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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer
Autoren: Fielding Joy
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verrückt«, erklärte Joanne scherzhaft, als sie zu dritt das Clubhaus verließen und auf den Parkplatz hinausgingen. »Ihr zwei habt doch Männer, die vollkommen in Ordnung sind.«
    »In Ordnung, ja«, sagte Eve, »aber weit davon entfernt, vollkommen zu sein.« Plötzlich wandte sie sich an Karen, die sie überrascht ansah. »Zu welchem Friseur gehst du zur Zeit eigentlich?« fragte sie und versuchte, den Blick nicht auf Karens neu gestrafften Oberkörper zu richten, was ihr aber nicht ganz gelang.
    Karen Palmer lächelte. »Zu Rudolph's . Da gehe ich schon seit Jahren hin.«
    »Ich muß unbedingt einen neuen Friseur finden«, sagte Eve mit Pokerface. »Ich habe die Nase voll von homosexuellen Friseuren. Du sagst ihnen, sie sollen dich so frisieren, daß du sexy aussiehst, und dann machen sie einen Jungen aus dir!« Sofort richteten sich alle Blicke auf Karens Busen. »Also, es war nett, dich mal wieder zu sehen.«
    Sie schauten zu, wie Karen in ihren Corvette stieg und dabei mit den Brüsten gegen die Tür stieß. »Den Dreh hab' ich noch immer nicht ganz raus«, erklärte sie verlegen. »Aber es hat sich gelohnt«, fügte sie hinzu, während sie den Motor anließ, »und wenn es nur für Jims Lächeln jeden Morgen wäre.«
    »Jetzt erzähle ich dir mal, was Brian zum Lächeln bringt«, sagte Eve, als Joanne und sie bei ihrem Wagen ankamen.
    »Entschuldigen Sie, Mrs. Hunter!« ertönte eine Männerstimme vom anderen Ende des Parkplatzes her. Joanne hob den Blick und sah den neuen Tennistrainer mit langen, lässigen Schritten auf sie zulaufen.
    »Ein Traum in Weiß«, spöttelte Eve.
    »Das haben Sie auf dem Platz vergessen«, sagte er, als er bei den Frauen angekommen war, und holte einen Schlüsselbund aus seiner Gesäßtasche.
    »Oh, um Gottes willen, danke schön. Immer lasse ich solche Sachen irgendwo liegen.« Joanne fühlte die Röte über ihr Gesicht bis auf die Kopfhaut kriechen, als sie ihre Hausschlüssel aus der Hand des Tennislehrers entgegennahm.
    »Bis nächste Woche.« Er lächelte und war verschwunden.
    »Mrs. Hunter ist ganz rot«, lachte Eve, als sie einstiegen.
    »Mrs. Hunter fährt jetzt nach Hause und stellt sich unter die Dusche.«
    »Meinst du, du kannst deine Schamhaftigkeit wegwaschen?« witzelte Eve.
    »Es macht dir wirklich Spaß, mich in Verlegenheit zu bringen, was?« fragte Joanne gutmütig.
    »Jawohl, es macht mir Spaß«, gab Eve zu, und beide Frauen begannen zu lachen. »Es macht mir wahnsinnigen Spaß!«
    Das Telefon klingelte, als Joanne gerade aus der Dusche kam. »Verdammt«, murmelte sie, wickelte ein Badetuch um ihren nassen Körper und lief zum Apparat neben dem Bett. »Hallo?« Niemand antwortete. »Hallo … hallo?« Sie sah zu, wie die Tropfen in einer Spur an ihrem linken Bein entlangliefen und in dem weichen beigen Teppichboden unter ihren Füßen versickerten. »Zum letztenmal … hallo?«
    Angewidert legte sie den Hörer auf. »Adieu«, sagte sie. Ihr Blick fiel auf einen der Arbeiter im Garten, der gerade unter dem Fenster vorbeiging. Er sah hinauf und starrte sie an, ließ aber nicht erkennen, ob er sie wirklich bemerkt hatte. Sofort duckte sie sich unter das Fensterbrett. Hatte er sie gesehen? Nein, dachte sie, während sie zum Bad zurückkroch. Sie hatte ihn sehen können, er sie jedoch nicht.
    Der Gedanke, daß sie jemanden beobachtet hatte, der davon nicht das geringste wußte, ließ Joanne einen Augenblick lang erschauern. Sie erreichte das Bad und sah sofort nach, ob die Jalousien auch wirklich richtig heruntergelassen waren. Erst dann richtete sie sich auf. Das Badetuch fiel von ihr ab und glitt auf den gefliesten Boden.
    Sie sah ihren nackten Körper im großen Spiegel und wandte den Blick instinktiv ab. Sie hatte sich noch nie gerne nackt betrachtet, auch nicht bevor die Jahre und die Schwangerschaften ihrem Körper mehr – besonders an ganz bestimmten Stellen – oder weniger zugesetzt hatten. Sie dachte an Karen Palmer, die ein paar Jahre älter war als sie und ihren Körper und ihre Psyche auf Biegen und Brechen dem Skalpell eines Chirurgen unterworfen hatte. Und für was? Für ihren Mann? Für ihre eigene Eitelkeit? Wie fühlte sich diese Frau, wenn sie sich jeden Tag selbst im Spiegel überraschte, jedes Jahr mit einem neuen Modell, wie eine neue Autoserie?
    Plötzlich fühlte Joanne sich zu dem Wandspiegel hingezogen; ihr Blick richtete sich auf ihr Gesicht. Das Älterwerden ist ein so erstaunlicher Prozeß, dachte sie. Ihre Finger krochen hoch
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