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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Perry
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gewidmet hatte, und zugleich ein vernichtendes Urteil.
    Rathbone blickte zu den Geschworenen hinüber. Sie waren vor Entsetzen erstarrt. Mit einem Schlag hatten sie eine schreckliche Wahrheit begriffen. Für Zweifel war kein Raum mehr, nur noch für Schock.
    Dann fuhr er zur Galerie herum, wo Barclay Herne, das Gesicht aschfahl, die Augen tief in den Höhlen, um Worte rang, aber keine hervorbrachte.
    Zu beiden Seiten rückten seine Nachbarn von ihm weg und schlangen ihre Mäntel um sich, für den Fall, dass schon seine bloße Berührung genügte, um sie zu vergiften.
    Pendock verlangte mit brüchiger Stimme Ruhe.
    Herne war jetzt aufgesprungen und starrte wild in alle Richtungen, als suchte er irgendwo Rettung. »Bawtry!«, schrie er verzweifelt. »Um Himmels willen!«
    Hinter ihm erhob sich nun auch der Angesprochene. Wie jemand, dem eben erst eine schreckliche Erkenntnis gedämmert war, schüttelte er langsam den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte er in normalem Ton, der in der plötzlichen Stille bis in die hintersten Winkel zu vernehmen war.
    Alle Blicke schossen zwischen den zwei Männern hin und her. Inmitten dieser atemlosen Stille flog die Tür auf, und Hester Monk platzte herein, einen Schritt hinter ihr die hagere Gestalt Alvar Doultings.
    Aufgeschreckt vom Türenknallen, wirbelte Sinden Bawtry zu ihnen herum.
    Doulting starrte Bawtry an. Hester schien ihn zu stützen, als er mühsam einen Arm hob und auf Bawtry zeigte. »Das ist er!«, ächzte er, nach Luft schnappend. Er zitterte am ganzen Leib und schien dem Zusammenbruch nahe, doch seine Stimme wurde lauter. »Das ist der Mann, der mir und weiß Gott wie vielen anderen Opium und Spritzen verkauft hat! Zu viele habe ich sterben sehen! Ein paar davon habe ich in Armengräbern verscharrt. Bald werde ich selbst in einem enden.«
    Aufgestautes Entsetzen und Wut entluden sich endlich in einer Explosion. Niemand blieb mehr ruhig sitzen.
    »Ruhe!«, schrie Pendock mit dunkelrot verfärbtem Gesicht.
    Doch keiner achtete auf ihn. Die Gerichtsdiener versuchten, sich durch die Menge zu kämpfen, um Bawtry zu helfen oder wenigstens zu verhindern, dass er zu Tode getrampelt wurde.
    Amity Herne, immer noch hoch oben im Zeugenstand, konnte nichts tun. Die nackte Angst stand ihr im Gesicht. Vergeblich rief sie in ihrer Verzweiflung Bawtrys Namen – keiner hörte das in diesem Lärm oder scherte sich um sie.
    Coniston wirkte wie ein verirrtes Kind, das auf der Suche nach irgendetwas Vertrautem erst in die eine, dann in die andere Richtung läuft.
    Pendock forderte immer noch Ruhe. Ganz allmählich legte sich der Lärm. Saaldiener geleiteten Bawtry ins Freie und bauten sich dann vor den Türen auf. Hester führte Doulting zu einem Sitz in der hintersten Reihe, wo die Leute ihm Platz machten – oder vielmehr möglichst weit auswichen, als wäre seine persönliche Hölle eine ansteckende Krankheit.
    Zu guter Letzt konnte Pendock die Gemüter so weit beruhigen, dass eine Fortsetzung der Verhandlung möglich war.
    »Sir Oliver!«, fauchte Pendock wütend. »Haben Sie diesen Gefühlsausbruch absichtlich herbeigeführt? Haben Sie dafür gesorgt, dass diese … diese grässliche Szene sich hier abspielen konnte?!«
    »Nein, Mylord. Ich ahnte nicht, dass Dr. Doulting den Mann erkennen würde, der ihm sozusagen das Grab geschaufelt hat.« Das entsprach freilich nicht ganz der Wahrheit. Als er zusammen mit Hester die Konfrontation geplant hatte, hatte er sehr wohl mit einer Enttarnung gerechnet, allerdings mit der von Barclay Herne als Verkäufer wie auch als Süchtigem.
    Pendock setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich dann aber anders. »Haben Sie weitere Fragen an Mrs Herne?«, erkundigte er sich stattdessen.
    »Ja, Mylord, wenn es genehm ist«, antwortete Rathbone demutsvoll.
    »Dann bitte.« Pendock hob die Hand nur wenig, doch die Geste war unmissverständlich.
    »Danke, Mylord.« Damit wandte sich Rathbone wieder Amity zu, die inzwischen aussah, als hätte sie soeben die Nachricht von ihrem eigenen Tod vernommen.
    Jetzt lag es ganz bei ihm. Er musste den Sachverhalt nur noch den Geschworenen so klar vor Augen führen, wie er ihn sah. Einen Freispruch wegen begründeter Zweifel strebte er jetzt nicht mehr an. Was er wollte, war ein donnerndes »Nicht schuldig!«. Was danach aus Bawtry wurde, war Sache einer anderen Rechtsprechung und spielte sich vielleicht nur auf der Bühne der öffentlichen Meinung ab. Eindeutig in seinen Verantwortungsbereich fielen
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