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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg
Autoren: Manolo Link
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mir zu.
    »Ich kann mich ebenfalls nicht daran erinnern«, meinte Yajaira. Bernd setzte sich auf den Stuhl. Ich erzählte ihnen die Geschichte. Mit erstaunten Augen sahen sie mich an.
    »Was ein Mensch nicht alles erleben kann auf dem Camino«, sagte Bernd.
    »Deine Worte«, meinte Yajaira, »klingen klarer, sind ausdrucksstärker geworden seit unserer ersten Begegnung.«
    »Der Camino verändert Menschen«, fügte Bernd hinzu.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Den Satz habe ich des öfteren gehört.«
    Yajaira nickte.
    Ich sah Bernd an, dann Yajaira: »Ich glaube, dass mir der Abschied von euch nicht so schwer fällt, wie ich befürchtet habe. Denn ich habe das sichere Gefühl, dass wir uns bald wiedersehen werden.«
    »Das glaube ich auch«, lächelte Yajaira.
    Ich zog meine Schuhe an. Bernd und Yajaira schulterten ihre Rucksäcke. Gemeinsam gingen wir zu Estibaliz. Sie umarmten sich. Bernd und Yajaira versprachen wiederzukommen. An der Bushaltestelle trafen wir auf Hansi und viele Pilger. Der Bus kam, Bernd drückte mich.
    »Halt die Ohren steif, danke und mach’s gut. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.«
    »Danke für alles, Bernd, kommt gut nach Hause. Ich bin überzeugt, dass wir uns wiedersehen.«
    Yajaira zeichnete ein Kreuz auf meine Stirn und sah mir tief in die Augen: »Behalte einen klaren Kopf und danke.«
    »Danke Yajaira und... buen camino.«
    Sie stiegen in den Bus. Ich ging ins nächste Restaurant und bestellte ein Glas Rotwein. Dann machte ich mich auf den Weg zum Ancora, packte meinen Rucksack und ging zum Mar de Fora, wo ich Hansi entdeckte, der die wärmenden Sonnenstrahlen sichtlich genoss. Hansi bot mir ein Bier und eine Zigarre an, die ich dankend ablehnte.
    »Ich habe den Entschluss gefasst, morgen nach Hause zu fahren«, sagte ich zu meinem neuen Freund.
    »Dann werde ich entscheiden, ob ich nach Finisterre ziehe.«
    »Vielleicht kannst du mit mir nach Hause fliegen. Wir können im Internet nachsehen, ob es noch freie Plätze gibt.«
    »Das wäre schön, dann bliebe mir hier ein weiterer Abschied erspart. Seltsamerweise sehne ich mich nach der Wärme einer Frau. Nicht so sehr nach Sexualität. In den Armen einer Frau zu liegen, ihre Nähe, ihre Wärme zu spüren, danach sehne ich mich. Fast vier Jahre hatte ich keine Beziehung mehr.«
    Gegen sieben packten wir unsere Sachen.
    »Lass uns den Holzsteg hochgehen«, sagte ich.
    »Ich möchte lieber geradeaus, durch den Sand gehen«, meinte Hansi.
    »Ich bevorzuge den Steg, weil die Aussicht aufs Meer von dort oben schöner ist.«
    »Lass uns über den Sand gehen«, beharrte Hansi.
    »Na gut, wenn du unbedingt willst.«
    Minuten später kam uns eine junge hübsche Frau mit blonden Haaren entgegen.
    »Hello Jean, how are you?«, begrüßte Hansi sie.
    »Hello Hansi, how are you? Nice to see you again.«
    »That’s Manolo, a friend of mine. Das ist Jean aus Irland.«
    Jean streckte mir ihre schlanke Hand entgegen: »Nice to meet you.«
    Ich schüttelte ihre Hand und brachte lediglich ein »Hello«, hervor. »Show me your eyes«, sagte Jean.
    Ich verstand nicht. Hansi übersetzte: »Sie möchte deine Augen sehen, nimm die Sonnenbrille ab.« Ich nahm die Brille ab und schaute in schöne blaue Augen, die mich anstrahlten. Hansi fragte Jean, ob sie am Abend mit uns im Ancora essen möchte. Jean versprach zu kommen. Wir sagten good bye und gingen zum Hotel. Hansi erzählte von seinen Begegnungen mit Jean, dass sie eine äußerst liebenswerte Frau sei und viele Jahre als Marketing-Expertin in Argentinien, Italien, Schweden, England, Irland und auch in Hamburg gearbeitet habe, weshalb sie die deutsche Sprache ein wenig verstehe, doch so gut wie nicht spräche.
    Vor dem Abendessen teilte ich Estibaliz und Gina mit, dass ich am morgigen Tage abreisen würde. Hansi fand für mich im Internet einen Platz in seiner Maschine. Er fragte, ob er den Flug buchen solle. Obwohl ich mich riesig darüber freute, sagte mir mein Gefühl, abzuwarten. Weshalb das so war, wusste ich nicht - sollte es allerdings bald erfahren.
    Mir gegenüber saß Hansi, neben ihm Jean und ihr gegenüber Gina. Noch bevor wir unsere Essenswünsche äußern konnten, stellte Estibaliz uns eine Meeresfrüchte-Platte auf den Tisch, die uns in Staunen versetzte. Gina übersetzte Estibaliz' Worte: »Die Ancora-Familie möchte sich mit diesem Essen verabschieden und uns eine Freude machen.« Wir waren baff, bedankten uns mehrmals bei Estibaliz und fanden es unglaublich, was sich Wundersames um uns
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