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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Perry
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leidenschaftlich war, dass sie ihren Mann ermordete, der ihr fünzehn Jahre lang mit Geld und einer gewissen Fürsorglichkeit zur Seite gestanden hatte? Dann müssen Sie aber zwingende Beweise haben! Der Gedanke ist offen gesagt … absurd!«
    »Es gibt durchaus Indizien.« Erneut wählte Rathbone seine Worte mit Bedacht. »Zwingend sind sie nicht, aber je länger ich sie erwäge, desto logischer erscheinen sie mir. Halten Sie sich doch nur den denkbaren Fall vor Augen, dass Herne dringend darauf angewiesen war, Lambourn zum Schweigen zu bringen, ihn gründlich zu diskreditieren, damit niemand auch nur einen Bruchteil von seinen Ergebnissen glaubte, wenn er sie denn irgendwem anvertraute. Lambourn selbst zu töten, das wagte er nicht. Womöglich war der Mann sich der Gefahr für sein Leben bewusst und hütete sich davor, ihn allein anzutreffen. Und natürlich musste er jeden Verdacht von sich ablenken.«
    »Ich verstehe«, murmelte Bawtry vorsichtig.
    »Folglich verspricht er Zenia Gadney einen Betrag, der für seine Verhältnisse bescheiden ist, ihr aber wie ein Vermögen vorkommt.«
    »Aber … Mord?« Bawtry war immer noch alles andere als überzeugt.
    »Ein sanfter Mord«, erklärte Rathbone. »Sie bittet Lambourn um ein Rendezvous, von dem Dinah nichts erfahren darf. Dafür lassen sich viele Begründungen denken. Sie nimmt ein Messer mit oder vielleicht eine offene Rasierklinge. Und natürlich hat sie eine starke Dosis Opium dabei, das sie womöglich in einem wohlschmeckenden Getränk aufgelöst hat, damit ihm der Geschmack nicht auffällt. Oder Herne hat ihr eine vorab aufgezogene Spritze gegeben.«
    Bawtry nickte, als glaubte er Rathbone allmählich.
    »Sie wählt einen passenden Treffpunkt, vielleicht im Park«, fuhr Rathbone fort. »Sie steigen gemeinsam den One Tree Hill hinauf. Von dort oben hat man ja einen lohnenswerten Blick auf den Fluss. Sie bietet ihm etwas zu trinken an. Nach dem Anstieg ist er froh darüber. Bald wird er schläfrig, und sie setzen sich ins Gras. Er verliert das Bewusstsein. Dann schlitzt sie ihm die Pulsadern auf und lässt ihn verbluten. Das Messer oder die Rasierklinge steckt sie wieder ein, bevor man ihr am Ende noch auf die Spur kommt. Ebenso das Gefäß für das Opium. Vielleicht war es verhältnismäßig groß. Sie könnte so getan haben, als tränke sie ebenfalls daraus, damit er nicht Verdacht schöpfte.«
    Bawtry erschauerte. »Das ist ein schreckliches Bild, das Sie da entwerfen, Sir Oliver, aber durchaus glaubwürdig. Doch wie soll sie sich dann selbst umgebracht haben? Noch dazu auf diese Weise? So sehr ihr Gewissen sie auch gequält haben mag, diese Verstümmelungen kann sie sich doch unmöglich selbst zugefügt haben!«
    »Natürlich nicht«, stimmte Rathbone ihm zu. »Wie auch immer, der Polizeiarzt glaubt, dass das erst geschah, als sie bereits tot war. Gott sei Dank. Nein, ich vermute, dass sie versuchte, Herne um noch mehr Geld zu erpressen, und er begriff, dass er auch sie töten musste – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern um vor ihr sicher zu sein. Vielleicht hatte er das sogar von Anfang an beabsichtigt.«
    Bawtry hatte ihm, die Lippen fest aufeinandergepresst, zugehört. Mit einem knappen Nicken erwiderte er: »Das ist abscheulich, aber ich gestehe Ihnen zu, dass mir jetzt einleuchtet, inwieweit es zutreffen könnte. Nur, was genau wünschen Sie von mir zu hören?«
    »Haben Sie irgendwelche Kenntnisse, mit welchen sich die Abfolge, die ich gerade umrissen habe, widerlegen ließe?«, fragte Rathbone. »Irgendetwas über Lambourn oder – was wahrscheinlicher ist – über Barclay Herne?«
    Lange saß Bawtry schweigend da, ein Bild völliger Konzentration. Schließlich hob er den Kopf und blickte erst Monk, dann Rathbone eindringlich an. »Nein, Sir Oliver, ich weiß von nichts. Ich kann nicht beurteilen, ob Ihre Theorie zutrifft oder nicht, aber ich sehe auch nichts, was sie unmöglich erscheinen lässt. Sie haben mehr als begründete Zweifel an Dinahs Schuld geweckt. Meiner Meinung nach werden Ihnen sowohl der Richter als auch die Geschworenen zumindest das zugestehen müssen.«
    Endlich ließ Rathbones Anspannung nach. »Danke, Mr Bawtry. Es war sehr freundlich von Ihnen, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben.«
    Bawtry neigte höflich den Kopf, erhob sich und verließ das Zimmer.
    Monk nickte Rathbone zu. »Bereit für den nächsten Schritt?«
    Der Anwalt holte tief Luft. »Ja.«
    Als der Prozess am frühen Nachmittag fortgesetzt wurde, rief
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