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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Perry
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jedoch Dinahs Leben und Joel Lambourns Ruf. Vielleicht erreichte er auch noch Gerechtigkeit für Zenia Gadney.
    »Mrs Herne«, begann er.
    Kein Laut war im Saal zu hören.
    »Mrs Herne, Sie haben die Aussage gehört, der zufolge Ihr Bruder, Joel Lambourn, höchstwahrscheinlich von einer Frau ermordet wurde, der er vertraute, nachdem diese sich mit ihm für die Nacht seines Todes verabredet hatte? Völlig arglos begleitete er sie in den Greenwich Park. Auf dem One Tree Hill machten sie eine Pause. Es ist möglich, dass es ihr irgendwie gelang, ihm eine Spritze zu setzen. Wahrscheinlicher dürfte es aber sein, dass sie ihm ein Getränk anbot, dem er kräftig zusprach, während sie nur so tat, als nippte sie daran. Es war extrem stark mit Opium versetzt. Ihm wurde schwindlig, und binnen Kurzem verlor er das Bewusstsein. Dann schlitzte sie ihm mit einer Klinge, die sie mitgebracht hatte, die Pulsadern auf und ließ ihn allein in der Dunkelheit verbluten.«
    Amity schwankte im Zeugenstand und krallte sich an das Geländer, um nicht zu stürzen.
    Rathbone fuhr fort: »Es wurde die Vermutung geäußert, dass diese Frau, der er vertraute, seine erste und vor dem Gesetz einzige Gattin war, die wir als Zenia Gadney kennen. Das soll sie getan haben, weil Ihr Mann sie dafür bezahlte.«
    »Ich weiß«, flüsterte Amity.
    Coniston erhob sich halb, nur um sich wieder zurücksinken zu lassen, das Gesicht blass, die Augen in widerwilliger Faszination weit aufgerissen.
    »Warum sollte Ihr Mann so etwas tun?«, fragte Rathbone.
    Amity schwieg.
    »Um seinen Vorgesetzten, Sinden Bawtry, zu schützen«, antwortete Rathbone für sie. »Und natürlich seinen Opiumkonsum zu gewährleisten. Er ist süchtig, nicht wahr?«
    Sie sagte nichts, nickte aber schwach.
    »Schwer abhängig«, bekräftigte Rathbone. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Bawtry ihn darum gebeten hat. Ihr Mann ist schwach und ehrgeizig, aber er ist kein Mörder. Er hat weder Ihren Bruder noch Zenia Gadney umgebracht.«
    Erneut wurden auf der Zuschauergalerie Schreie laut, und nur mit Mühe konnte Pendock für Ruhe sorgen.
    »Es war eine Frau, die Dr. Lambourn umbrachte«, fuhr Rathbone fort, sobald sich der Lärm gelegt hatte. »Aber nicht die arme Zenia. Sie waren es, Mrs Herne, weil Sinden Bawtry Ihren Mann darum gebeten hatte, dem jedoch der Mut fehlte. Ihnen dagegen nicht. Mehr noch, Sie hätten so gut wie alles gewagt, denn Sie taten es für Ihren Liebhaber, Sinden Bawtry!«
    Der nun einsetzende Tumult übertönte jedes weitere Wort.
    Pendock drosch wütend mit dem Hammer auf sein Pult und brüllte: »Ruhe, oder ich lasse den Saal räumen!«
    Diesmal kehrte binnen Sekunden Stille ein.
    »Danke, Mylord.« Rathbone wahrte auch jetzt noch Würde und Höflichkeit. Er wandte sich wieder Amity Herne zu. »Aber Dinah weigerte sich, das zu akzeptieren. Sie wollte verhindern, dass die Leute an Joels Selbstmord glaubten. Sie weigerte sich, diese Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Doch da konnten Sie, Mrs Herne, nicht tatenlos zuschauen. Wenn sie hartnäckig geblieben wäre, wäre in die Debatte über Opium auch zwangsläufig das Verbot seines Verkaufs zusammen mit Spritzen und speziellen Nadeln eingeflossen. Die Folge wären Gesetze gewesen, die diesen Handel unter harte Strafen stellten. Der Premierminister hätte auf keinen Fall ignorieren können, was Joel Lambourn ihm darüber berichtet hatte. Ihr Mann wäre in tiefe Verzweiflung gesunken und vielleicht gestorben. Ich weiß nicht, ob Sie etwas darauf gegeben hätten – vielleicht nicht? Vielleicht hätten Sie ja Vorteile von seinem Tod gehabt. Aber Sinden Bawtry wäre am Ende gewesen. Das Vermögen, das er mit vollen Händen für seine Karriere und für wohltätige Werke ausgab, wäre schnell versiegt. Hätte er weiter Opium verkauft, wäre er vor dem Gesetz zum Verbrecher geworden und hätte seine Tage im Gefängnis beenden müssen. Um das zu verhindern, waren Sie zu allem bereit.«
    Er unterbrach sich, um Luft zu holen.
    »Ich weiß nicht, ob Dinah sich irgendetwas davon selbst zusammengereimt hat«, fuhr er mit unverminderter Vehemenz fort. »Wohl eher nicht, denke ich. Sie glaubte an ihren Mann und schloss kategorisch aus, dass er je Selbstmord begangen hätte. Sie wusste, dass sie nicht Zenias Mörderin war. Das waren, glaube ich, ebenfalls Sie , Mrs Herne. Sie haben sich in den Geschäften in der Copenhagen Place als Dinah Lambourn ausgegeben. Zwar wussten Sie genau, wo Zenia lebte, aber Sie wollten auf diese
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