Ich konnte also die Polizei in dem Gefühl verlassen, noch immer ein
ehrlicher Bürger zu sein — nun ja, zumindest ein Bürger.
    Es war ein angenehmer, sonniger
Morgen und ungefähr zehn Uhr, als mich das Taxi vor dem Stantonschen Haus
absetzte. Alles, was ich noch zu tun hatte, war, meine Reisetasche zu holen und
mir auszurechnen, wieviel der Reisekosten steuerlich
abzugsfähig waren, ich trat in die Diele und überlegte, was für einen Mangel an
Ethik es bei einem Kunden bedeutete, sich ermorden zu lassen, selbst wenn er
seinerseits ein Mörder war.
    Ein höfliches Klopfen ließ
meine gespannten, müden Nerven zusammenzucken, so wie wenn irgendeine
Intelligenzbestie soeben mit einem Plektron darübergefahren wäre. Ich bewegte
mich vorsichtig nach mehreren Richtungen, bevor ich schließlich entdeckte,
woher das Geräusch kam — aus der Bibliothek. Die
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