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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder
Autoren: Carter Brown
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plötzlich, nur hatten sie kein Team gebildet. Pete Sebastian hatte
vorne am Haupteingang geklingelt, während Larry Muller lautlos von rückwärts
eingedrungen war. Die Tür, die vom Wohnzimmer hinaus auf den hinteren Korridor
führte, sprang auf, und der junge Bursche glitt herein wie ein Geist. Er
bewegte sich schnell, blitzschnell, das Gewicht vorne auf den Fußballen, und
beinahe mit der Grazie eines Ballettänzers .
    Stanton erblickte ihn plötzlich
und schwenkte seitwärts auf den Jungen zu. »Hallo, Larry !« schrie er. »Sie wollen mich umbringen, Sie müssen sie davon abhalten. Helfen
Sie mir, Larry !«
    Das Gesicht des Jungen war eine
einzige weiße Totenmaske, in der plötzlich eine zunehmend größer werdende
dunkle Öffnung erschien, als er den Mund öffnete.
    »Klar, Mr. Stanton!« Er
kicherte.
    »Pete !« schrie ich, und alles, was aus meiner Kehle herausdrang, war ein krächzender
Laut. Aber er hörte ihn und wandte fragend den Kopf. »Räumen Sie Ihren
Riesenkadaver aus dem Weg«, krächzte ich leidenschaftlich. »Wollen Sie, daß
Ihre Lippe verletzt wird ?« Das begriff er jedenfalls.
Er ließ sich auf die Knie fallen und warf sich dann hinter der Couch nieder.
    Der Junge ließ Stanton auf drei
Meter Entfernung herankommen und kicherte die ganze Zeit über, während er das
ihm sich nähernde irre Gesicht beobachtete.
    »Das ist mir eine große Hilfe,
Mr. Stanton«, sagte er fröhlich.
    Seine Arme zuckten plötzlich,
und es gab einen donnernden Krach, als er die Pistole mit dem abgesägten Lauf
geradewegs auf Stanton abfeuerte.
    Der fette kleine Mann drehte
sich einen Augenblick lang ziellos wie eine Flickenpuppe und fiel dann schlaff
und mit ausgebreiteten Gliedern auf den Teppich. Wo sein Gesicht gewesen war,
gab es jetzt nichts mehr als scharlachrotes Entsetzen. Der Junge mußte
absichtlich so hoch gezielt haben — auf diese Entfernung konnte er mit dem
besten Willen nicht danebengetroffen haben.
    Er und ich waren etwa neun Meter
voneinander entfernt, und ich brachte ein Drittel davon hinter mich, während
Muller sich noch immer an dem Anblick von Stantons Leiche weidete. Dann hob er
die Augen und kicherte in reinem Entzücken.
    »Komm nur her, du Wanze«,
zischte er mich an. »Die andere Kugel ist für dich .«
    »Immer mit der Ruhe, Larry«,
sagte ich. »Sie werden mich doch nicht verfehlen wollen. Sie haben nur noch die
eine Chance .«
    »Ich werde Sie nicht verfehlen,
Sie Großmaul«, schnaubte er, und in seiner Stimme lag absolutes Selbstvertrauen.
»Auf diese Gelegenheit habe ich gewartet von dem Augenblick an, als ich zum
erstenmal hörte, wie Sie mit dem alten Mann sprachen, als ob er Ihresgleichen
wäre !«
    »Das war der Tag, als er Sie
mit dem Kolben Ihrer eigenen Pistole zur Vernunft brachte«, erwiderte ich im
Plauderton. »Ich erinnere mich — das war das einzige Mai an diesem Tag, wo ich
wirklich herzhaft gelacht habe .«
    Die häßliche Röte, die sein
Gesicht schon früher in der Nacht verfärbt hatte, breitete sich schnell über
seine Wangen aus. Nur war die Röte diesmal tiefer und hatte einen abstoßenden
Stich ins Grünliche. Auf seinen Wangenknochen lagen dunkle Flecken.
    »Sie haben nicht alle Tassen im
Schrank«, sagte ich unbeherrscht. »Und das wissen Sie auch, nicht wahr, mein
Junge ?«
    Irgendwo tief aus seiner Kehle
drang ein zischender Laut, und ich beobachtete, wie sein Finger am Abzug weiß
wurde.
    »Zielen Sie ja gut, Larry«,
sagte ich mit ermutigender Stimme. »Denn Sie haben nur diese eine Chance,
vergessen Sie das nicht .«
    Seine dunklen Augen
beobachteten mich, ausschließlich auf die eine einzige Absicht konzentriert,
während ich die Achtunddreißiger in meiner Hand eine Spur bewegte. Nur eben so
viel, um seine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.
    »Meine Chancen stehen sechs zu
eins, mein Junge .«
    »Sie werden nicht einmal eine
einzige haben«, knurrte er.
    Aus dem scheußlichen Ergebnis
seines Schusses auf Stanton schloß ich, daß er möglicherweise eine Flinte vom
Kaliber zwanzig benutzte, und der Gedanke war nicht dazu angetan, irgendwelchen
Enthusiasmus zu erregen.
    »Kommen Sie noch zwei Schritte
näher, Sie Wanze, ja ?« sagte er plötzlich, und seine
Stimme klang erstickt vor Zorn. »Ich möchte ganz sicher sein, Sie genau
zwischen die Augen zu treffen .« Er kicherte
krampfhaft. »Das würde mir Spaß machen, Sie Wanze .«
    Mein erster optimistischer
Gedanke, ich könnte ihn dazu reizen, einen voreiligen Schuß abzugeben,
verschwand spurlos.
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