Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nicht mehr. Sollte der Bursche draußen sehen, was
er daraus machte.
    Es war kein Bursche draußen —
nur eine Atombombe, die mit plötzlicher und urtümlicher Gewalt explodierte. Die
Tür knallte auf, und bevor ich auch nur einen Gedanken fassen konnte, wurde ich
von einer menschlichen Lawine überrollt. Zwei Fäuste fuhren mir mit der Wucht eines Vorschlaghammers in den Solarplexus und unmittelbar unters
Herz. Wie ein in umgekehrter Richtung tauchender Schwan schoß ich über die
Diele zurück. Die Pistole flog, noch ehe ich krachend auf dem Boden aufschlug,
aus meiner Hand. Ich rollte ein ganzes Stück weit, ehe ich endlich auf dem
Rücken ausgestreckt zum Halten kam. Ich versuchte gar nicht erst aufzustehen,
weil ich wußte, daß dies unmöglich war.
    Eine Sekunde später ragte neben
mir ein einen Meter neunzig hoher Turm urtümlichen Hasses auf. Pete Sebastians
massiges auf mich herunterstarrendes Gesicht hatte fast dieselbe Farbe wie sein
drahtiges schwarzes Haar. Seine Augen brannten in schierer Mordlust.
    »Sie sind mir in den Weg
gelaufen, Holman«, sagte er mit gepreßter Stimme, in der nicht die Spur einer
Entschuldigung lag. »Ich suche keinen Streit mit Ihnen, aber lassen Sie die
Finger von der Sache. Sie können mich doch nicht aufhalten — kein Mensch kann
das !«
    Ich öffnete den Mund und
versuchte verzweifelt, auf ihn einzureden, aber seine Vorschlaghammerfaust
hatte den letzten Rest Luft aus meinem Körper gepreßt, und ich hatte
entsetzliche Mühe, auch nur zu atmen. Er betrachtete ein paar Sekunden lang
gelangweilt meine wilden Mundbewegungen, während ich ihm klarzumachen
versuchte, er solle kein Idiot sein — daß Carter Stanton gar kein Mann mehr
wäre, nur noch ein statistischer, aus Minuten und Sekunden bestehender Faktor,
dessen Zeit zu Ende ging.
    Sebastian ging zielbewußt und
ohne jede Eile auf den Wohnraum zu. Ich konnte den ersten Atemzug tun, seit er
mich mit seinen Fäusten bearbeitet hatte, und ich fragte mich, ob sich der
Versuch, auf den Bauch zu rollen, wohl lohnen würde. Selbst der Gedanke daran
machte mich nervös, denn ich hatte das häßliche Gefühl, sein zweiter Schlag
habe geradewegs meine Brust durchbohrt und mein Herz würde, wenn ich nur die
Schultern vom Boden hob, schlicht durch das gähnende Loch in meinem Rücken
hindurchfallen.
    Ich brachte so etwas wie eine
Muskelanspannung zuwege und rollte auf den Bauch. Es gab keinen bösartig
platschenden Laut, und daraus schloß ich, daß ich vielleicht doch kein Loch im
Rücken hatte. Ein paar Sekunden — später richtete ich mich auf Ellbogen und
Knie auf und dann von den Ellbogen auf die Hände. Ich hatte das Empfinden, als
ob es mich drei Jahre meines Lebens kosten würde.
    Aus dem Wohnraum drang nicht
der geringste Laut hervor, und ich war zu besorgt, um nachzusehen, ob das, was
meiner Befürchtung nach geschehen sein mußte, sich bestätigte. Statt dessen suchte ich verzweifelt nach meiner Pistole —
und fand sie genau dreißig Zentimeter von meiner rechten Hand entfernt. Ich
taumelte, die Achtunddreißiger fest umklammernd, auf die Füße und schwankte,
langsam und ungefähr mit der Sicherheit eines betrunkenen Seemanns auf einem
Trampolin, auf das Wohnzimmer zu.
    Was auf den ersten Blick wie
ein Wachsbild wirkte, entpuppte sich als die bewegungslose Gestalt Pete
Sebastians, die neben der Couch aufragte, auf der noch immer Stanton
hingestreikt und den Kopf in den Kissen vergraben lag. Während ich langsam
näher trat, gelang es mir, ein wenig gerader zu gehen — in weiteren zwei
Jahren, überlegte ich, konnte ich möglicherweise wieder ganz aufrecht stehen.
Das Geräusch von Stantons abgehacktem Weinen nahm leicht an Lautstärke zu, je
näher ich der Couch kam. Als ich noch ungefähr drei Meter entfernt war, hob
Sebastian den Kopf und starrte mich mit verwunderten Augen an.
    »Ich bin gekommen, um einen
Mann umzubringen .« Er machte eine hilflose
Handbewegung in Richtung der Couch. »Aber das hier?«
    Bei dem plötzlichen Laut der
Stimme des Trompeters hob Stanton schnell den Kopf und blickte in Petes düster
brütendes Gesicht. Vielleicht war dies der Punkt, an dem Alptraum und Realität
zu einem einzigen unteilbaren Entsetzen verschmolzen. Der fette kleine Mann
schrie einmal auf, sprang dann mit einem krampfhaften Sprung von der Couch auf
den Boden hinab und rannte wie wild auf das andere Ende des Wohnzimmers zu.
    Es war ein Bursche an der Haustür und ein anderer auf der hinteren Seite gewesen,
begriff ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher