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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Stinktier auf die Hunde zu und vollführte in ihrer Richtung ein paar kleine Hüpfer, die bewirkten, daß sie alle davonstoben. Dann drehte es sich um und ging mit uns ebenso vor, worauf wir ebenso schnell wie die Hunde die Flucht ergriffen. Nachdem das kleine Tier den Kreis durchbrochen hatte, ließ es den hübschen Schwanz ein paarmal auf und ab schnellen und sprang mit einem selbstzufriedenen Ausdruck durchs Gras davon.
    Da wir keineswegs den Wunsch hegten, mit ihm nähere Bekanntschaft zu schließen, riefen wir die Hunde ab und setzten unseren Weg fort. Der Hund, der von dem Stinktier bespritzt worden war, roch nach dieser Begegnung noch drei bis vier Tage fürchterlich, wenn auch allmählich immer schwächer; doch als wir weiterzogen, begleitete uns der Skunksgestank, der am Fell des Hundes hing, durch die Nacht.
    Es ist schwierig, Stinktiere zu fangen und sie in Gefangenschaft zu halten. Läßt man ihnen die Stinkdrüsen, so können sie jederzeit ihre übelduftende Flüssigkeit ausspritzen, wenn sie erschreckt werden. Diese Drüsen kann man durch eine einfache Operation entfernen, aber wirklichen Erfolg hat man damit nur bei einem jungen Exemplar.
    Einige Zeit später veranlaßte uns das Hundegebell abermals zu einem wilden Lauf durch Gras und Disteln, und diesmal hatte unser Rudel wirklich ein Gürteltier aufgestöbert, das seiner Höhle zuschoß, so schnell es die kurzen Beine zu tragen vermochten, während die Hunde, vor Aufregung wild kläffend, nebenher liefen und nach seinem Rücken schnappten, ohne jedoch gegen seinen Panzer etwas auszurichten. Wir fingen es ohne Mühe, denn wir holten es einfach ein, packten es am Schwanz, hoben es hoch, und bald darauf hatten wir es sicher in einem Sack. Höchst ermuntert durch unseren ersten Fang jagten wir eifrig weiter, da wir noch eins zu fangen hofften; aber unsere nächste Begegnung spielte sich mit einem ganz anderen Geschöpf ab.
    Wir waren den Hunden nahe auf den Fersen und kamen gerade an einem kleinen Dickicht vorbei, als ein rattenförmiges Geschöpf hervorsauste und zwischen den Disteln verschwand. Die Hunde nahmen die Verfolgung auf, und wir sahen, daß sie das Tier einholten und danach schnappten, worauf es tot umfiel. Die Hunde wurden abgerufen, und wir näherten uns dem toten Tier. Es entpuppte sich als eine Beutelratte, die ungefähr so groß wie eine kleine Katze ist und ein langes Nagetiergesicht hat. Das Fell war schokoladebraun und weißlich gescheckt, der lange Schwanz ähnelte dem einer Ratte, und die kahlen Ohren sahen wie winzige Maultieröhrchen aus. Als ich mich bei den Männern beschwerte, daß die Hunde das Tier getötet hatten, lachten sie schallend und bedeuteten mir, näher hinzusehen. Wahrhaftig, als ich es im Schein der Taschenlampe betrachtete, konnte ich sehen, daß es immer noch atmete, allerdings so schwach, daß es kaum wahrzunehmen war. Mochte ich es auch hin und her bewegen, sogar herumdrehen, es blieb schlaff, allem Anschein nach leblos; aber in Wirklichkeit war das seine Verteidigungsmethode, denn es hoffte, daß wir schließlich Weggehen würden, weil wir es für tot hielten, und dann hätte es ungehindert entrinnen können.
    Doch als wir unseren Gefangenen in einen Sack steckten, merkte er, daß wir auf seinen Trick nicht hereingefallen waren; er wurde lebendig, strampelte und wand sich, fauchte mit offenem Mäulchen wie eine Katze und schnappte wild nach uns.
    Später fingen wir noch viele Beutelratten, und alle mit Ausnahme der ganz jungen, die den Kniff des Scheintodes offenbar noch nicht erlernt hatten, versuchten uns auf genau gleiche Weise zu narren.
    Auf dem Rückweg zur Ranch fanden die Hunde noch ein Borstengürteltier, und diesmal gewann ich einen Eindruck von der großen Kraft des kleinen Tieres. Es war nicht weit von seiner Höhle entfernt, als die Hunde es aufstöberten, und wir waren ihm ziemlich nahe; aber als wir es glücklich einholten, hatte es den Eingang zu seinem Tunnel erreicht. Einer der Männer warf sich in prachtvollem Hechtsprung hin und erwischte den Schwanz, gerade als das Gürteltier im Boden verschwand. Keuchend lagen ein anderer Mann und ich neben dem ersten, und jeder von uns packte ein Hinterbein des Gürteltiers. Jetzt war das Tier nur mit dem Vorderteil im Tunnel, aber es grub sich mit seinen kräftigen Nägeln in die Erde ein, krümmte den Rücken und verkeilte sich auf diese Weise im Höhleneingang. Tatsächlich verhinderte es, daß wir drei Männer es herauszogen, obwohl wir mit allen
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